Ermittler haben den mutmaßlichen Drahtzieher eines spektakulären Cyber-Bankraubs gefasst, bei dem weltweit fast 40 Millionen Dollar wegkamen. Er wurde bereits im Dezember in Frankfurt festgenommen. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Sonntag auf Anfrage und bestätigte einen entsprechenden Bericht des Magazins "Der Spiegel". Die Düsseldorfer Staatsanwalt hat die Federführung bei der Aufarbeitung des Verbrechens in Deutschland. Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen türkischen Staatsbürger, der laut "Spiegel" als einer der talentiertesten Hacker der Welt gilt.
Er soll Kopf der Bande sein, die in einer Februar-Nacht 2013 in 24 Ländern weltweit mit manipulierten Kreditkarten insgesamt fast 40 Millionen Dollar erbeutet hatte. Hunderte Komplizen waren damals zeitgleich losgezogen, um Geldautomaten von Deutschland bis Japan zu plündern. Zuvor waren die Täter nach "Spiegel"-Informationen in das Computersystem eines IT-Unternehmens mit Sitz im indischen Bangalore eingedrungen und hatten die Datensätze von Kreditkarten gestohlen. Wie "Der Spiegel" berichtet, erhöhten die Hacker die Abhebesummen ins Unendliche. Danach fertigten die Kriminellen mit Hilfe der Daten und leeren Magnetkarten Duplikate der Kreditkarten an.
In Düsseldorf waren in der Nacht dank eines aufmerksamen Zeugen zwei Verdächtige festgenommen worden, als sie 170 000 Euro mit Kreditkarten-Dubletten abhoben. Der niederländische Tischler und seine Mutter wurden im November zu jeweils vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Die beiden Angeklagten hatten "aus Angst um das Wohlergehen ihrer Angehörigen" keine Hinweise auf die Hintermänner gegeben und damit eine höhere Strafe in Kauf genommen. Allein in Deutschland waren in Dortmund, Duisburg, Frankfurt, Mannheim, Koblenz, Hamburg, Bremen, Essen und Düsseldorf 1,8 Millionen Euro abgehoben worden.
Den entscheidenden Tipp in Frankfurt erhielten die Ermittler dem "Spiegel" zufolge vom amerikanischen Secret Service, der für Finanzermittlungen zuständig ist. Der kam dem mutmaßlichen Drahtzieher durch einen Kronzeugen auf die Spur. Als der Verdächtige in Frankfurt über das WLAN-Netz des Hotels E-Mails abrief, konnten die Amerikaner ihn lokalisieren und die deutsche Polizei informieren. (dpa/rs)