Milliardenumsätze wandern Jahr für Jahr über das Internet in den Handel. "Wir stehen mitten in einem Umbruch der gesamten Einzelhandelsbranche", sagte Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer der Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels (BVH), am Dienstag in Hamburg. Im laufenden Jahr werde der Online-Handel um knapp 25 Prozent auf 48,8 Milliarden Euro wachsen. Im vergangenen Jahr lag die Wachstumsrate bei knapp 42 Prozent auf 39,1 Milliarden Euro. Darin noch gar nicht enthalten sind digitale Güter wie e-Books, Musik oder Software und Dienstleistungen wie Fahrscheine, Flugtickets, Reisen und Konzertkarten. Damit wurden noch einmal 10,6 Milliarden Euro Umsatz gemacht.
Anders gesagt: In nur zwei Jahren gewinnt der Online-Handel mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz dazu. Der Anteil des Versandhandels am gesamten Einzelhandel (ohne Lebensmittel, steuerbereinigt) stieg allein im vergangenen Jahr von 9,4 Prozent auf 11,2 Prozent. Schon in wenigen Jahren könnten es nach Einschätzung von Experten 25 Prozent werden.
Mit dem Online-Handel wächst der gesamte Versandhandel, wenn auch nicht ganz so schnell. Die Prognose für 2014 läuft auf ein Plus von 15,5 Prozent auf knapp 56 Milliarden Euro hinaus; im vergangenen Jahr lag der Umsatz noch bei 48,3 Milliarden Euro. Längst ist das Internet zum dominierenden Bestellweg geworden. Brief, Postkarte, E-Mail oder Telefon verlieren rasant an Bedeutung. Dicke Frühjahrs- und Herbstkataloge gibt es nicht mehr, sondern hoch innovative Webseiten.
Immer mehr Kunden bestellen von unterwegs, mit dem Smartphone oder dem Tablet. Jeder zehnte Umsatzeuro kommt schon mobil zustande; mit 4,9 Milliarden Euro haben sich die Umsätze hier vervierfacht. "Vor allem das junge Zielpublikum ist längst bereit, technisch gerüstet und mit leistungsstarken Daten-Flatrates ausgestattet", sagte Verbandspräsident Thomas Lipke. Passende Apps des Handels und das schnelle Übertragungsprotokoll LTE sollen zusätzlichen Schub für das mobile Einkaufen bringen.
Für den stationären wie auch für den Versandhandel wächst die Vielfalt von Handelsformen und Anbietern. Es gibt Kunden, die sich im Internet informieren und dann im Laden kaufen. Oder umgekehrt. Oder einen Katalog lesen und dann im Internet bestellen. Der Händler muss überall präsent sein, auf allen Kanälen. "Wir müssen die sogenannte "Customer Journey", den Weg des Kunden vom ersten Werbekontakt bis hin zur Betreuung nach dem Kauf, virtuos managen", sagte Lipke. (dpa/rs)