Für das Projekt mit dem Namen "National Programme for IT (NPfIT)“ war unter anderem mit Vorteilen für Patienten und die staatliche Gesundheitsorganisation (National Health Service – NHS) geworben worden. Auf wenig Gegenliebe stieß das System jedoch bei den IT-Beschäftigten in mindestens vier der Krankenhäuser, in denen es bereits installiert wurde. Sie bemängeln vor allem die schlechte Kommunikation und Beratung durch die Projektleitung.
Die lokale IT-Leitung der Krankenhäuser fühle sich komplett von den Entscheidungsträgern im NPfIT-Hauptquartier abgeschnitten. Zudem wurde nach Angaben der Studie nicht auf lokale Wünsche und Bedürfnisse geachtet.
Neben den kommunikativen Problemen äußerten lokale IT-Verantwortliche zudem die Befürchtung, dass sie den laufenden Betrieb des neuen Systems nicht gewährleisten könnten. Die Beschäftigten hätten dafür schlicht zu wenige Informationen erhalten.
Projektkosten laufen aus dem Ruder
Die Probleme könnten nun die Umsetzung des Projektes gefährden. Zumal mittlerweile eine Kostenexplosion erwartet wird. Während die britische Regierung von Investitionen von 2,3 Milliarden britischen Pfund (4,1 Milliarden US-Dollar) ausgeht, gibt es Untersuchungen die einen Finanzbedarf von 31 Milliarden Pfund prognostizieren.
Für schlechte Stimmung im britischen Gesundheitswesen sorgt außerdem, dass wegen des Zentralisierungsprojektes andere Vorhaben auf Eis gelegt werden. So berichteten Krankenhäuser, dass sie die dringende Erneuerung von IT-Systemen für die Radiologie und Pathologie verschieben mussten. "Dadurch erhöht sich zwar das Risiko eines System-Fehlers, allerdings wäre der Kauf einer Zwischenlösung wesentlich kostspieliger“, kommentiert die Analyse.
1998 hatte das NHS die Einführung der elektronischen Patientenakte für alle Krankenhäuser in Großbritannien bis 2005 angekündigt. 2002 zeigte sich jedoch, dass zu diesem Zeitpunkt nur drei Prozent der Kliniken die ursprüngliche Zielvorgabe erreichen würden. Als neuer Termin für den Projektabschluss wird nun Ende 2007 genannt.
Für die Untersuchung sprachen die Analysten mit 23 IT-Managern, die in die Implementierung des Systems involviert waren. Sie wurden nach Kriterien wie Klinikgröße und finanzieller Stärke ausgewählt.