Dass mancher Firmenchef seiner IT-Abteilung den Geldhahn ein Stück weit zu dreht, ist offensichtlich. Gartner zufolge waren IT-Anbieter schon im vierten Quartal 2008 mit geringeren Investitionen und langsameren Entscheidungen auf Käuferseite konfrontiert. Von ihrem Spitzentreffen mit IT-Entscheidern im Dezember berichten die Berater, dass etwa acht Prozent der Projekte wegen des rauen Wirtschaftsklimas vor dem Aus stünden. Vor diesem Hintergrund geben die Berater deutschen CIOs elf Ratschläge, auf den Feldern IT-Dienste, Geschäftsprozesse und Technik. Veröffentlicht wurden sie unter dem Titel "German Perspective: 11 Options to Optimize IT Costs in 2009".
Outsourcing von IT-Services neu verhandeln
1. Bestehende Outsourcing-Verträge soll der CIO nachverhandeln. Das könne er in der zweiten Hälfte der Laufzeit eines Vertrags jederzeit tun. Jeder Zweite verhandelt bisher Outsourcing-Vereinbarungen nach, bevor sie ganz ausgelaufen sind. Im Durchschnitt lassen sich damit 20 Prozent der Kosten sparen. Allerdings müsse sich der IT-Leiter bewusst sein, dass er dabei unter Umständen niedrigere Service Levels in Kauf zu nehmen habe.
2. Beim Outsourcing vor allem in Offshore-Länder sehen die Berater von Gartner deutsche CIOs noch als zu zögerlich an. 29 Prozent sagen einer Umfrage zufolge, die Auslagerung in Billiglohnländer wie Indien komme für sie nicht infrage. Europaweit lehnen das nur 17 Prozent der Verantwortungsträger ab. Gartner betont, dass Offshore-Outsourcing mehr bringen könne als Kostenvorteile. Die Verlagerung von Aufgaben, die nicht zu den Kernkompetenzen der eigenen Mannschaft gehören, ermögliche es den in Deutschland sitzenden Experten innerhalb des Unternehmens, sich auf Innovationen und die Kunden zu konzentrieren.
3. Im dritten und letzten Ratschlag zum Thema Services befasst sich Gartner mit der eigenen Branche, den Beratern. Auch hier sollten die CIOs versuchen, Geld zu sparen. Konkret rät Gartner dazu, bei Verhandlungen auf Vereinbarungen mit geteiltem Risiko zu pochen. Wenn auch der Berater am Ergebnis seiner Vorschläge gemessen werde, sei er gezwungen, mehr zu leisten.
BPO für Buchhaltung und Personalwesen erwägen
4. Zwei der elf Ratschläge befassen sich mit Prozessen. Zum einen empfiehlt das Gartner-Papier, für die Buchhaltung ein Business Process Outsourcing (BPO) zu erwägen. Es biete große Sparmöglichkeiten. Jedes zweite Unternehmen in Europa, das diese Funktion ausgelagert hat, habe damit bis zu einem Fünftel der Kosten gespart.
5. Personalangelegenheiten eignen sich Gartner zufolge ebenfalls für BPO. Um ein Zehntel billiger könne das Personalwesen dadurch werden, wie Gartner aus Untersuchungen zum Thema ableitet. Wem das Outsourcing dieser Prozesse besonders gut gelinge, der könne pro Angestelltem ein Fünftel der Kosten für Human Resources sparen. In einzelnen Branchen, etwa Finanzen, könnten die Einsparungen sogar bis zu 50 Prozent betragen.
Umweltschutz und Sparen verbinden
6. Unter den Schlagworten Kostensenkung und auch Umweltfreundlichkeit stehen die Tipps von Gartner auf dem Feld Technologie. Wieder einmal preisen die Berater das Konzept Cloud Computing als schnell wirkendes Mittel, um IT-Leistungen aller Art flexibel einzukaufen. Sparen könne der IT-Chef dadurch bei Servern, Lizenzkosten und Stromversorgung der Rechenzentren.
7. Auf Multicore-Server zu setzen ist der zweite Strategievorschlag von Gartner auf dem Technikfeld. Dabei werden mehrere Prozessoren mit gleicher Taktfrequenz in einer Server-Einheit verbunden. Das ermögliche es dem IT-Chef unter anderem, den Lebenszyklus von Anwendungen zu verkürzen.
8. Auch um die Nutzerschnittstellen soll der IT-Chef sich in der Krise kümmern. Ein direkter wirtschaftlicher Nutzen innovativer Nutzer-Interfaces sei zwar schwer zu errechnen, geben die Berater von Gartner zu. Ein Gradmesser für die Notwendigkeit von Veränderungen auf diesem Feld könne aber die Zufriedenheit der Anwender mit den derzeitigen Schnittstellen sein.
9. Virtualisierung bewerben Berater schon seit langem als Werkzeug, um Geld zu sparen und die Umwelt durch weniger Energieverbrauch zu schonen. Auch Gartner führt den Ansatz in seinen elf Tipps wieder auf. Virtualisierung sei eine wichtige Neuerung. Der CIO erreiche damit Flexibilität und Kostensenkung. Weil der CO2-Ausstoß verringert würde, mache sich Virtualisierung auch gut als Propaganda-Instrument, um die Verantwortung einer Firma für die Gesellschaft zu zeigen.
10. Bei der mobilen Kommunikation sehen die Berater ebenfalls Potenzial für Einsparungen. Ihre Effizienz lasse sich steigern. Gelingen könne das zum Beispiel durch den Einsatz von mobilen Anwendungen auf schlanken Endgeräten (Thin Clients). Das mobile Internet sei der wichtigste Kanal der Zukunft, um das Unternehmen sowohl mit Mitarbeitern als auch Kunden zu verbinden. Auch zu Unified Communications rät Gartner den deutschen IT-Chefs. Bisher müssten viele zu komplexe und teure Kommunikations-Infrastrukturen verwalten.
11. Der elfte Tipp nimmt die Business Intelligence ins Visier. Es müssen nicht immer teure Anbieter sein, meinen die Gartner-Experten. Auch manches Open-Source-Angebot auf diesem Feld sei praxistauglich. Damit könne der CIO sofort Lizenzkosten sparen.
Den Service-Markt genau prüfen
Blindlings solle ein IT-Chef aber nicht alle elf Gartner-Ratschläge umsetzen, meinen die Berater selbst. Bevor er einen Vertrag über eine der elf zum Kostensenken vorgeschlagenen Optionen abschließe, solle er den deutschen Markt für IT-Services genau unter die Lupe nehmen. Auch die bekannten Risikofaktoren zum Beispiel beim Outsourcing dürfe er selbst vor dem Hintergrund großer Sparzwänge nicht ausblenden.