Ob Auto, Küchenmixer oder Waschmaschine - immer mehr Dinge gleichen heute Computern mit alltagstauglichem Zusatznutzen. Die Analysten von Aberdeen haben sich angesehen, wie Firmen diese "Embedded Software" managen. Fazit: Mit Software-Entwicklung allein ist es nicht mehr getan - die IT ist hier eingebettet in Marktforschung und Change Management.
Die Aberdeen-Studie "Embedded Software - The future of innovation in tomorrow’s products" basiert auf Angaben von 150 Unternehmen. Diese haben in unterschiedlicher Weise mit solcher Software zu tun.
Wie bei den US-Analysten üblich, werden die Umfrageteilnehmer drei Kategorien zugewiesen. Die besonders Erfolgreichen gelten als "Best in Class" (Bic). Sie stellen 20 Prozent des Feldes. Die mit den schlechtesten Ergebnissen sind die "Laggards" (deutsch: Trödler). Sie machen 30 Prozent aus. Der Rest bildet das Mittelfeld ("Average").
In diesem Report heißt das Folgendes: Wie die Bics erklären, arbeitet 89 Prozent ihrer Software so wie ursprünglich geplant, und das auch innerhalb des gesetzten Termins. Bei den Laggards gilt das nur für 47 Prozent der Software (Mittelfeld: 75 Prozent). Die Klassenbesten haben außerdem 88 Prozent der Produkte zum gewünschten Zeitpunkt auf den Markt gebracht (Trödler: 38 Prozent, Mittelfeld: 71 Prozent).
Darüber hinaus geben die Bics an, die geplanten Umsatzziele zu 87 Prozent erfüllt zu haben (Laggards: 51 Prozent, Average: 74 Prozent). Den kalkulierten Kostenrahmen hielten die Musterschüler zu 89 Prozent ein (Nachzügler: 39 Prozent, Mittelfeld: 73 Prozent).
Soweit die Charakteristiken der Studienteilnehmer. Unabhängig von diesen Ergebnissen wollte Aberdeen wissen, wo die größten Probleme rund um das Thema Embedded Software liegen. Hier ziehen die Analysten einen Vergleich zu einer ähnlichen Studie aus dem Jahr 2009. Ergebnis: Embedded Software scheint sich heute schwieriger zu gestalten als vor zwei Jahren.
Probleme mit Embedded Software nehmen eher zu als ab
So erklärt nach wie vor fast jeder zweite Befragte (2011: 49 Prozent, 2009: 48 Prozent), sich ständig verändernde Anforderungen bildeten das größte Problem. 40 Prozent sagen in der jetzigen Umfrage, sie müssten schon Daten liefern, bevor alle Anforderungen bekannt seien - 2009 waren es mit 32 Prozent deutlich weniger Teilnehmer. Heute berichten 39 Prozent, die Anforderungen seien ihnen oft unklar - vor zwei Jahren sagten das "nur" 19 Prozent.
Außerdem steht den Unternehmen wenig fach- und funktionsübergreifendes Wissen zur Verfügung. "Knowledge-Silos" lassen sich nur schwer aufbrechen. Das sagen heute 35 Prozent der Befragten, 2009 waren es 37 Prozent. Ebenfalls 35 Prozent geben jetzt zu Protokoll, Designs würden immer komplexer. 2009 waren es mit 26 Prozent sichtbar weniger.
Nichtsdestoweniger - die Best in Class machen es ja offenbar besser als andere. Aberdeen hat sich die Gründe dafür angesehen.
Demnach beschäftigen sich die Bics stärker mit den Wünschen ihre Kunden als der Rest des Feldes. 91 Prozent von ihnen erforschen und definieren Kundenwünsche, bevor sie damit beginnen, Anforderungen an die Embedded Software zu formulieren (Laggards: 73 Prozent, Average: 76 Prozent). Außerdem begleiten und gestalten die Musterschüler den gesamten Prozess mittels Change Management (Trödler: 39 Prozent, Mittelfeld: 57 Prozent).
Die Studienautoren haben einen genaueren Blick auf den Einsatz von Tools geworfen. Es zeigt sich, dass die Erfolgsfirmen überdurchschnittlich oft mit zentralen Repositorys für Software-Assets arbeiten. Dasselbe gilt für Block Diagramms, Integrated Development Environment (IDE) und System Engineering Tools. Darüberhinaus verfügen sie häufiger als der Rest des Feldes über eine integrierte Umgebung für Software Modeling und Coding sowie über integrierte Embedded Software- und Control Design-Werkzeuge.
Wie auch immer die Herausforderung Embedded Software zu meistern ist - Aberdeen geht davon aus, dass der Trend sich fortsetzt und immer weitere Produkte erfasst. Nachvollziehbar ist das schon heute in der Automobilbranche. Michael Gorriz, CIO von Daimler, erklärte denn auch im CIO-"Jahrbuch 2012: 38 Prognosen zur Zukunft der IT", die IT entwickle sich zum Rückgrat der Mobilität.
Daimler-CIO Gorriz: "IT wird entscheidender Schlüssel zur individuellen Mobilität sein"
Gorriz schreibt: "Ich wette, dass IT in zehn Jahren der entscheidende Schlüssel zur individuellen Mobilität sein wird. Dies schließt auch die IT im Fahrzeug ein. IT wird deshalb einen erheblichen Beitrag zur Wertschöpfung der Automobilhersteller beitragen."