Sie haben jüngst eine Umfrage gemacht: 80 Prozent der Leute, die regelmäßig beruflich in Telefonkonferenzen mit englischen Muttersprachlern zu tun haben, haben Probleme, sie zu verstehen. Können diese Leute alle kein Englisch?
McMaster: Es liegt eher an der Gegenseite: Muttersprachler können oft nicht gut in ihrer eigenen Sprache kommunizieren, wenn sie mit Nichtmuttersprachlern zu tun haben. Sie reden zu schnell und zu undeutlich, nehmen in ihrer Wortwahl keine Rücksicht und benutzen extrem viele idiomatische Ausdrücke. Auch starke Akzente können ein Problem sein. Damit sind viele Nichtmuttersprachler überfordert. In den meisten Fällen tun das die Muttersprachler nicht bewusst, aber die Fremdsprachler haben trotzdem das Gefühl, dass ihre Gesprächspartner ihre Sprache als Waffe benutzen.
Wie sollte man darauf reagieren?
McMaster: Die meisten Leute reagieren positiv, wenn man höflich auf die Probleme hinweist. Man kann von sich aus am Anfang eines Gespräches einfach frech behaupten: "I'm sorry, my English is not very good", selbst wenn das übertrieben ist. Als Signal funktioniert das. Ihr Gegenüber passt dann besser auf. Oder man fragt zwischendrin nach: "Excuse me, what does this expression mean?"
Als Nichtmuttersprachler müssen Sie selbstbewusst genug sein, um eine Wiederholung zu bitten oder den anderen zu unterbrechen. Wenn Sie als Deutscher mit einem Engländer sprechen, haben Sie das Gefühl, im Nachteil zu sein. Aber Sie sind doch derjenige, der eine Fremdsprache spricht. Darauf können Sie stolz sein.
Gefunden im manager magazin
Wie kann man, etwa in einer Telefonkonferenz, verhindern, dass die Muttersprachler das Gespräch dominieren?
McMaster: Sie müssen Strategien entwickeln, um die Kontrolle zu behalten. Sie müssen signalisieren, wenn Sie etwas nicht verstehen. Unterbrechen Sie immer wieder. Bitten Sie um Erklärungen. Sie brauchen auch ein paar Floskeln, um selbst ins Gespräch zu kommen. Legen Sie sich auch dafür ruhig einen Zettel am Telefon zurecht: "That's a very interesting point", "If I could add something here", "Could I comment on that". Das sind Floskeln, die signalisieren: Jetzt bin ich dran. Davon sollten Sie drei oder vier parat haben. Wenn Sie die verwenden, haben Sie außerdem auch noch ein paar Sekunden Zeit, um Ihre Gedanken zu formulieren.
Was kann man tun, wenn jemand bewusst seine sprachliche Überlegenheit ausspielt?
McMaster: Dann müssen Sie die gleiche Strategie nutzen, nur noch extremer. Ihnen muss klar sein, dass Sie das Recht haben, mitzusprechen. Sie können immer um eine Auszeit bitten, um zu überlegen. Sie können im schlimmsten Fall jemanden knallhart unterbrechen und ihm klar machen, dass es nicht Ihre Muttersprache ist, in der Sie verhandeln. Eine gute Technik ist es, das Gesagte noch einmal zu wiederholen: "If I understood you correctly, …", "so you mean …", notfalls, bis der andere es nicht mehr aushält. Sie können sich auch die Floskeln Ihres Gesprächspartnern zu eigen machen und ganze Formulierungen recyceln. Die meisten Leute merken das noch nicht einmal.
"Eine kurze Pause hilft enorm"
Wie kann ich ein Telefonat optimal vorbereiten?
McMaster: Wenn Sie wissen, dass Sie englisch reden müssen, können Sie ein paar Standardfloskeln lernen - schlagen Sie nach, wie man eine Nachricht hinterlässt, einen Termin ausmacht, eine Nachfrage stellt. Schreiben Sie sich diese Floskeln auf und legen Sie sie gut sichtbar auf Ihren Schreibtisch. Üben Sie, wie Sie sich vorstellen wollen, wie Sie nachfragen, wie Sie sich bedanken. Der wichtige Punkt ist, sich über das Ziel des Telefonats klar zu werden. Wollen Sie verhandeln? Brauchen Sie Informationen? Möchten Sie Informationen weitergeben?
Was ist aber, wenn man selbst angerufen wird und von jetzt auf gleich reagieren muss?
McMaster: Wenn es geht, drehen Sie die Sache um. Sagen Sie: "I'm sorry, I'm in a meeting, can I call you back in fifteen minutes?" Dann können Sie sich in Ruhe vorbereiten. Viele Leute sind sehr unsicher, wenn sie plötzlich mit einem englischen Gespräch konfrontiert werden. Eine kurze Pause, in der man sich darauf vorbereiten kann, hilft da enorm.
Floskeln und Klischees
Schwierig ist ja schon die Begrüßung. Der Ton im Englischen ist oft viel lockerer. Wann steigt man auf die Vornamen um?
McMaster: Man sollte sich führen lassen. Wenn Ihr Gesprächspartner Sie mit dem Vornamen begrüßt, können Sie das natürlich auch tun. Mit dem Nachnamen macht man aber grundsätzlich nichts falsch. Im schlimmsten Fall fühlt sich Ihr Gesprächspartner in dem harmlosen Klischee bestätigt, dass die Deutschen halt ein bisschen förmlich sind.
Welche Antwort erwartet mein Gesprächspartner auf die Floskel "How are you?"
McMaster: Es reicht, wenn Sie sagen: "Very well, thank you. And you?" Da kommt dann auch die Antwort: "Very well." Ihr Geschäftspartner erwartet keine detaillierte Beschreibung ihrer aktuellen Beschwerden. Es ist wirklich eine reine Floskel.
Stimmt es, dass Briten Deutsche oft als unhöflich empfinden, weil wir immer gleich so schnurstracks zur Sache kommen?
McMaster: Das ist ein Klischee, aber wie bei fast allen Klischees steckt etwas dahinter. Es ist ja nicht falsch, direkt zu sein. Das kann etwas sehr Positives sein. Im Schnitt sind Briten im Gespräch mehr personenzentriert, Deutsche eher auf die Sache fixiert. Weder das eine noch das andere ist richtig, aber wenn diese beiden Kulturen aufeinandertreffen, kann das ein Problem werden. Wenn Sie Englisch sprechen, ist es nicht falsch, sich dem britischen Stil anzupassen, aber ich würde es nicht übertreiben.