Enterprise Architecture klappt nur, wenn der CIO einen Verbündeten hat. Das erklärte auf der Jahrestagung des CIO-Circle in Köln Wolfgang Mai, Vice President und Chefarchitekt Enterprise Architektur bei der Briefsparte der Deutschen Post.
Ihrem Wesen nach ist Unternehmensarchitektur eigentlich ausgerichtet auf IT-Integrität, wie Mai beschrieb. "Eingefleischte Architekten" gebe es in seiner Zunft - IT-Manager, die am liebsten erst einmal mehrere Jahre planen und bauen mit dem Ziel, größtmöglichen Nutzen aus ihrer Architektur zu ziehen.
Ganz anders ticken die Fachbereiche. Sie zielen laut Mai bei der Bebauung der IT-Landschaft vor allem auf schnell erreichbaren, kurzfristigen Nutzen - nach dem Motto "Aufräumen können wir später", so Mai.
In Reinform verspreche keiner der beiden Ansätze Erfolg, meinte Wolfgang Mai. Der CIO ist gefordert, beide zu verbinden. Der IT-Chef brauche einen Sponsor: "Es gilt, jemandem im Fachbereich zu identifizieren, der tatsächlich das fachliche Problem hat."
Für die Vorteile von Enterprise Architecture werben
Habe der CIO einen solchen Unterstützer gefunden, könne er auch auf seinen Architektur-Prinzipien beharren. "Er baut dann, um Architektur-Kriterien zu erfüllen, und zwar indem er fachlichen Nutzen schafft", erklärte Mai. Diesen fachlichen Nutzen müsse der Chefarchitekt konsequent gegenüber Fachbereichen und Unternehmensleitung ausweisen.
Architektonisch saubere Lösungen umzusetzen dauert laut Mai nicht wesentlich länger als eine "dirty Lösung". Zu spät komme allerdings, wer eine Lösung erst vollständig plane bevor er mit den Projekten starte. Wolfgang Mais Rat: Die Entwicklung der Bebauungsplanung früh beginnen und Schritt für Schritt die notwendigen Informationen beschaffen und "iterativ die Zielarchitektur verfeinern".
Fachbereiche einbinden
Ein entscheidender Faktor fürs Gelingen ist laut Wolfgang Mai, dass der CIO ein "Domänenprinzip" beachtet. Domänen sind Einheiten wie beispielsweise der Kunde oder Aufträge. Die Handlungsfelder für einzelne Domänen müsse man den Fachverantwortlichen zuordnen, damit sie sich damit identifizierten, plädierte der Deutsche Post-Manager.
Mit Mais Vortrag startete auf der Tagung das Workshop-Programm, in dem die CIOs in Gruppen Fragen rund um Enterprise Architecture erarbeiteten. Zum achten Jahrestreffen des CIO-Circle kamen 120 IT-Verantwortliche nach Köln. Insgesamt wirken in der Anwendervereinigung knapp 900 CIOs mit. Mehr als 30 haben sich innerhalb des letzten Jahres neu angemeldet. Die nächste Jahrestagung findet im April 2011 in Frankfurt statt.