Der IT-Planungsrat von Bund und Ländern hat die Grundlage für einen bundesweiten Portalverbund geschaffen. Damit er erfolgreich umgesetzt werden kann, bedarf es einer Richtungsentscheidung der Länder, wie sie ihre Verwaltungsdienstleistungen online bereitstellen wollen. Es werden flächendeckende Lösung gebraucht.
Problembewusstsein wächst bei Bund und Ländern
Voraussetzungen für einheitliches E-Government wurden geschaffen
Länder müssen sich die Frage stellen: "Make or Buy?"
Der IT-Planungsrat (IT-PLR) ist das oberste Governance-Gremium der digitalen Verwaltung. Mit seiner Herbstsitzung Anfang Oktober, in der die Grundlagen für einen gemeinsamen Portalverbund geschaffen wurden, zeigt der IT-PLR zunehmend, dass er sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellt. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer einheitlichen Strategie sowie eines homogenen Angebots wächst.
Doch trotz ambitionierter E-Government-Visionen landet Deutschland, wie im E-Government Benchmark der EU deutlich sichtbar wird, immer noch im Mittelfeld. Indes sind die Ursachen des schlechten Abschneidens im internationalen Vergleich bekannt und werden häufig diskutiert, jedoch ohne konkrete Lösungswege aufzuzeigen.
Flächendeckende einheitliche Basisdienste fehlen noch
Unter anderem ist Deutschlands unzureichendes Ergebnis im E-Government Benchmark auf das heterogene Angebot im Land zurückzuführen. Für ein besseres Abschneiden muss zunächst der Fokus auf ein flächendeckendes Basisangebot gelegt werden und nur mit Augenmaß weitere Leuchttürme gebaut werden.
Der Portalverbund, der technisch angelegt ist, gibt hier die Richtung vor, indem er bundeseinheitliche Standards fordert. Mehr Berechenbarkeit und Nutzerorientierung soll auch durch die konsequente Umsetzung des Once-Only-Prinzips erreicht werden.
Notwendige Schritte zum Ziele
Im Digitalisierungsprogramm sollen fünfhundert Leistungen online gestellt werden, und zwar flächendeckend. Um diese große Herausforderung zu bewältigen, müssen konkrete, inhaltlich zusammenhängende Aufgabenbündel definiert werden. Dies könnten Partnerschaften bewältigen, die starke Behörden und Dienstleistungszentren der öffentlichen Hand aller föderalen Ebenen umfassen, sowie in diesen Aufgabenkomplexen erfahrene Anbieter aus der Privatwirtschaft.
Zudem herrscht Einigkeit über die FITKO (Föderale IT-Kooperationen), die als leistungsfähiger operativer Unterbau des IT-PLR fungieren soll, sowie über den Bedarf an finanziellen Mitteln, die zur Umsetzung dieses Programms bereitgestellt werden müssen.
Vor allem aber müssen neben den Ländern auch die Kommunen in geeigneter Form einbezogen werden, da sie am meisten mit den Bürgen kommunizieren. Zugleich sind die Kommunen aber auch gefordert: Eine grundlegende Verweigerung der flächendeckenden Einführung des E-Governments darf keine zulässige Handlungsoption mehr sein.
Make or Buy?
Entsprechend sollten Länder und Kommunen nun eine strategische Entscheidung treffen: Wollen sie bei allen Fachservices – von der Kfz-Anmeldung bis hin zum Elterngeld – in eigene Lösungen investieren (und die damit einhergehenden Anforderungen erfüllen) oder wollen sie den Aufwand vermeiden und sich bestehenden anschließen? Letzte Option erfordert weniger Einsatz, bedingt jedoch Orientierung an Standards und reduziert individuelle Gestaltungsfreiheit.
Ungeachtet dessen muss jeder Akteur sich die Frage über personelle und finanzielle Ressourcen stellen, um die jeweilige Option auch erfolgreich umzusetzen. Die Wahl zwischen "Make or Buy" ist eine bedeutsame Richtungsentscheidung, die sowohl die Entwicklung des jeweiligen Landes bzw. der jeweiligen Kommune als auch das föderale Zusammenspiel beeinflussen wird.
Die Digitalisierung der Verwaltung ist in eine entscheidende Phase eingetreten - es liegt nun an allen Parteien, die Chancen zu ergreifen. Notwendig dafür sind eine Bestandsaufnahme der eigenen Fähigkeiten und die Formulierung einer an den eigenen Interessen ausgerichteten Strategie.
Schleswig-Holstein vorbildlich
Die Digitale Agenda des Landes Schleswig-Holstein ist dafür ein gutes Vorbild. Sie basiert auf der Landesentwicklungsstrategie, die sich mit den Megatrends der kommenden Jahre befasst. Solche Beispiele können Orientierung bieten. Eine nationale E-Government-Agentur, die das NKR-Gutachten 2016 (Nationaler Normenkontrollrat) beinhaltete, kann bei der Identifikation solcher Beispiele helfen.
Die IT-Chefs der Bundesländer
Denis Alt, CIO von Rheinland-Pfalz Denis Alt ist neuer Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung. Der bisherige IT-Chef des Landes, Feodor Ruhose, wird Chef der Staatskanzlei.
Markus Richter, Bundes-CIO BAMF-Vizepräsident Markus Richter ist Bundes-CIO. Er löste Klaus Vitt ab, der Ende April 2020 in den Ruhestand ging.
Christian Pfromm, CDO von Hamburg Christian Pfromm ist seit Januar 2018 neuer CDO der Stadt Hamburg Sein genauer Titel lautet: "Chief Digital Officer / Leiter des Amtes für IT und Digitalisierung". Der CDO berichtet an den 1. Bürgermeister der Stadt Hamburg und an den Chef der Senatskanzlei. Zuvor war Pfromm von Juni 2011 bis Dezember 2017 Group CIO der BHF-Bank AG. CIO Jörn Riedel berichtet an ihn.
Bernd Schlömer, Landes-CIO von Sachsen-Anhalt Bernd Schlömer ist seit Oktober 2021 CIO des Landes Sachsen-Anhalt. Er folgte auf Rüdiger Malter, der das Amt seit April 2020 innehatte.
Hartmut Schubert, CIO in Thüringen Hartmut Schubert ist seit Dezember 2014 Staatssekretär im Thüringer Finanzministerium. Der Titel CIO kommt in der „Richtlinie für die Organisation des E-Government und des IT-Einsatzes in der Landesverwaltung des Freistaats Thüringen“ nicht vor. Dennoch erfüllt Schubert, der Beauftragte des Freistaats Thüringen für E-Government und IT, genau die Aufgaben und die Funktion des CIO. Mit dem Kabinettbeschluss der Richtlinie vom 7. Juli 2015 erhält Thüringen deshalb als letztes Bundesland einen Landes-CIO.
Thomas Popp, Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung als Mitglied der Sächsischen Staatsregierung (CIO) Im Januar 2020 ernannte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) CIO Thomas Popp zum Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung als Mitglied der Staatsregierung (CIO). Popp war bisher Landes-CIO in Sachsen.
Ina-Maria Ulbrich, Staatsekretärin, Mecklenburg-Vorpommern Ina-Maria Ulbrich ist seit November 2016 Staatsekretärin im neu geschaffenen Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern. Aus "Landesentwicklung" wurde nun "Digitalisierung". Die Juristin wurde 2002 Regierungsrätin und Referentin im Umweltministerium, beim Landkreis Ostvorpommern und im Wirtschaftsministerium. Von 2006 bis 2008 leitete sie das Büros des Ministers für Verkehr, Bau und Landesentwicklung, von 2008 bis 2011 war Ulbrich Leiterin des Büros des Ministerpräsidenten. Ulbrich vertritt das Land auch im IT-Planungsrat.
Ralf Stettner, CIO in Hessen Ralf Stettner ist Chief Information Officer und Bevollmächtigter der Hessischen Landesregierung für E-Government und Informationstechnologie (CIO) und folgt damit Patrick Burghardt, der im Januar 2024 das Amt des Oberbürgermeisters von Rüsselsheim übernahm. Stettner hatte von Ende 2018 bis Anfang 2024 die Position des Chief Information Security Officers (CISO) in der hessischen Landesverwaltung inne und war Leiter der Abteilung Cyber- und IT-Sicherheit und Verwaltungsdigitalisierung im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport.
Stefan Krebs, CIO in Baden-Württemberg Seit dem 1. Juli 2015 leitet Stefan Krebs die IT-Geschicke des Landes Baden-Württemberg als Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnologie (CIO/CDO). Der Diplom-Verwaltungswirt kennt sich mit Banken und IT-Sicherheit aus. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte die Feinplanung für die schrittweise Bündelung der bisher dezentralen IT-Einheiten der Landesverwaltung.
Daniel Sieveke, CIO in Nordrhein-Westfalen Nachdem Andreas Meyer-Falcke Ende 2023 in den Ruhestand ging, hat Nordrhein-Westfalen nun wieder einen IT-Verantwortlichen. Am 14. Mai 2024 entschied das Landeskabinett, die Funktion des Beauftragten der Landesregierung für Informationstechnik (CIO) an Daniel Sieveke zu übertragen.
Sven Thomsen, CIO von Schleswig-Holstein Seit Mitte Juli 2013 lenkt Sven Thomsen als CIO des Landes Schleswig-Holstein die Geschicke des Zentralen IT-Management Schleswig-Holstein (ZIT-SH). Im ZIT-SH sind die Aufgaben der ressortübergreifenden IT- und Finanzensteuerung für alle Fragen der Informations- und Kommunikationstechnologie zentralisiert. Wie auch in Hamburg ist Sven Thomsen nicht Staatssekretär und gehört nicht dem IT-Planungsrat an. Im IT-Planungsrat wird Schleswig-Holstein durch Knud Büchmann, Beauftragter der Landesregierung Schleswig-Holstein für Zentrale IT-, Organisations- und Personalentwicklung vertreten. Seit Mitte 2017 ist Thomsen an das neue Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) angedockt.
Elena Yorgova-Ramanauskas, CIO im Saarland Elena Yorgova-Ramanauskas, ist seit Juni 2022 Chief Digital Officer (CIO) im Saarland. Seit 2022 ist sie Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie.
Judith Gerlach, Staatsministerin für Digitales in Bayern Die Landtagsabgeordnete und Rechtsanwältin Judith Gerlach (CSU) ist seit November 2018 Staatsministerin für Digitales in Bayern. Das Ministerium wurde neu geschaffen. Das neue Staatsministerium übernimmt die Grundsatzangelegenheiten und die Koordinierung der Digitalisierung Bayerns, die bisher bei der Staatskanzlei angesiedelt waren. Das Ministerium soll sich außerdem um die strategischen Fragen der digitalen Verwaltung kümmern.
Jörn Riedel, CIO von Hamburg Seit 2008 hat Hamburg einen CIO. Den Posten hat seitdem Jörn Riedel inne. Angesiedelt ist er bei der Finanzbehörde der Hansestadt. Beim dortigen Amt für Organisation und Zentrale Dienste ist Riedel Abteilungsleiter für E-Government und IT-Steuerung. Anders als in anderen Bundesländern ist CIO Riedel nicht Staatssekretär - und gehört nicht dem IT-Planungsrat an. Hamburg vertritt in dem Bund-Länder-Gremium der Staatsrat der Finanzbehörde, Jens Lattmann. CIO Jörn Riedel verantwortet derzeit gleich mehrere übergreifende IT-Projekte in Hamburg.
Cornelius Everding, CPIO von Brandenburg In Brandenburg fließen die Fäden in IT-Angelegenheiten nicht bei einem CIO zusammen sondern beim CPIO - dem Chief Process Innovation Officer. Mit dieser Bezeichnung soll die Orientierung an Prozessen betont werden, sagte gegenüber CIO.de Cornelius Everding, der das Amt seit seiner Schaffung im August 2008 innehat. Everding sieht sich nicht als alleine für IT zuständig an, sondern setzt auf einen Dreiklang: Mit dem CPIO kümmern sich um IT-Themen der zentrale IT-Dienstleister von Brandenburg und der sogenannte RIO-Ausschuss, die Runde der Ressort Information Officers. Aktuelles Thema ist das Forschungsprojekt "Stein-Hardenberg 2.0". Der Bund, Hamburg und Berlin, der öffentlich-rechtliche IT-Dienstleister Dataport und das Potsdamer Institut für E-Government bearbeiten die Frage, wie sich das Gemeinwesen mit modernen Werkzeugen organisieren lässt. Den CPIO hat Brandenburg beim Innenministerium angesiedelt. Amtsinhaber Everding ist nicht Staatssekretär, weshalb er - wie Kollegen aus anderen Ländern - nicht im IT-Planungsrat sitzt. Dort spricht Innenstaatssekretär Rudolf Zeeb für das Bundesland.
Hans-Henning Lühr, Staatsrat im Bremer Finanzressort In Bremen ist die CIO-Funktion beim Staatsrat des Finanzressorts angesiedelt, Hans-Henning Lühr. Ihm direkt zugeordnet ist die Stabsstelle "Zentrales IT-Management und E-Government", die von Martin Hagen geleitet wird. Ein aktuelles Projekt der Bremer IT ist der einheitliche "Verwaltungs-PC": Ziel ist eine Standardisierung und die Professionalisierung des IT-Supports über alle Dienststellen hinweg. Im IT-Planungsrat vertritt Lühr Bremen.
Horst Baier, CIO von Niedersachsen Das Land Niedersachsen hat am 20. März 2020 Horst Baier zum IT-Bevollmächtigten ernannt. Formal agiert der 57-Jährige als IT-Bevollmächtigter und leitet die Stabsstelle "Informationstechnik der Landesverwaltung".