Als Egmont Foth im Frühling nach sieben Jahren die Unternehmensgruppe Fischer verließ, hinterließ er seinen Mitarbeitern mehr als nur eine Abschiedsfeier. "Ich hatte bei Fischer eine sehr gute Truppe, mit der ich hervorragend zurechtgekommen bin", sagt Foth. Diesen Menschen wollte er ein besonderes Abschiedsgeschenk zurücklassen: Er hat über das, was er und die Mitarbeiter beim Hersteller der Fischer-Dübel erreicht haben, ein Buch geschrieben. Anfang September erschien "Exzellente Geschäftsprozesse mit SAP" im Springer-Verlag.
Das Buch beschreibt auf Basis praktischer Erfahrungen, was bei SAP-Einführungen und der nachfolgenden Nutzung in internationalen Unternehmensgruppen zu berücksichtigen ist. Trotz zahlreicher SAP-Bücher kam diese Perspektive in der Literatur bislang zu kurz: "Mir ist bisher kein anderes Buch bekannt, das einen umfassenden Überblick über den Einsatz von SAP aus Anwendersicht gibt", weiß Foth. Das wussten scheinbar auch die Verlage, denen er das Manuskript anbot. Drei wollten es wie gelesen veröffentlichen, einer in gekürzter Form.
Entstanden ist ein Buch, das nicht nur CIOs interessieren dürfte: "Das Buch ist wertvoll für Führungskräfte aller Ebenen und Fachgebiete, die entscheiden müssen, wie Prozesse gestaltet und mit Systemen unterstützt werden", sagt Foth. Im Buch wird klar, dass ein SAP-Einsatz eine unternehmensweite Herausforderung ist, die alle Organisationseinheiten betrifft.
Neben seinem SAP-Wissen teilt Foth im Buch auch Management-Know-how, das er sich in den vergangenen Jahren angeeignet hat. Dazu zählen unter anderem Faktoren für das dauerhaft erfolgreiche Agieren von IT-Organisationen in schlanken Unternehmen. Foth stellte die Faktoren mit der Überlegung auf, was er Besonderes tut, damit seine Organisation erfolgreich ist.
Als Faktor Nummer eins nennt er "die richtigen Mitarbeiter mit kultureller Passfähigkeit, Begeisterung für dieselben Ideen, Erfüllung der Anforderungen des Unternehmens, die innovativ, eigenverantwortlich, engagiert, hoch motiviert und gut ausgebildet sind." Wenn man mit den richtigen Mitarbeitern zusammenarbeite, gehe alles viel einfacher, erläutert er. Man stecke Ziele und Rahmenbedingungen ab, vereinbare die Grundsätze, nach denen gearbeitet werde, und die Mitarbeiter erledigen ihre Aufgaben selbstständig.
Damit die Mitarbeiter selbstständig arbeiten können - das ist ein weiterer Erfolgsfaktor -, ist ein direkter unmittelbarer Informationsaustausch von besonders großer Bedeutung. Außerdem gibt Foth die Empfehlung, Probleme als Chancen zur Verbesserung zu betrachten. Bei Fischer hatte er ein sogenanntes "Problem Board" etabliert, das im Großraumbüro für alle Mitarbeiter sichtbar an der Wand hing: "Darauf haben wir die fünf größten Probleme notiert, welche Maßnahmen eingeleitet wurden und welche Ergebnisse wir erzielt haben", sagt er. Wenn solch ein Problem erfolgreich gelöst wurde, entstand ein Standard.
Prinzip des Lean-Managements
Weil Foth vor seiner Position in IT-Verantwortung unter anderem auch in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Marketing sowie als COO gearbeitet hat, spielen Prozesse, geschäftliche Anforderungen und Marktentwicklungen eine große Rolle für ihn. Ein weiterer zentraler Ratschlag im Buch lautet deshalb, nur stabile Prozesse in Informationssystemen abzubilden: "Prozesse sollte man erst dann in einem Informationssystem abbilden, wenn man sie vorher analysiert, optimiert und standardisiert hat und sie stabil laufen", erläutert Foth. In einem nächsten Schritt könne man sie überwachen und mit Kennzahlen Vergleiche anstellen.
Das Buch erläutert darüber hinaus auch das Prinzip des Lean-Managements, das vor mehr als 50 Jahren von Toyota erfunden wurde und seitdem vom Konzern praktiziert wird. Toyota verwendet nur ausgereifte Technologien und geht keine unnötigen Risiken ein. Was man realisieren möchte, wird im Vorfeld sehr ausführlich getestet. "Wenn Toyota sich aber für etwas entschieden hat, geht man dort sehr konsequent vor und realisiert es in kurzer Zeit", sagt Foth.
In kurzer Zeit realisierte der CIO auch sein Buchvorhaben. Foth, der gerne schreibt und schon mehrere Bücher veröffentlicht hat, verfasste sein aktuelles Buch im Wesentlichen zwischen Weihnachten und Neujahr. Dabei ist er sehr strukturiert vorgegangen: "Erst habe ich mir überlegt, welche Themen ich behandeln möchte ,und habe mir eine Stichwortliste mit möglichen Kapiteln gemacht, die das Buch enthalten soll", erläutert er seine Vorgehensweise. Beim Schreiben selbst habe er jeden Tag mindestens einen Abschnitt verfasst. "Es war einfach, so schnell zu sein. Ich habe ja über meine tägliche Arbeit geschrieben“, schmunzelt er. Die Materialien hatte er bereits alle vorliegen, und es fielen keine größeren Recherchen mehr an. Später folgten noch der Feinschliff und Korrekturen.
Die Erfolgsregel
Die Erfolgsregel zu den richtigen Mitarbeitern beachtet Foth auch in seiner neuen Position als CIO beim Brillenglashersteller Carl Zeiss Vision, wo er seit Mai arbeitet. "Meine erste und wichtigste Aufgabe ist es gerade, mir mein Team zusammenzustellen", berichtet er. Dafür führt er Interviews, wählt Kandidaten für neue Stellen aus, lernt die einzelnen Mitarbeiter kennen und entscheidet dann, für welche Positionen sie geeignet sind.
Weil der Brillenglashersteller weltweit mehr als 30 Standorte hat, ist Foth im August unter anderem in die USA, nach Portugal und Asien gereist. Ab September wird dann auch sein Buch die Reise auf Schreibtische antreten.