Business-Software

ERP aus der Cloud: Doch kein Auslaufmodell

01.09.2015 von Daniela Hoffmann
Traditionelle ERP-Anbieter haben oft noch kein Cloud-Angebot am Start, um die reinen Cloud-Anbieter ist es ERP-mäßig ebenfalls relativ still, obwohl sie deutliche Zuwächse verzeichnen. Doch zeigt eine Marktanalyse: Besonders bei kleinen Unternehmen kommt ERP aus der Cloud an.

Eine aktuelle Studie von Softselect verzeichnet wenig Bewegung im Cloud-ERP-Markt. Die Untersuchung von 176 ERP-Lösungen kommt zu dem Ergebnis, dass seit drei Jahren das Angebot an Cloud-fähigen ERP-Lösungen bei knapp 50 Prozent stagniert. Gründe dafür seien Skepsis in Bezug auf die Datensicherheit und Angst, sich von Providern abhängig zu machen. Ist ERP aus der Cloud also tot, bevor es überhaupt richtig an Fahrt aufgenommen hat?

"Bei sehr kleinen Unternehmen, die keine IT-Infrastruktur mit eigenem Personal dafür haben, ist Cloud-ERP auf dem Vormarsch, hier wird es in der nächsten Zeit eine substanzielle Ausweitung in der Nutzung geben", meint Dr. Karsten Sontow, Vorstand des ERP-Beratungshauses Trovarit AG. Auch für kleinere Unternehmen, für die keine große Logistikabwicklung und Integration wichtig ist, passten die Mietlösungen.

Oliver Giering von der Experton Group rechnet damit, dass "der aktuelle Zeitpunkt vielerorts zu einem Wechsel der Software führen wird, da ERP-Lösungen im Durchschnitt einen Lebenszyklus von etwa zehn bis fünfzehn Jahren haben und die meisten Anwendungen um das Jahr 2000 bezogen wurden". Es besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass Cloud-ERP im Evaluationsprozess mit auf die Liste kommt, denn aus Kostengründen können sich die wenigsten Unternehmen leisten, ganz über diese Option hinwegzugehen.

Gerade kleinere Unternehmen schätzen die Möglichkeiten, die Cloud-ERP ihnen bietet.
Foto: Mathias Rosenthal - shutterstock.com

Nicht jeder verzichtet auf individuelle Prozesse

Sontow ist sich jedoch sicher: Der traditionelle deutsche "Ingenieursmittelstand", der sich heute noch zurückhält, wird sich auch morgen noch zurückhalten, insbesondere, wenn es um Public-Cloud-Lösungen geht. "Dabei gibt es zwei Beweggründe, die nicht ohne weiteres wegzudiskutieren sind: Cloud-ERP lässt sich vor allem für Multi-Tenant-Umgebungen kaum an individuelle Prozesse anpassen und sich nur bedingt in andere On-Premise-Lösungen zum Beispiel in der Produktion integrieren", erklärt der ERP-Experte.

Karsten Sontow von Trovarit ist von der Zukunft von Public-Cloud-ERP nicht restlos überzeugt.
Foto: Trovarit AG

Unternehmen wie abas oder proAlpha, die in diesem Kundensegment zuhause sind, müssten sich also nur sehr begrenzt Sorgen machen, wenn sie keine Cloud-Lösung anbieten. Das sei auf mittlere Sicht nicht existenzgefährdend. Erst kürzlich hatte ERP-Hersteller abas eine Kundenumfrage unter 611 mittelständischen Industrieunternehmen mit 50 bis 2000 Mitarbeitern veröffentlicht: Demnach geben 64 Prozent der deutschen Unternehmen an, kein Cloud-basiertes ERP-System zu brauchen, nur 3 Prozent der Teilnehmer stuften eine solche Lösung als ein "Must have" ein.

8 Trends, die den Markt für Enterprise Software prägen werden
Hybrid Cloud wird zum Mainstream-Thema.
Chris Wolf, Chief Technolgy Officer (CTO) bei VMware in den USA, hat im vergangenen Jahr eine Tendenz zu Multi-Cloud-Strategien beobachtet, die sich seiner Einschätzung nach 2015 verstärken wird. „CIOs wollen die Flexibilität nutzen, die Hybrid-Cloud-Umgebungen bieten“, sagt Wolf. „Und Senior IT-Entscheider werden in Hybrid-Cloud-Architekturen investieren, um ihre Anwendungen und Services zukunftssicher zu gestalten.“ Mit dieser Einschätzung ist der VMware-Manager nicht allein. Für Marc Malizia, CTO bei RKON Technologies, einem Anbieter von Managed-Cloud-Lösungen, wird sich der Trend nicht mehr umkehren: „Die Cloud ist nun schon seit einigen Jahren ein ganz heißes Thema. Unternehmen legen Anwendungen in die Wolke, um schneller zu werden, die Kosten zu senken und einen höheren Servicelevel zu erreichen.“ Malizia erwartet, dass sich 2015 sehr viele Firmen für ein Hybrid-Cloud-Modell entscheiden und dabei externe Cloud-Services mit ihrer hausinternen Private Cloud integrieren werden.
Enterprise Mobile Apps heben ab.
Mobile CRM wird eines der Themen sein, die Enterprise-Software auf mobilen Endgeräten zum Durchbruch verhelfen. Dazu hat nicht zuletzt Salesforce.com beigetragen, das 2014 massiv in seine Mobile Apps investiert und auch seine Integrationspartner dazu gedrängt hat. Mark Seemann, CEO von Synety, einem Spezialisten für die Integration von VoIP-Telefonie in Business-Anwendungen, sieht „Mobile als das wichtigste Schlachtfeld für die großen CRM-Anbieter“. Die Funktionalität der zahlreichen Apps werde sich weiter der von klassischen Web-basierten CRM-Lösungen annähern. Michael DeFranco, Gründer und CEO von Lua, einem Anbieter von sicheren Messaging-Lösungen für Unternehmen, stimmt zu: “Die Mitarbeiter von Unternehmen halten sich immer seltener in ihren Büros und immer häufiger beim Kunden auf. Lösungen wie CRM oder BPM, die mobil einsetzbar sind, werden essenziell.“ Allerdings müsse deren Design optimal auf die Bedürfnisse und das Verhalten mobiler Nutzer abgestimmt sein. Die störungsfreie Kommunikation und Teamarbeit mit den Kollegen im Büro und unterwegs sei erfolgskritisch.
Enterprise Software wird im Abo bezogen.
Anstatt Lizenzen zu kaufen, werden Anwender im großen Stil auf Subskriptionsmodelle wechseln. Das erwartet unter anderem Engin Kirda, Mitgründer und Chief Architect des Security-Anbieters Lastline. „Die Abrechnung von Pro-User- und Pro-Jahr-Gebühren kommt auch für Enterprise-Software und ersetzt Pauschalpreise für Lizenzen und teure Software-Preloads für proprietäre Hardware.“ Nicht nur Enduser-bezogene Anwendungen würden künftig so berechnet, sondern auch Enterprise-Software und -Services – beispielsweise Lösungen für das Data Center Management oder die Einbruchserkennung und –vorbeugung. Die neuen Pricing-Modelle seien besser kalkulierbar und skalierbar.
In-Memory Computing trennt Spreu und Weizen im ERP-Markt.
„Plattformen wie SAP HANA oder Oracle In-Memory Application werden vor allem im Großkundenmarkt den Unterschied zur Konkurrenz ausmachen“, meint Glenn Johnson, Senior Vice President bei Magic Software Enterprises, einem Anbieter von Anwendungs-, Mobility- und Integrationslösungen. “In dem Maße, wie der Hype um Big-Data-Lösungen zunimmt, wird es für ERP-Unternehmen, die – anders als die ganz großen Player - keine In-Memory-Lösungen haben, schwieriger.“
ERP-Welten öffnen sich für tiefe Integration.
„ERP wird flexibler und ermöglicht die Einbindung neuer Einkaufs-, HR- und Kundenservicelösungen“, beobachtet Michael Golz, Senior Vice President und CIO von SAP Americas. SAP habe einige strategische Übernahmen getätigt, darunter die des auf Reisekosten-Management spezialisierten Anbieters Concur. Solche Lösungen könnten ERP-Kunden helfen, den Wert ihres Systems zu erhöhen und den Rahmen auszuweiten. Damit verschwänden die Grenzen zwischen den Enterprise-Software-Systemen immer mehr, und der Wert von IT-Investitionen steige. „Historisch wurden ERP und CRM als zwei separate Systemwelten gesehen“, ergänzt Jeremy Roche, CEO von FinancialForce, einem Anbieter von ERP-Software auf der Salesforce-Plattform. Mittlerweile realisierten viele Unternehmen aber den großen Wert, der darin liege, die Trennung zwischen Front- und Back-Office-Prozessen aufzuheben und das ERP-System ähnlich wie die CRM-Welt weiter in den Vordergrund zu rücken. „Anstatt zu erlauben, dass wichtige Kundeninformationen irgendwo im Unternehmen verteilt herumliegen, gehen Unternehmen daran, CRM und ERP zu einem einzigen System of Engagement zu verschmelzen. So können sie die gesamte ‚Customer Journey‘ begleiten – von der Geschäftsanbahnung bis zur Auslieferung des Produkts und nachgelagerten Service-Prozessen.“
Open Source gewinnt weiter an Bedeutung.
Data Warehousing und Business Intelligence waren lange die Domäne einiger weniger Anbieter von proprietärer Software. Das hat sich geändert. „In den vergangenen zehn Jahren haben sich Techniken wie Hadoop oder später auch Apache Spark als preiswerte Open-Source-Alternativen etabliert, die sowohl vom Maßstab als auch von der Raffinesse her alles mitbringen, um große Datenmengen analysieren zu können“, beobachtet Ali Ghodsi, Mitgründer von Databricks. 2015 werde diese und andere Open-Source-Software noch tiefere Spuren in der Enterprise IT hinterlassen. „Das Hadoop-Ökosystem soll bis 2020 einen Gesamtwert von 25 Milliarden Dollar erreichen“, beruft sich Ghodsi auf Marktforscher. Und Spark werde inzwischen von mehr als zehn Anbietern vermarktet, darunter Größen wie SAP, Oracle, Microsoft und Teradata. Alle großen BI-Tools wie Tableau, Qlik oder MicroStrategy würden unterstützt.
BI-Software wird visuell und einfacher zu nutzen.
„2015 werden Business-Intelligence-Lösungen so gut aussehen wie sie funktionieren - und so gut funktionieren wie sie aussehen“, sagt James Richardson, Business-Analytics-Stratege bei Qlik, einem Anbieter von BI- und Datenvisualisierungswerkzeugen. „Unternehmenskunden verlangen BI-Lösungen, die einfach zu nutzen sind – Self-Service-Lösungen. Visualisierung ist der Schlüssel dafür. Indem Daten in einfach zu erfassende Graphen und Charts aufgelöst werden, können User die Inhalte schnell und auf natürliche Art erfassen. Damit werden die Barrieren zwischen den Menschen und ihren Daten beseitigt“, so der Qlik-Manager.
Social-Web-Analyse wird selbstverständlich.
„2014 haben wir gesehen, dass die Unternehmen ernsthaft damit begonnen haben, Social Data zu analysieren“, sagt Ellie Fields, Managerin bei Tableau Software. Dieser Trend werde sich 2015 weiter verstärken. „Indem Konversationen im Social Web analysiert werden, können Unternehmen herausfinden, worüber ihre Kunden reden und wann ein Thema zu einem Trend wird.“ Social Intelligence sorge dafür, dass Firmen schneller würden und auf Kundenanforderungen, -wünsche und -beschwerden zeitnah reagieren könnten. Wer hier nicht aktiv werde, bringe sich gegenüber dem Wettbewerb ins Hintertreffen.

Kampf gegen Komplexität

Ein Umstand könnte den Cloud-Lösungen jedoch auch bei größeren Unternehmen Aufwind bescheren, meint Sontow: "Bei diesen Unternehmen ist die Komplexität von ERP-Installationen angesichts der Anzahl der Software-Nutzer, angebundener Standorte und unterschiedlichsten Landesspezifikationen oft schon sehr hoch". Roll-outs auf weitere Standorte, zum Beispiel wenn Zulieferer den Herstellern in andere Länder folgen, würden durch die strukturelle Komplexität in erheblichem Maße erschwert. "Hier dreht sich das Thema und man ist eher bereit, für eine schnelle und beherrschbare Lösung Abstriche im Hinblick auf eine optimale Prozessunterstützung und die dafür notwendige Anpassbarkeit hinzunehmen", konstatiert Karsten Sontow. Die Sourcing-Entscheidung werde dann dominiert durch die Skalierbarkeit, überall in der Welt schnell ein Prozesstemplate einführen zu können.

Aus der Praxis: Uhle Gerüstbau

Die 83 Mitarbeiter starke Uhle Gerüstbau GmbH hat seit Januar 2011 SAP Business byDesign im Einsatz. "Wir wollten alle Papierbelege so dokumentieren, dass sie nicht verloren gehen können. Statt für ein DMS haben wir uns dann jedoch für die Cloud-ERP-Lösung entschieden, auf der jetzt unsere Buchhaltung läuft", erinnert sich Geschäftsführer Peter Uhle. Daneben ist ein Abrechnungsprogramm im Einsatz, das speziell für den Gerüstbau konzipiert ist und ebenfalls in der Cloud betrieben wird. Standard-ERP-Lösungen könnten die spezifischen Anforderungen Uhle zufolge nicht abdecken. Über Schnittstellen findet der Datenaustausch zwischen der Branchenlösung und Business byDesign statt.

Peter Uhle, Geschäftsführer der Uhle Gerüstbau lobt SAPs Cloud-ERP-Lösung Business byDesign.
Foto: Uhle Gerüstbau GmbH

"Besonders positiv ist für uns, dass wir jetzt das ganze Bestellwesen für unsere acht deutschlandweiten Niederlassungen über die Cloud-ERP-Lösung machen können, das war ursprünglich gar nicht geplant", erzählt Uhle. Die Niederlassungen lösen Bestellungen aus, die zeitnah direkt im System freigegeben werden. "Jeder Mitarbeiter kann auf die Buchhaltung zugreifen, sieht den Stand der Bestellung und ob bereits bezahlt wurde. Früher musste dazu extra in der Zentrale angerufen werden", berichtet er. Seit Anfang 2014 werden in der Zentrale alle Dokumente mittels Barcode eingescannt und in der Cloud gespeichert, auch hier haben alle Niederlassungen Zugriff.

Nicht nur mit dem Preis ist der Gerüstbau-Unternehmer zufrieden. "Immer zum Jahresende müssen andere Kollegen die neuesten Steuerdaten und Updates aufspielen. Da können wir uns entspannt zurücklehnen, weil wir immer die aktuellste Version haben". Die Möglichkeit, vom Homeoffice aus zu arbeiten kam dem Unternehmen zugute, als zwei Buchhalterinnen nach ihrer Schwangerschaft in Teilzeit von zuhause aus weiterarbeiten konnten.

Mehr Sicherheit als inhouse

Und die klassischen Ängste um die Daten? Sorgen um die Datensicherheit habe er sich nicht gemacht, das sei bei der Branche und Firmengröße kein Problem, so Uhle. "Ich hätte eher Sorge, dass vor Ort per Stick Daten vom Server abgegriffen werden", sagt der Geschäftsführer. Keine unberechtigte Sorge: Dem kürzlich veröffentlichten "2015 Cyber Security Intelligence Index" von IBM zufolge kommen rund die Hälfte aller Cyberangriffe auf Unternehmen aus den eigenen Reihen. Auch dass die Datensicherung nicht mehr im Haus gemacht werden muss, beruhigt Uhle.

Mehr Security Intelligence für die IT
Weite Bedrohungslandschaft
Ohne Security Intelligence wird es schwierig, der Vielfalt an IT-Bedrohungen effektiv zu begegnen. Der Bericht ENISA Threat Landscape 2014 zeigt eine breite Front an möglichen Angriffen.
Unternehmen sind unterlegen
IT-Sicherheitsverantwortliche berichten mehrheitlich (59 Prozent), dass ihre IT-Sicherheit den raffinierten Angreifern gegenüber unterlegen ist.
... wollen sich aber wehren
Die raffinierten Attacken werden als größte Herausforderung für die IT-Sicherheit angesehen.
Security Intelligence hilft
Mit Security Intelligence kann die Abwehr raffinierter Attacken verbessert werden. Dazu werden zahlreiche Datenquellen ausgewertet; die Ergebnisse der Sicherheitsanalysen stehen dann verschiedenen Bereichen der IT-Sicherheit zur Verfügung, nicht nur die Abwehr, sondern auch vorbeugende Maßnahmen profitieren.
Großes Wehklagen
Unternehmen beklagen, dass sie nicht genug über mögliche Schwachstellen wissen. Hier können Security-Intelligence-Lösungen helfen und den Patchmanagement-Prozess optimieren.
Software-Tools
Security-Intelligence-Plattformen liefern Entscheidungsgrundlagen für das IT-Sicherheitsmanagement.
Risiken verwalten
Security Intelligence hilft bei der Bewertung der Risiken, die mit digitalen Identitäten verbunden sind.
Falsche Identitäten erkennen
Mit Security Intelligence lassen sich betrügerische Aktivitäten besser erkennen, bei denen zum Beispiel gefälschte Identitäten eingesetzt werden.
Malware und Phishing verhindern
Security Intelligence hilft bei der Erkennung von Malware, schädlichen Web-Seiten und Phishing-Attacken.
Auch mobil auf dem Laufenden
Die Bewertung des Risikos durch mobile Apps wird durch Security-Intelligence-Lösungen unterstützt.

Doch es gibt auch Nachteile: "Die Buchungszeiten dauern einfach länger. Viele Belege nacheinander abzuarbeiten geht in lokalen Systemen deutlich schneller", so der Geschäftsführer. Per Standleitung ist die Zentrale mit dem SAP-Rechenzentrum in St. Leon-Rot verbunden, die Niederlassungen kommunizieren über normale Internetverbindungen.

Als größte Hürde für Cloud-ERP sieht Uhle allgemein die mangelhafte Qualität von Internetverbindungen im ländlichen Raum. "Bei den Niederlassungen merken wir selbst in den Industriegebieten, wie schlecht die Internetversorgung anbieterübergreifend ist. In manchen Gebieten ist es fast unmöglich, eine stabile Verbindung zu bekommen", stellt Uhle fest.

Aus der Praxis: Miasa

Beim Safran-Spezialisten Miasa stieß das Hin-und-Herschicken von Excel-Listen an seine Grenzen. "Wir brauchten eine Lösung, um die Warenbewegungen im Lager bei Stuttgart aus der Berliner Zentrale besser verfolgen zu können", erzählt Michael Sabet, Geschäftsführer der zehn Mitarbeiter zählenden Miasa GmbH. Die Berliner bekamen den Tipp, sich Cloud-ERP-Lösungen anzuschauen und wurden bei Sage mit der Warenwirtschaftslösung Office Online fündig.

Michael Sabet, Miasa, freut sich über den Kundensupport seitens Sage.
Foto: Christoph Assmann

Kunden und Lieferanten müssen nur einmal angelegt werden, Angebote, Lieferscheine und Rechnungen werden jetzt vom System generiert. "Heute ist es deutlich einfacher, wir haben allerdings eine Weile gebraucht, bis es funktioniert hat. Der Kundensupport von Sage hat uns dabei über drei Monate hinweg intensiv unterstützt", berichtet Sabet. Da nur wenig Zeit im operativen Geschäft und keine Vorerfahrung in Sachen ERP vorhanden waren, brauchte die Einführung mit der Gestaltung aller Belege ihre Zeit.

Zwar geht es bei den Safran-Spezialisten nicht um sehr sicherheitssensible Ware, ein deutsches Rechenzentrum und sichere SSL-Verbindungen waren dem Unternehmen jedoch wichtig. "Wir waren aufgrund der langen Einführung am Anfang ambivalent, ob es eine gute Entscheidung war. Im Rückblick gesehen war es allerdings ganz wichtig, denn wenn das Unternehmen wächst, verliert man ohne ein ERP-System komplett den Überblick", meint Sabet. Und warum sind deutsche Unternehmen so zögerlich, wenn es um Cloud-ERP geht? "Es ist vorher nicht klar, ob sich ein ERP-System rentiert, deshalb sind vielleicht insbesondere kleine und oder stark wachsende Unternehmen viel offener gegenüber einer Cloud-Lösung ohne Investitionsbedarf", vermutet der Miasa-Geschäftsführer.

Was sagen die Anbieter?

ScopeVisio berichtet von einer Verdopplung der Lizenzzahlen in den letzten beiden Jahren auf derzeit über 1000 Cloud-Kunden. Insbesondere sei festzustellen, dass pro Kunde mehr Lizenzen erworben werden. Besonders stark sei die Nachfrage im Dienstleistungssektor, insbesondere im Bereich ITK, Medien und Agenturen sowie Unternehmensberatungen.

Die Anwenderzahlen von myfactory sind nach Angaben des Anbieters von 2011 bis 2014 um 60 Prozent gestiegen. Während sich 2013 nur 46 Prozent der myfactory-Kunden für Public- oder Private-Cloud-Produkte entschieden haben, waren es 2014 schon über 60 Prozent. myfactory sieht deshalb das klassische Lizenzmodell auf dem Rückzug zugunsten der Cloud-Modelle.

Cloud Vendor Benchmark von Experton
Teure Cloud-Transformation setzt der IT-Branche zu
Der neue Cloud Vendor Benchmark der Experton Group dokumentiert starke strukturelle Veränderungen im deutschen ITK-Markt. Der Übergang in die "As-a-Service-Welt" kostet die Industrie offensichtlich viel Kraft und Ressourcen.
Cloud Vendor Benchmark
Cloud Vendor Benchmark
Cloud Vendor Benchmark
Cloud Vendor Benchmark
Cloud Vendor Benchmark
Cloud Vendor Benchmark
Cloud Vendor Benchmark

"Ab einer Unternehmensgröße von circa 50 Mitarbeitern nehmen die Vorbehalte gegen Cloud-basierte ERP-Lösungen zu und decken sich teilweise mit den Ergebnissen von Softselect", sagt Nadeem Ahmad, Director Marketing & Sales bei Softwarehersteller weclapp. Immerhin 63 Prozent der Kunden sind Unternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern. In den letzten zwei Jahren lag das Kundenwachstum bei über 100 Prozent, Grund zum Klagen sieht man also nicht. In der Softselect-Studie kam weclapp übrigens nicht vor.

Sage verzeichnet mit dem Cloud-Produkt Sage One weltweit eine knappe Verdoppelung der Anwenderunternehmen auf jetzt 115.000 Anwender im Vergleich zum 1. Halbjahr des letzten Geschäftsjahres (59.000). In Deutschland wuchs dem Anbieter zufolge die Zahl der Neukunden mit Cloud-basierten Lösungen um 82 Prozent im ersten Halbjahr 2014/2015 und damit stärker als im gesamten letzten Geschäftsjahr. Derzeit setzen demnach 12.100 deutsche Kunden Cloud-Produkte ein, im Vorjahreszeitraum waren es 9500 Kunden.

Fazit

Insbesondere für kleinere Unternehmen ist Cloud-ERP nach wie vor eine ernstzunehmende Alternative. Die traditionellen ERP-Anbieter adressieren eine andere Klientel als die Cloud-orientierten Hersteller, sie haben oft noch kein Cloud-Angebot im Programm und die Kunden machen hier kaum Druck. Die Zahlen der Cloud-Anbieter hingegen zeigen, dass in ihrem Markt - vor allem im Dienstleistungssektor - immer mehr Unternehmen bereit sind, auf Cloud-ERP zu setzen.