Never touch a running system - das scheinen zumindest deutsche Mittelständler mit Blick auf ihre ERP-Systeme zu denken. Wie aus dem "ERP Trend Report 2009" der IT-Dienstleister Demand Software Solutions und Softselect hervorgeht, installierte jede zweite Firma ihre ERP-Lösung vor 1999. Diese Zahl untergliedert sich wie folgt: 17 Prozent der 120 befragten Mittelständler arbeiten mit Lösungen, die älter sind als 15 Jahre. 33 Prozent implementierten ihre jetzige ERP-Lösung vor zehn bis 14 Jahren.
Auf der anderen Seite führten nur 19 Prozent der Firmen ihr jetziges ERP-System nach 2005 ein. Die Autoren des Reports glauben, dass die Unternehmen deswegen an ihren Lösungen festhalten, weil sie so viel hineingesteckt haben. "Die ERP-Software wird oftmals über Release-Updates, eigene Anpassungen und vereinzelt mit Modulerweiterungen weiterentwickelt", schreiben sie.
Zwischen den Zeilen liest sich die Enttäuschung der Studienautoren über das mangelnde Interesse des Mittelstandes an ERP II heraus. Damit sind webbasierte, plattformunabhängige und leicht skalierbare Lösungen gemeint. Eine große Mehrheit von 74 Prozent der Befragten erklärt, sich kaum oder noch gar nicht mit solch moderner ERP-Software beschäftigt zu haben. ERP gelte wohl eher als "notwendiges Übel" denn als "Chance zur Potenzialausschöpfung", steht denn auch im Report.
Dem wollten die Autoren auf den Grund gehen. Sie haben nach den Ursachen für das mangelnde Interesse geforscht. Das Resultat ist ein ganzes Bündel an Antworten. So erklären die Befragten, sie hätten keinen Bedarf an einem dezentralen Zugriff (24 Prozent der Nennungen), ihnen fehle das Know-how (15 Prozent) oder die Unternehmensführung habe kein Interesse (13 Prozent). Weitere Gründe sind der hohe organisatorische Aufwand, unklare Verantwortlichkeiten oder zu geringes Budget.
Was Unternehmen von ERP-Lösungen erwarten
Stichwort Budget: Um’s Geld geht es auch bei den Erwartungen, die die Befragten an ihr ERP-System richten. 97 Prozent nennen als Erstes den Wunsch nach Steigerung der Prozesseffizienz beziehungsweise Senkung der Prozesskosten. Außerdem wollen sie Prozesse modellieren und standardisieren (93 Prozent) sowie die IT an sich ändernde Prozesse anpassen (92 Prozent) und Folgekosten senken (90 Prozent).
Insgesamt zeigen sich die Mittelständler mit ihren ERP-Systemen zufrieden. Eine Mehrheit von 55 Prozent erklärt, die Investitionen hätten den erwarteten Nutzen gebracht. Mit 23 Prozent gibt fast jeder Vierte an, die Erwartungen seien sogar übertroffen worden.
Dabei erklären 47 Prozent der Befragten, mit der ERP-Software Kostenreduzierungen von bis zu zehn Prozent erreicht zu haben. 42 Prozent erzielten Einsparungen zwischen zehn und 25 Prozent. Immerhin mehr als jeder Zehnte (elf Prozent) konnte Kosten um mehr als ein Viertel senken. Weitere Vorteile: Die Befragten beschleunigten die Auftragsbearbeitung (19 Prozent) und steigerten Produktivität sowie Flexibilität (jeweils 18 Prozent) mittels ERP.
Herausgeber des "ERP Trend Report 2009" sind die Hamburger Unternehmensberatung Softselect und das Software-Unternehmen Demand Software Solutions aus Landau.