Forrester ruft zum Strategiemeeting: Es sei der ideale Zeitpunkt, laufende Enterprise Resource Planning-Systeme (ERP) auf den Prüfstand zu stellen, so die Analysten. Zudem sei es nötig, den Stand der Dinge mit den strategischen Planungen des Unternehmens abgleichen. Beides versucht Forrester mit dem aktuellen Report The State Of ERP In 2011: Customers Have More Options In Spite Of Market Consolidation zu unterstützen.
Mit dem Wiedererstarken der Weltwirtschaft würden auch die IT-Budgets wieder wachsen, und die Unternehmen verstärkt darüber nachdenken, wie sie in ihre administrativen und operativen Anwendungen investieren könnten. Nicht nur aufgrund der wachsenden Vielfalt von ERP-Angeboten würden Geschäftsprozessprofis trotz der Konsolidierungen im Anbieter-Markt von ERP-Suiten künftig auf eine große Angebotsvielfalt treffen, schreibt Forrester in dem Report.
Auch die Angebote für Software-as-a-Service (SaaS), speziell in Verbindung mit Werkzeugen, die bei der Erweiterung von Platform-as-a-Service (PaaS) helfen, sorgten für mehr Agilität und Flexibilität in ERP-Anwendungen.
Wer sich nun Gedanken über seine ERP-Anwendungen macht, sollte prüfen, ob sie die Bedürfnisse des Business noch erfüllen und wie es um künftige Anforderungen bestellt ist. Bei der Neufassung der ERP-Strategie gebe es drei Punkte zu beachten, rät Forrester.
1. Unternehmen müssen in der Lage sein, auf Verschiebungen im Markt schnell(er) zu reagieren. Es ist erfolgskritisch, dass ERP-Systeme dabei mit brauchbaren und validen Daten helfen.
2. ERP-Systeme müssen Unternehmen auch intern auf ihrem Wachstumskurs unterstützen, indem sie schnellen Zugriff auf wichtige Daten etwa aus Finance oder Personalabteilung erlauben.
3. Schließlich gilt es, den Wandel im Markt der ERP-Anbieter selbst zu beobachten. Die wachsende Vielfalt an Angeboten und das Plus an Flexibilität bei Funktionen und Umfang gehen einher mit einer Konsolidierung der Anbieterlandschaft. Mergers & Akquisitions bei ERP-Anbietern könnten sich auch auf die Kunden auswirken, warnt Forrester.
ERP-Suiten kommen mit flexibleren Lizenzmodellen
Zudem sollten Unternehmen sich mit der wachsenden Vielseitigkeit von ERP-Systemen befassen. So gibt es neben der traditionellen Lizenzform "On Premise" mittlerweile eine größere Auswahl der Darreichungsformen: Managed Hosting, Partner Hosting, pures SaaS. Gleichzeitig ändert sich die bisher strenge Lizenzpolitik des Marktes: Neben festen Laufzeitlizenzen gibt es mehr und mehr flexible Angebote auch für Leasing und Abonnements. Und schließlich werben die Anbieter für eine zweischichtige ERP: Ein großes System für die Zentrale, ein abgespecktes für die Niederlassungen.
Inhaltlich ändern sich die ERP-Suiten ebenfalls: Sie sind leichter zu handhaben, kommen mit verbesserten Benutzeroberflächen, erweiterten Analysewerkzeugen und vereinfachten Report-Systemen. Auch die Unterstützung für Geschäftsprozessmanagement auf mobilen Endgeräten und das Angebot an mobilen ERP-Apps wachsen. Zudem testen die Anbieter derzeit laut Forrester aus, welche Rolle Collaboration und soziale Techniken in der ERP-Welt spielen könnten und bei welchen Geschäftsprozessen das helfen könnte.
Umfragen von Forrester unter ERP-Anwendern aus dem vierten Quartal 2010 ergeben mehr oder weniger zufriedene Kunden: Fast zwei Drittel finden, dass die ERP-Technik in ihrem Unternehmen für die nächsten fünf Jahre reicht. Das mag auch damit zusammenhängen, meint Forrester, dass die Suiten sie schon durch die Krisenjahre 2007 bis 2009 begleitet haben. Oder damit, dass viele Unternehmen schlicht abwarten wollen, was die neuen Versionen der ERP-Suiten wirklich bringen. Schließlich, schreiben die Forrester-Analysten, hätten die Vorversionen inklusive der Anpassungen an die IT-Infrastruktur ja auch schon eine gute Stange Geld gekostet.
Zwei Drittel der Anwender sind zufrieden mit ihrer ERP-Suite
Dennoch gebe es Unternehmen, die über eine Ausweitung oder ein Upgrade ihrer ERP-Landschaft nachdenken, weil sie den Anforderungen der Geschäftsbereiche nicht (mehr) genügt. Neue Module, meint Forrester, könnten auch dabei helfen, SaaS-Modelle in begrenzter und kontrollierter Weise zu testen. An einen kompletten Austausch denkt übrigens kaum jemand. Wenn, dann weil das ERP-System völlig veraltet ist, so dass der Hersteller entweder nicht mehr existiert oder keinen Support mehr für das Produkt anbietet.
Es sei nicht nur der ideale Zeitpunkt, sondern es sei höchste Zeit, einen strategischen Blick auf seine ERP-Anwendung zu werfen, rät Forrester vor dem Hintergrund der skizzierten Veränderungen. Aber niemand sollte sich umgekehrt davon unter Druck setzen lassen. "Nehmen Sie sich stattdessen lieber Zeit zu untersuchen, welche Lücken es zwischen Ihren Geschäftsprozessen und der ERP-Anwendung gibt."
Um herauszufinden, in welchem Zustand ein ERP-System ist, solle man gründlich die gegenwärtige Vertragssituation mit dem Anbieter untersuchen. Gibt es hier Umstiegsmöglichkeiten hin zu flexiblen Modellen? Erweiterungen für das laufende System? Anhaltenden Support? Oder steht der Anbieter möglicherweise kurz vor der Übernahme durch ein anderes Unternehmen?
Eine Übernahme könne das Ende einer Suite bedeuten, aber genauso gut das Gegenteil, wenn durch Synergien mit dem neuen Besitzer dem Produkt neues Leben eingehaucht wird. Die Antworten auf diese Fragen, ist sich Forrester sicher, werden bei der Formulierung einer neuen oder erneuerten ERP-Strategie helfen.