Microsoft Betriebssystem

Erster Test: Windows 8 auf dem Tablet

06.09.2012 von Moritz Jäger
Windows 8 ist fertig, ab Oktober ist das neue Microsoft Betriebssystem offiziell erhältlich. CIO.de hat die finale Version im Tablet-Modus ausprobiert.

Die finale Version von Windows 8 wird ab Ende Oktober im Handel für jedermann zur Verfügung stehen. Da liegt es nahe, dass die Hersteller passende Endgeräte ab einem ähnlichen Zeitraum bereitstellen werden. Erstmals haben sie dann ein wirklich auf Tablets optimiertes Eingabesystem das sich wie Notebooks oder PCs in die Unternehmens-Infrastruktur integrieren lassen. Dabei ist Windows 8 alles andere als unumstritten - vor allem die geänderte Oberfläche zieht einige Kritik nach sich. Microsoft erweitert die normale Desktop-Ansicht durch das Metro-Design, welches, um einen Streit mit dem gleichnamigen Handelskonzern in zu verhindern, inzwischen in "Modern UI Style" umgetauft wurde.

Der mitgelieferte Browser, IE10, in der Desktop-Umgebung von Windows 8.

Wie also schlägt sich diese kontroverse neue Ansicht in der Praxis? Um das zu überprüfen, haben wir die finale Version von Windows 8 auf einem Samsung Slate 7 Tablet installiert und ausprobiert. Die eigentliche Installation ging dabei schnell und problemlos von der Hand, wie bereits Windows 7 oder die Vorabversionen von Windows 7 konnte sich das Betriebssystem alle notwendigen Treiber während der Installation aus dem Web herunterladen und installieren. Nach der Installation des Betriebssystems starte die Grundeinrichtung des Systems, hier werden etwa Funktionen wie die Uhrzeit, WLANs oder Sicherheitsfunktionen eingetragen. Zudem koppelt Windows 8 auf Wunsch das lokale Konto mit einem Windows-Live-Konto. Unser genutztes Microsoft-Konto hatten wir bereits zuvor mit Windows 8 im Einsatz, weswegen das neue Betriebssystem einige Einstellungen direkt übernehmen konnte, darunter etwa die Integration unseres Facebook- und LinkedIn-Kontos.

Windows 8 in der Praxis

Das getestete Gerät ist ein Samsung Series 7 Tablet, mit Intel Core i5 Chipsatz, getaktet ist die CPU mit 1,6 Ghz. Das ist nicht besonders viel, aktuelle Top-Modelle bringen teilweise knapp 3 GHz an Leistung. In der Praxis erweist sich das allerdings nicht als Nachteil: Windows 8 reagiert enorm flink auf die Eingaben. Das zeigt sich etwa, wenn man mehrere Metro-Applikationen geöffnet hat und zwischen ihnen mit einem Fingerwischen von links nach rechts schnell durchschalten kann.

Auf dem Tablet kann das neue Design seine Stärken voll ausspielen. Mit dem rechten Daumen zieht man jederzeit die neue Charms-Leiste vom Bildschirmrand herein, hier kann man das Startmenü aufrufen, gekoppelte Geräte (etwa einen zweiten Bildschirm) einsehen oder die Einstellungen aufrufen. Die beiden oberen Punkte (Suchen und Teilen) sind dabei kontextsensitiv. Ist beispielsweise die Bilderansicht aktiv, schickt ein Klick auf "Teilen" das Bild wahlweise per Mail oder über SkyDrive ins Web. "Suchen" dagegen blendet die sehr gute Suchfunktion von Windows 8 ein. Diese sucht den jeweiligen Begriff zunächst in der aktuell aktiven Applikation, alternativ kann man aber auch installierte Apps, die Einstellungen oder die gespeicherten Dateien durchsuchen.

Der größte Vorteil gegenüber Apple oder Google ist aber der integrierte USB-Anschluss. Egal ob eine externe Tastatur, ein 3G-Stick, eine Maus, ein USB-Hub oder eine externe Festplatte - solange es für das USB-Gerät einen Windows-Treiber gibt, erkennt das OS die Zusatzkomponente.

Lebende Kacheln im Startmenü

Beim neuen Startmenü merkt man schnell die Verwandtschaft zu Windows Phone. Installierte Anwendungen sind nicht mehr nur durch einfache Verknüpfungen repräsentiert, sondern können Informationen darstellen und aufbereiten. Die Kalender-Kachel zeigt etwa die nächsten Termine an, der Mail-Bereich informiert über neu eingegangene Post. Die Bilder-Kacheln zeigen alle lokal gespeicherten Bilder an, die Wetter-App informiert in der installierten Kachel über die aktuelle Lage. Leider gilt das aber nur für die neuen Anwendungen, die klassischen Windows-Programme sind nur über ihr Icon vertreten.

Klassische Programme in neuer Umgebung

Windows 8 hat gegenüber den anderen Tablet-Betriebssystemen von Apple oder Google einen großen Vorteil: Solange im PC ein Chip von Intel oder AMD arbeitet, kann man (fast) jedes beliebige Windows-Programm installieren. Zumindest Programme, die unter Windows Vista oder Windows 7 funktionieren, laufen meist auch ohne Probleme im neuen Betriebssystem.

Dazu gehören auch VPN-Zugänge: Im Test ließ sich der OpenVPN-Client problemlos auf dem Windows 8 Tablet installieren, für einen Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk musste er dann lediglich mit administrativen Rechten gestartet werden (unsere Kollegen vom TecChannel haben die passende Anleitung dazu). Das klappt auch mit anspruchsvollen Anwendungen: Lightroom 4 etwa, die Bilderverwaltungssoftware von Adobe, lies sich auf dem Samsung-Tablet einwandfrei installieren.

Windows 8 im Business
Windows 8
So sieht der neue Startbildschirm von Windows 8 aus.
Windows 8
Der neue Task Manager unterscheidet sich sichtbar von seinem Vorgänger.
Windows 8
Der Task Manager liefert künftig weitergehende Informationen.
Windows 8
Nach einer Registry-Änderung verfügt auch Windows 8 über ein echtes Startmenü.
Windows 8
So werden die neuen Apps in Windows 8 angezeigt.
Windows 8
Hier ein Beispiel für eine App. Das Hintergrundbild kann sich bewegen.
Windows 8
Windows Defender erkennt in Windows 8 auch Viren.
Windows 8
Der neue Kopier-/Verschieben-Dialog erlaubt auch das Pausieren.
Windows 8
Der Windows Explorer ist nun auch mit einem Menüband versehen.
Windows 8
So sieht die neue Wiederherstellungsoberfläche in Windows 8 aus.
Windows 8
Windows 8 kommt mit einer neuen Version der Schattenkopien.
Windows 8
So konfiguriert man die Replikation von virtuellen Servern in Hyper-V 3.0.
Windows 8
Netzwerkkarten lassen sich unter Windows 8 Server im Server-Manager als Team zusammenfassen
Windows 8
So sieht der neue Server-Manager aus.
Windows 8
So installiert man Serverrollen und Features im neuen Server-Manager.
Windows 8
Active Directory in Windows 8 Server kann man über die PowerShell installieren und verwalten.

Fazit

Windows 8 ist als Betriebssystem Tablet-ready. Gerät und Betriebssystem reagieren flink auf die Nutzereingaben und dass man neben neuen Apps auch altbekannte (und bezahlte) Software weiternutzen kann ist ein dicker Pluspunkt für das neue Windows. Dazu kommt die mitgelieferte Firmen-Unterstützung: Wie jedes andere Windows wird sich auch Windows 8 die bekannten und in den meisten Firmen bereits etablierten Verwaltungssysteme unterstützen und vorgegebene Richtlinien entsprechend umsetzen.

Der Erfolg wird sich aber nur einstellen, wenn die Herstellern Produkte liefern, die es optisch und von der Leistung mit dem Platzhirsch Apple iPad aufnehmen können. Bislang haben sich die klassischen Hersteller hier nicht gerade hervorgetan, wohl mit ein Grund, warum Microsoft mit den Surface-Tablets eine eigene Produktreihe auf den Markt bringt. Für die Kunden dürften die Produkte in jedem Falle ein Gewinn sein - auch wenn Acer-Chef J.T. Wang in ihnen eine Bedrohung für die PC-Industrie sieht.

Microsoft Surface
Microsoft Surface
Die neuen Surface-Tablets lassen sich mit zwei Abdeckungen versehen.
Microsoft Surface
Beide setzen auf Windows 8 als Betriebssystem.
Microsoft Surface
Auf der Rückseite lässt sich ein Ständer herausklappen.
Microsoft Surface
Die Seitenansicht zeigt die Breite der Tablets.
Microsoft Surface
Die Cover gibt es in mehreren Ausführungen und Farben.
Microsoft Surface
Microsoft setzt auf speziell behandelte Magnesium-Hüllen.
Microsoft Surface
Wie bei Apple haften die Abdeckungen per Magnet am Gehäuse.
Microsoft Surface
Eine Video-Demo.
Microsoft Surface
Der Ständer ist in einem angenehm steilen Winkel angebracht.
Microsoft Surface
Die Frontansicht eines Surface-Gerätes.

Wie stehen Sie zu Windows 8 und dem neuen Interface? Freuen Sie sich auf die Abwechslung, ist es ein überflüssiges Spielzeug oder sehen Sie darin ein passendes Tablet-System für Unternehmen? Haben Sie oder ihr IT-Bereich bereits Pläne für Windows 8 oder Tests durchgeführt? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.