Die Analysten von Gartner sehen einen dringenden Aufklärungsbedarf in Sachen Blockchain. Diese Aufklärung muss der CIO übernehmen. Diesen Appell spricht Gartner in der Studie "Blockchain Status 2018: Market Adoption Reality" aus.
Die Studie basiert auf Angaben von mehr als 3.100 CIOs aus 98 Ländern. Lediglich ein Prozent nutzt die Blockchain operativ. Weitere acht Prozent experimentieren damit und wollen sie kurzfristig einsetzen. Eine Mehrheit von 57 Prozent hat die Technologie auf dem Radar oder plant langfristig damit. Gut jeder Dritte (34 Prozent) zeigt dagegen kein Interesse. Von den Branchen her gelten Finance, Versicherungen und Telekommunikation als Vorreiter.
Blockchain hat den Hype-Höhepunkt erreicht
Gartner sieht die Blockchain als Ganzes derzeit "auf dem Höhepunkt überzogener Erwartungen". Diese Einschätzung stützt sich auf den jährlichen Hype Cycle, der Technologien fünf Phasen zuordnet: sie starten als Innovation, erzeugen dann zu hohe Erwartungen, stürzen ins Tal der Tränen ab, durchlaufen eine Phase der Läuterung und erreichen schließlich ihr jeweils mögliches Höchstmaß an Produktivität.
Einzelne Aspekte der Blockchain befinden sich in unterschiedlichen Stadien. So ist die Ersatzwährung (wie etwa Bitcoin) schon sehr weit, während Blockchain in Öl- und Gas-Industrie gerade erst als Innovation entwickelt wird.
Blockchain oft nur als Speicher eingesetzt
Die Analysten kritisieren eine falsche Herangehensweise an die Blockchain. Sie nennen fünf Charakteristika der Technologie: Verschlüsselung, Unveränderlichkeit, Verbreitung, Dezentralisierung und Tokenisierung (Segmentierung in kleinste Einheiten). Gartner sieht Satoshi Nakamoto als prägend für die Blockchain, auch, wenn niemand weiß, welche Einzelperson oder welche Gruppe von Personen genau dahintersteht. Wichtig ist den Analysten, dass Nakamoto mit der Blockchain auf Werte wie Demokratisierung und Open Source abzielt.
Setzen Unternehmen die Blockchain ein, geht es ihnen dagegen vor allem um den Aspekt der Verschlüsselung. Üblicherweise werde die Blockchain mehr oder weniger nur als Speichersystem eingesetzt, Tokenisierung fehlt so gut wie komplett. Das sei mindestens lückenhaft, so Gartner.
Drei Aufgaben für CIOs
Das Interesse an der Technologie ist trotz der geringen Nutzungsrate hoch. Seit 2017 ist das Stichwort Blockchain der meistgesuchte Begriff auf Gartners Research-Portal. Gartner gibt IT-Entscheidern folgendes mit auf den Weg:
1. CIOs müssen die Erwartungen auf ein realistisches Maß zurückstutzen: Noch ist die Technologie für den Unternehmenseinsatz zu unreif. Entscheider müssen erst einmal Voraussetzungen für einen konkreten Business Case schaffen. Unter den CIOs, die kurzfristig in die Blockchain einsteigen wollen, beklagt rund jeder Fünfte einen Mangel an Skills.
2. CIOs müssen das Thema Governance auf die Agenda bringen: Technologisch gesehen fehlt es bei der Blockchain an Standards und Definitionen. Gartner beobachtet, dass auch Sicherheits-Aspekte vernachlässigt werden. Von der betriebswirtschaftlichen Seite her wissen Unternehmen derzeit noch nicht, welche Gesetze und Steuern auf sie zukommen. Kurz: der gesamte Dreiklang Governance, Risk und Compliance muss geklärt werden.
3. CIOs müssen die Blockchain im Auge behalten und so gut wie möglich konkretisieren: Noch ist die Blockchain unreif, doch IT-Entscheider müssen die Entwicklung verfolgen. Sie müssen mögliche Einsatz-Szenarien für das eigene Unternehmen identifizieren und beobachten, wie sich die Konkurrenz verhält.