In einer am Mittwoch vorgestellten Strategie dringt die Brüsseler Behörde unter anderem darauf, dass in der EU solche Normungsprozesse, die Jahre dauern können, schneller über die Bühne gebracht werden. Dabei geht es etwa um Umwelt- und Arbeitsstandards beispielsweise im Bergbau oder einheitliche Sicherheitsvorkehrungen für Technikgeräte. Derlei Standards können wesentlichen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben.
Neben beschleunigten Verfahren sollen sich die zuständigen Behörden besser austauschen. Um diese Ziele zu erreichen, soll unter anderem ein Gesetz zur Normung überarbeitet werden. Auch eine führende Rolle in den wichtigsten Gremien für Normung sei für die EU von entscheidender Bedeutung, teilte die Kommission mit. Der zuständige EU-Kommissar Thierry Breton betonte, dass etwa chinesische oder amerikanische Unternehmen in Normungsgremien teils mehr als die Hälfte der Stimmen und somit großen Einfluss hätten.
Container-Maße, Schuhgrößen, Treibstoffe
Einheitliche Standards prägen viele Waren. Ohne sie wäre das tägliche Leben beschwerlicher und der internationale Handel würde ausgebremst. Normen sorgen etwa dafür, dass Container aus Asien auf deutsche Frachter passen, Schuhgrößen klar definiert sind oder Stecker auch in anderen Ländern funktionieren. Dafür gibt es verschiedene Organisationen. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) oder das Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen (Etsi) sind nur zwei Beispiele.
Die EU-Kommission fürchtet, dass Europa den Anschluss verlieren könnte und sich künftig womöglich nach den Standards anderer richten muss. "Wir haben festgestellt, dass China vor etwa vier Monaten eine neue Strategie für die Normung eingeführt hat", sagte eine EU-Beamtin. Damit dränge das Land mit seinem technischen Fachwissen auch in den Bereich der europäischen Normung vor.
China sei sehr wohl bewusst, dass Normen die Märkte bestimmen. "Sie suchen, ähnlich wie wir, nach Möglichkeiten, Normen, die ihrer Meinung nach der richtige Weg sind, zu fördern", so die EU-Beamtin. Peking baue seine eigenen Kapazitäten und Fachkenntnisse auch über ihre Unternehmen zunehmend aus. Durch Niederlassungen in Europa beteiligten sie sich auch an europäischen Normungsgremien in verschiedenen Ausschüssen.
Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) fordert, Technologiestandards müssten künftig zum festen Bestandteil europäischer Handelsstrategien gemacht werden und ein gezieltes Instrument der Industriepolitik sein. (dpa/rs)