Laut der Studie kann die IT-Branche nicht vom vorsichtigen Optimismus profitieren, der sich europaweit in der Wirtschaft generell wieder abzeichnet. Nachdem die Ausgaben für diese Sparte von 2004 auf 2005 um 2,9 Prozent gestiegen waren, kennzeichnet das jetzige Wachstum um nur 1,6 Prozent einen neuen Tiefstand. 29 Prozent der Befragten werden mehr Geld ausgeben als im vergangenen Jahr, 23 Prozent werden ihre IT-Budgets im neuen Jahr sogar kürzen.
Den Schwerpunkt ihrer Ausgaben werden die Unternehmen auf Security-Software-Applikationen wie Antivirus-Lösungen oder Host-Intrusion-Prevention und auf Web-Applikationen legen. Als weiteres großes Thema gilt SOA, da Forrester prognostiziert, dass der Wechsel auf moderne neue Systeme anhält.
IT-Service-Firmen müssen im kommenden Jahr mit weiter steigendem Preisdruck rechnen: Jeder zweite Studienteilnehmer will bei den Service-Aufwendungen sparen. Wie die Analysten berichten, lernen die IT-Verantwortlichen dazu und handhaben Verträge und Konditionen mit den Dienstleistern zunehmend flexibler.
Insgesamt wird die angespannte Lage zu Lasten kleinerer und mittlerer Technologie-Unternehmen gehen: Forrester meldet, dass sich große Provider wie Microsoft, IBM, HP, Cisco, SAP und Oracle bei den Herstellern als erste Wahl behaupten werden. Den Hardware-Markt werden Dell und HP dominieren.
Neuinvestitionen gestrichen
Angesichts der knappen Budgets stehen vor allem Neuinvestitionen auf der Streichliste der Studienteilnehmer. Ihr Anteil am verfügbaren Geld wird bei nur 21 Prozent liegen, 2005 betrug er noch 28 Prozent. Am Investitionsfreudigsten zeigen sich die Finanz- und die Versicherungsbranche mit jeweils 29 Prozent ihres Budgets, am Zurückhaltendsten mit 16 Prozent Groß- und Einzelhandel.
Ein genauer Blick auf die Ergebnisse der Studie zeigt, wie sich die Prioritäten für die IT-Verantwortlichen verschoben haben: 2006 steht das Upgrading des Security-Umgebungen ganz oben, gefolgt von der Infrastrukturkonsolidierung. Im Vorjahr war das genau umgekehrt. Auf Platz Drei ist jetzt das Upgrading von Disaster-Recovery-Kapazitäten gerückt, dahinter rangiert das Upgrading von bestehenden Applikationssystemen. Auch diese Punkte haben die Reihenfolge getauscht.
Dementsprechend ist die Security der Bereich, für den die meisten Befragten 2006 mehr Geld ausgeben wollen: 45 Prozent planen hier ein stärkeres finanzielles Engagement. Zwölf Prozent fühlen sich abgesichert genug, um an diesem Punkt zu sparen. Der einzige andere Sektor, der zulegt, sind die Web-Applikationen. 41 Prozent wollen mehr Anwendungen kaufen als im Vorjahr, 21 Prozent weniger.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: CIOs werden stärker unter dem Druck stehen, Wert und Effizienz der IT zu beweisen. So erklärt denn auch jeder Vierte der Befragten die Verbesserung der Effizienz seiner IT zur "obersten Priorität", weitere 46 Prozent räumen diesem Punkt "Priorität" ein. Gleichzeitig allerdings steht das für elf Prozent im neuen Jahr gar nicht auf der Tagesordnung.
Wie sehr die IT auf dem Prüfstand steht, zeigt sich eindrucksvoll an zwei weiteren Daten: In fast einem Viertel der Unternehmen herrscht die Auffassung, die IT trage weder zu Kundenpflege noch zu Akquise bei. In jedem fünften Unternehmen ist man davon überzeugt, die Technologie helfe auch nicht beim Entwickeln geschäftlicher Prozesse oder neuer Angebote.
Als wichtigste Ziele ihrer IT-Organisation nennen 72 Prozent der Befragten Produktivitätsverbesserungen, gleich danach haben sie mit 71 Prozent die Kostenminimierung ihres Unternehmens im Blick. Ebenfalls fast gleichauf mit 69 Prozent: Die Verbesserung der Qualität von Produkten und Prozessen.
Dass die deutschen Entscheider bei ihren IT-Ausgaben über dem europäischen Durchschnitt liegen, führt Manuel A. Méndez, Associate Analyst bei Forrester Research, auf die günstigen makro-ökonomischen Faktoren wie das Bruttosozialprodukt und wachsendes Vertrauen in die Wirtschaft zurück. So zeigt sich mit 54 Prozent mehr als jeder zweite IT-Verantwortliche zuversichtlich, dass 2006 ein gutes oder sehr gutes Jahr werden wird.
Forrester Research hat für die aktuelle Studie Entscheider in 506 europäischen Konzernen befragt. Rund die Hälfte davon stellen Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl zwischen 1.000 und 5.000, 29 Prozent beschäftigen 5.000 bis 20.000 Angestellte und 23 Prozent mehr als 20.000 Mitarbeiter.