Rund 85 Prozent der europäischen Anbieter von Cloud-Services erwarten steigende Umsätze. „Das Wachstum werden Sie vor allem auf Grundlage der starken Beziehungen zu ihren lokalen Kunden erreichen“, sagt Chris Ingle, Vice President Consulting bei IDC EMEA. Es gäbe aber große Unterschiede zwischen den global agierenden und den kleineren europäischen Cloud-Anbietern. „Die IT-Infrastrukturen europäischer Cloud-Provider sind denen traditioneller Enterprise-IT sehr viel ähnlicher als die der globalen Anbieter.“ Daraus resultierten Service-Angebote und Preismodelle, die im internationalen Vergleich weniger flexibel sind.
Allerdings gibt es auch sichtbare Unterschiede: Insgesamt setzen die europäischen Cloud-Anbieter erheblich häufiger auf Open Source als das in traditionellen IT-Landschaften der Unternehmen üblich ist. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Server bei den Anbietern laufen unter dem Open-Souce-Betriebssystem Linux; gut 80 Prozent von ihnen standardisieren auf Basis von Apache oder mit einer Mischung von Apache und Microsoft IIS (Internet Information Services). Mehr als zwei Drittel der Service-Anbieter haben die OS-Datenbank MySQL im Einsatz.
Der Einsatz von OS-Software verbessert zwar Offenheit und Interoperabilität der IT-Architektur und macht auch im Hinblick auf Lizenzkosten Sinn. Das wird aber nach Ansicht der IDC-Analysten kaum ausreichen, um im globalen Wettkampf zu bestehen: „Um in einem Markt konkurrenzfähig zu bleiben, wo die Kunden zunehmend flexiblere Lösungen fordern – und diese auch schon von einigen Anbietern bekommen – müssen die europäischen Cloud-Provider ihr derzeitiges Angebot auf den Prüfstand stellen und neue Business-Modelle entwickeln“, sagt Ingle. Bisher haben lediglich rund 20 Prozent der Cloud-Anbieter in Europa die Angebote an skalierbarern IT-Infrastrukturen evaluiert. Von diesen aber planen fast 90 Prozent, ihre Infrastruktur darauf zu standardisieren.
Dagegen stehen sogenannte „konvergente“ Infrastruktur-Angebote – also die Kombination aus Storage, Network und Rechenleistung – bei den Cloud-Providern zur Zeit nicht besonders hoch im Kurs: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) von ihnen gab an, das solche Angebote für sie nicht attraktiv seien. „Die Betriebskosten sind der kritische Faktor beim Betrieb von Rechenzentren”, sagt Nathaniel Martinez, Program Director der IDC Systems and Infrastructure Group: "Nur bei einem Fünftel der CIOs, die konvergente Infrastruktur-Angebote attraktiv finden, stehen die Ausstattungskosten im Vordergrund. Der Mehrheit ginge es darum, die Energiekosten und den Raumbedarf im RZ zu senken und vor allem um eine flexiblere, leichter anpassbare IT-Infrastruktur.
Cloud-Provider müssen die Effizienz ihrer Rechenzentren verbessern
Die Angaben basieren auf der IDC-Studie „IDC's European Cloud Providers' Technology Investment: An IDC Survey"“. Sie fasst die wichtigsten Ergebnisse einer Umfrage unter europäischen Cloud Providern zusammen. Im Vordergrund standen die Entwicklung der Investitionen für Cloud-Services sowie die Investitionen für Infrastruktur und Technologie der Cloud-Anbieter.
Im Hinblick auf die gegenwärtig installierte Technik stellt Thomas Meyer, Vice President Research EMEA bei IDC, den Cloud-Providern kein besonders ermutigendes Urteil aus: „Es ist ein Märchen, dass Cloud-Provider in ihren Rechenzentren erheblich effektivere IT-Infrastrukturen betreiben als in der traditionellen Enterprise-IT“, sagt der IDC-Analyst. „Um preislich konkurrenzfähig zu bleiben, müssen sie sich vor allem mit ihren Hard- und Software-Lieferanten zusammensetzen und überprüfen, wie sie mit neuen Technologien die Effizienz ihrer Rechenzentren verbessern können.“