Die historisch gute Lage auf dem Arbeitsmarkt dämpft die Lust der Bundesbürger auf Unternehmertum. Die Zahl der Existenzgründer sank im vergangenen Jahr um 91000 auf das Rekordtief von 672000. "Zur steten Erneuerung unserer Volkswirtschaft benötigen wir vor allem mehr Chancengründer, die häufiger Marktneuheiten an den Start bringen", sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner am Dienstag in Frankfurt bei der Vorstellung des KfW-Gründungsmonitors.
Den Angaben zufolge waren im vergangenen Jahr nur neun von 100 Gründern vorher arbeitslos, 2005 waren noch 22. Die Zahl der "Notgründer", die mangels besserer Alternativen den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, sank deutlich um 40000 auf 166000. Allerdings setzen auch weniger Menschen ihre Geschäftsidee in die Tat um, obwohl sie sich große Chancen auf unternehmerischen Erfolg ausrechneten (Chancengründer).
Generell falle die Entscheidung häufiger gegen die Selbstständigkeit, weil bessere Jobchancen die teilweise erheblichen Risiken einer Gründung überwögen, analysierten die KfW-Ökonomen.
Am beliebtesten war nach wie vor der Dienstleistungsbereich. Dort starteten wie in den Vorjahren sieben von zehn Gründern, gefolgt von 16 Prozent im Handel und 12 Prozent im Produzierenden Gewerbe. Jeder fünfte Gründer ging mit einem Angebot auf den Markt, das nur durch den Einsatz von digitaler Technologie nutzbar ist.
Regional gesehen gab es die meisten Gründer je 10000 Erwerbsfähigen in Hamburg, gefolgt von dem früheren Spitzenreiter Berlin. In beiden Städten sei die Aktivität stark von der Medien- und IT-Branche mit ihren freiberuflichen Gründern geprägt, erläuterte die KfW. Hessen behauptete sich den Angaben zufolge auf dem dritten Platz.
Für dieses Jahr erwartet die KfW ein Ende der Talfahrt. Zwar werde die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt anhalten, der Rückgang der Erwerbslosenquote dürfte sich aber verlangsamen. Die Ökonomen gehen davon aus, dass wieder mehr Menschen - ermuntert durch die stabile Konjunktur - ihre Geschäftsidee in ein Unternehmen umsetzen. (dpa/rs)