Jetzt mal ehrlich: Wem fällt bei der Frage nach dem „sexiest Job“ der Welt spontan "Lieferkettenmanagement" ein? Beschaffung und Logistik laufen meistens hinter den Kulissen ab und führten bis dato ja eher ein unscheinbares und wenig glamouröses Dasein. Aber genau das ändert sich gerade grundlegend. Die Gründe hierfür sind vielfältig:
1. Supply Chains bilden das Rückgrat erfolgreicher Produkte
Die besten Produkte der Welt sind abhängig vom reibungslosen Funktionieren der ihr zugrunde liegenden Lieferketten. Ihren Erfolg verdanken marktführende Produkte nämlich nicht nur Innovationen, sondern vor allem auch der Qualität ihrer Lieferketten. Das gilt für das neueste iPhone ebenso wie für die aktuelle Kollektion in der nächsten ZARA-Filiale. Doch während Apple und ZARA eine breite Markenbekanntheit genießen, wird häufig übersehen, dass sowohl Apple als auch ZARA (Inditex) seit Jahren zu den Unternehmen mit den weltbesten Lieferketten gehören. Tim Cook hat sich bei Apple durch die Ränge des Supply Chain Managements bis hin zum Chefsessel vorgearbeitet. Heute ist er dort CEO.
2. Supply Chains funktionieren auf Basis modernster Technologie
Mit fortschreitender Globalisierung werden auch Lieferketten zunehmend globaler. Immer mehr Glieder der Kette werden ausgelagert. Das macht sie dann entsprechend komplexer und weitaus schwerer zu kontrollieren. Unternehmen setzen heutzutage auf modernste Technologien, um dieser Komplexität Herr zu werden und ihre expandierenden Lieferketten-Netzwerke rund um den Globus effizient zu steuern. Ähnlich wie wir unsere privaten Kontakte heute mit Hilfe von sozialen Netzwerken wie Facebook oder LinkedIn verwalten, wenden sich inzwischen immer mehr Unternehmen von herkömmlicher Unternehmenssoftware (ERP) ab und managen ihre globalen Handelspartnernetzwerke über Cloud-basierte Kollaborationsplattformen, die wesentlich effektiver und skalierbarer sind.
3. Supply Chains müssen schnell und flexibel sein
Die Lieferketten von heute müssen sich gegen die wachsenden Herausforderungen von häufig wechselndem Kaufverhalten, steigendem Konkurrenzdruck, schwankenden Marktentwicklungen und unvorhersehbaren Störungen stets neu behaupten. In einem solch schwierigen Umfeld müssen Firmen in der Lage sein, schnell auf plötzliche Veränderungen auf der Nachfrageseite und auf unerwartete Störungen auf der Angebotsseite zu reagieren. Weil Geschwindigkeit und Flexibilität immer mehr gefordert sind, stellt modernes Supply Chain Management eine enorme Herausforderung dar. Aber genau das macht diesen Unternehmensbereich auch so spannend.
4. Supply Chain Management wird immer globaler
Internationale Konzerne wie Adidas, CAT, Nestlé oder Pfizer sind längst nicht mehr die einzigen Unternehmen, die internationale Lieferketten betreiben. Heutzutage können Unternehmen jeder Größenordnung über ein Cloud-basiertes Handelsnetzwerk unmittelbar Zugang zu globalen Beschaffungs- und Absatzmärkten gewinnen, ohne die Budgets und Ressourcen, die dafür noch vor ein paar Jahren nötig gewesen wären. Die Demokratisierung der Infrastruktur für B2B-Verbindungen hat die Eintrittsbarriere für den Welthandel dramatisch gesenkt. Supply Chain Management wird dadurch jetzt noch globaler als je zuvor.
5. Supply Chains werden nachhaltiger und grüner
Ob nun aus eigener Überzeugung oder lediglich um den Vorschriften der Gesetzgeber und den Erwartungen der Kunden gerecht zu werden. Kaum ein Unternehmen wird sich zukünftig noch seiner Verantwortung für die Umwelt entziehen können. Der richtige Umgang mit den Themen Klimawandel, CO2-Emissionen, Nachhaltigkeit und fairer Handel kann sogar als entscheidender Vorteil gegenüber Wettbewerbern genutzt werden, die diese Entwicklung bisher verschlafen haben. Dem Supply Chain Management kommt hier eine zentrale Rolle zu. Kaum eine Disziplin bietet eine vergleichbare Chance das Verhalten eines Unternehmens in Bezug auf Nachhaltigkeit von innen heraus so entscheidend zu beeinflussen. Noch größeres Einflusspotential verspricht jedoch die Möglichkeit auf diesem Gebiet auch über die Unternehmensgrenzen hinweg zu kooperieren. Im Zeitalter der Cloud steht dieser Netzwerk-Kollaboration nun zumindest aus technischer Sicht nichts mehr im Weg.
6. Im Supply Chain Management geht es um Big Data
Im Jahre 2013 ernannte die US-Zeitschrift Harvard Business Review „Data Scientist“ zum „sexiest Job“ des 21. Jahrhunderts. Laut HBR sind Data Scientists Experten, die die nötige Qualifikation mit der Neugier vereinen, Entdeckungen in der Welt der "Big Data"-Analysen zu machen. Im Supply Chain Management scheint sich derzeit auch alles um das Thema „Big Data“ zu drehen. Zu Recht, denn die Fähigkeit die riesigen Datenmengen, die entlang von globalen Lieferketten entstehen, zur Entscheidungsfindung in Echtzeit heranzuziehen, entwickelt sich für Unternehmen gerade zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Bei den wichtigen Themen Klimawandel, Nachhaltigkeit und fairer Handel spielt das Supply Chain Management eine zentrale Rolle und die neuesten Methoden der „Big Data“-Analysen werden den Stellenwert der Disziplin noch weiter steigern. Das macht Supply Chain Management zum „sexiest Job“ der Welt.
Boris Felgendreher ist Leiter Marketing Europa bei der GT Nexus GmbH – einer Cloud-basierten Kollaborations-Plattform für globalen Handel und Supply Chain Management.