Die Entwicklung einer Software für Zensur in China sei eine der Ideen von Facebook, um Zugang zum riesigen chinesischen Markt zu bekommen, berichtete die "New York Times" am Mittwoch. Die neue Software werde allerdings nicht benutzt und sei chinesischen Behörden bisher auch nicht angeboten worden. China blockiert soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter sowie Googles Videoplattform YouTube oder Webseiten, die Pekings Politik kritisieren.
Die bislang vertraulich entwickelte Software verhindere, dass Inhalte in bestimmten geografischen Gegenden erschienen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf ehemalige und aktuelle Mitarbeiter des Unternehmens. Facebook wolle dabei die Inhalte nicht selbst zensieren. Vielmehr solle das Programm chinesischen Stellen oder einem möglichen "Partner" in China ermöglichen, bestimmte Themen und Posts beobachten und gegebenenfalls unterdrücken zu können.
Die Software sei innerhalb von Facebook umstritten und nur eine der Ideen, die diskutiert würden, um Zugang zu China zu bekommen, hieß es. Einige Quellen der Zeitung seien nach dem Wahlsieg von Donald Trump besorgt, ein solches Programm könne auch Interesse bei einer US-Regierung finden.
Facebook hatte wiederholt großes Interesse an China bekundet: Mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern ist das Land der größte Internetmarkt der Welt. Dem Bericht zufolge gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Gespräche mit chinesischen Behörden, die jedoch ohne Ergebnis blieben. Eine Facebook-Sprecherin sagte der Zeitung, das Online-Netzwerk habe noch keine Entscheidung zum Vorgehen in China getroffen.
Facebook hat auch in Ländern wie der Türkei, Pakistan oder Russland wegen lokaler Gesetze schon Inhalte eingeschränkt. Auch in Deutschland werden bestimmte Inhalte auf Facebook herausgefiltert, etwa Propagandaposts mit Hakenkreuz-Bildern oder Beiträge, in denen der Holocaust geleugnet wird. Diese Inhalte sind in der Bundesrepublik - im Gegensatz zu den USA - gesetzlich verboten. Die neue Software würde demnach weiterreichende Möglichkeiten zur Unterdrückung von Inhalten geben. (dpa/ib)