"In fünf bis acht Jahren wird Facebook verschwunden sein, genauso wie es bei Yahoo auch war", sagt Analyst Eric Jackson Anfang Juni in der US-amerikanischen TV-Sendung Squawk on the Street. Das ist ein TV-Format des Senders CNBC, das die ersten 90 Minuten an der Wall Street kommentierend begleitet. Analyst Jackson von der Investmentfirma Ironfire Capital begründete seine Prognose so: "Yahoo ist noch profitabel und beschäftigt 13.000 Mitarbeiter. Doch im Jahr 2000 war Yahoo noch das Zehnfache wert", so der Analyst. Nach Meinung von Jackson könnte man hier bereits von einem Verschwinden sprechen.
Wie Sharon Gaudin von unserer amerikanischen Schwesterpublikation Computerworld berichtet, spricht Analyst Eric Jackson in seinem TV-Auftritt von drei Generationen von Internetunternehmen. Die erste ist die Generation der Online-Pioniere, zu denen er zum Beispiel Yahoo zählt. Die zweite Generation ist die der Social Media-Firmen, dazu gehört Facebook. In der dritten Generation werden Internetfirmen vor allem mit mobilen Inhalten punkten.
Experten kritisierten schon häufiger, dass es Facebook nicht recht gelingt, seine mobilen Nutzer zu Geld zu machen. "Sehen Sie sich doch an, welche Probleme Google damit hatte, social zu werden. Vor den gleichen Schwierigkeiten steht Facebook beim Schritt zum mobilen Unternehmen", sagt Analyst Jackson. Obwohl es Schätzungen gab, dass die Facebook-Aktie nach dem Börsengang von 38 auf 50 oder sogar mehr als 90 US-Dollar steigen könnte, tat sie das nicht. Am 4. Juni sackte der Kurs zwischenzeitlich auf 26,44 US-Dollar ab.
Es gibt auch Gegenstimmen
Doch nicht alle Analysten erwarten, dass Facebook in fünf bis acht Jahren bedeutungslos sein wird. Patrick Moorhead, Analyst bei Moor Insights & Strategy, rechnet nicht damit, dass Facebook in den kommenden zehn Jahren in die zweite Reihe abrutscht. Trotz spezieller Internetangebote wie Pinterest und Instagram wollen Internetnutzer nach wie vor eine Plattform, auf der alle ihre Freunde und Bekannten sich auch bewegen. Er glaubt aber durchaus, dass das Unternehmen nicht mehr so stark weiterwachsen wird wie bisher.
Dan Olds von der Gabriel Consulting Group reiht sich ein in die Reihe der Analysten die sagen, dass der Mobile-Bereich eine immer wichtigere Rolle für Internetunternehmen spielt, das gilt seiner Meinung nach ganz besonders für soziale Netzwerke. "Facebook macht hier kaum Fortschritte", zitiert unsere amerikanische Schwesterpublikation Computerworld Olds während seinem Fernsehauftritt in der TV-Sendung "Squawk on the Street".
Facebook hat die Benutzeroberfläche seiner Mobile-Version kürzlich überarbeitet und dabei unter anderem die Darstellung von Bildern verbessert, was Olds als einen Schritt in die richtige Richtung bewertet. Doch nun müsse man auch ein Geschäftsmodell für den Mobile-Bereich entwickeln, das Werbekunden überzeugt.
Eine optimistische Stimme zur Facebook-Zukunft
Olds weist auch darauf hin, dass man bei Facebook schon längst nicht mehr von dem jungen Start-Up sprechen könne, das es anfangs war. Seine führenden Köpfe seien heute Milliardäre und Millionäre. Und gerade deshalb würden viele beobachten, ob das Unternehmen die zukünftigen Hürden nimmt oder ins Straucheln gerät.
Doch es gibt auch optimistischere Stimmen. Das Handelsblatt zitiert einen Fondsmanager, der sich zuversichtlicher gibt: "Es gibt kein Unternehmen der Internet-Ära, das einen solch riesigen Marktanteil in so kurzer Zeit erreicht hat", sagte Mark Hawtin, Fondsmanager bei GAM Star Technology Strategy, in einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Kurs von 18 bis 25 Dollar "könnte ein toller Zeitpunkt sein, einzusteigen", zitiert das Handelsblatt den Fondsmanager. Hawtins Zukunftsvision: Facebook werde zukünftig zur Startseite ins Internet und Unternehmen zahlen dem Netzwerk Geld, wenn ein Nutzer auf ihren Link klickt. Welcher der Analysten mit seinen Prognosen recht behält, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.