Alternativer Launcher für Android

Facebook Home statt Facebook Phone

11.04.2013 von Moritz Jäger
Facebook will mit einer eigenen Android-Oberfläche die Nutzer noch stärker an sich binden. Facebook Home legt den Schwerpunkt auf Updates aus dem Umfeld des Nutzers. Die Oberfläche gibt es kostenlos, das erste Smartphone mit Facebook Home wird von HTC produziert.

Facebook steigt doch nicht in die Smartphone-Produktion ein. Statt eines eigenen Smartphones stellte der Konzern lediglich einen so genannten Launcher für Android vor. Dabei handelt es sich um die anpassbaren grafischen Oberflächen des Google Betriebssystems, ein Launcher legt beispielsweise fest, wie Nutzer mit dem Gerät interagieren oder wie Benachrichtigungen und installierte Apps gelistet werden.

Home, wie Facebook seine Android-Oberfläche nennt, kann man sich im Grunde als Weiterentwicklung der Android-Applikation vorstellen. Künftig wird diese quasi beim Hochfahren des Android-Smartphones automatisch startet. Anschließend hat man nicht nur Zugriff auf alle aus dem Google Play Store installierte Apps, sondern auch eine ganze Reihe an Facebook-eigenen Programmen.

Der Unterschied zu anderen Oberflächen ist die tiefe Integration von Facebook: Ein Druck auf die Home-Taste zeigt keine Oberfläche mehr, sondern den Facebook-Stream, sämtliche Aktualisierungen von Freunden und Kontakten werden als Vollbild auf dem Smartphone angezeigt. Ebenfalls tief integriert ist die Chat-Funktion, egal in welcher App man sich befindet, stets kann man so mit seinen Bekannten in Verbindung bleiben.

Offizielles Smartphone von HTC

Erneut hat sich der Hersteller HTC die offizielle Rückendeckung von Facebook gesichert: Der Hersteller wird das HTC First auf den Markt bringen, zumindest in den USA. Dort wird das 4G-Gerät für relativ günstige 99 US-Dollar Mitte April auf den Markt kommen. Das Smartphone enthält alle Funktionen des Launchers zudem bietet es eine verbesserte Integration von Benachrichtigungen.

Dennoch müssen Besitzer anderer Smartphones nicht auf Facebook Home verzichten. Ab dem 12. April will der Konzern den Launcher zum kostenlosen Download anbieten.

Facebook Home
Facebook Home für Android
Der Cover Feed ist das Herzstück von Facebook Home, hier zeigt die Oberfläche Status Updates von Freunden an.
Facebook Home für Android
Die Chat-Funktion von Facebook Home
Facebook Home für Android
Der Launcher erlaubt zudem die Installation von anderen Applikationen - Facebook-eigene Apps werden mitgeliefert.
Facebook Home für Android
Über die Heads-Funktion zeigt die Oberfläche neue Chats an, egal in welcher App sich der Nutzer befindet.
Facebook Home für Android
Facebook Home gibt es auch für andere Android-Smartphones.
Facebook Home für Android
Das HTC First wird das erste Android-Smartphone, auf dem Facebook Home vorinstalliert ist.
Facebook Home für Android
Das HTC First bringt alle Funktionen von Facebook Home mit, zusätzlich wurde die Integration von Benachrichtigungen verbessert.

Kommentar und Analysten-Meinung

Oberflächen für Android gibt es viele. Nahezu jeder Hersteller schraubt an einem eigenen Launcher, die Ergebnisse sind mehr oder weniger gut. Dazu finden sich im Google App Marktplatz zahlreiche Alternativen, etwa den Nova Launcher oder den GO Launcher. Facebook hat zwar eine enorme Marketing-Macht, allerdings tritt der Konzern nicht nur gegen Hobby-Entwickler, sondern auch gegen Schwergewichte wie Samsung oder Google selbst an. Dazu kommt: Die Installation einer anderen Oberfläche klappt zwar ähnlich simpel wie die Installation einer App, dennoch schrecken Nutzer davor eher zurück - schließlich müssen alle gelernten Abläufe neu einstudiert werden.

Kommentar von Analysys Mason

Die Analysten Ronan de Renesse und Stephen Sale haben sich die Oberfläche bereits vorgenommen und liefern ebenfalls eine Einschätzung: Demnach ist Android aktuell der wichtigste Absatzmarkt für Facebook. Android besitzt, laut den Analysten, einen weltweiten Marktanteil von 60 Prozent, zudem sind die Smartphones mit Google OS im Einsteigersegment den Alternativen von Microsoft oder Apple deutlich überlegen.

Ein weiterer interessanter Aspekt: Laut Analysys Mason finden zwei Drittel der Smartphone-Aktionen mit vorinstallierten Anwendungen statt - nur ein Bruchteil der der Nutzer installiert demnach wirklich Anwendungen aus dem Marktplatz nach. Würde es Facebook schaffen, seinen eigenen Launcher bei den Herstellern direkt zu etablieren, könnte das für das Social Network einen Bedeutungszuwachs bedeuten. Das setzt allerdings voraus, dass die App nicht nur einem "One Size Fits All"-Ansatz folgt, sondern sich perfekt in die beliebten Smartphones integriert. Die Analysten sprechen sogar von einem sechsfach stärkeren App-Engagement, wenn die Nutzer Dienste wie Telefonie oder Messaging über das soziale Netzwerk abwickeln. Beides sind noch immer die am häufig genutzten Funktionen auf Handys.