Abteilungen fordern Eigenständigkeit

Fachbereiche fordern Prozess-Hoheit

18.07.2007 von Nina Gut
Immer mehr Fachbereiche würden die Gestaltung ihrer Geschäftsprozesse lieber in Eigenregie vornehmen, statt diese Projekte der IT-Abteilung zu überlassen. Nach einer Vergleichsstudie des Anbieters Egip reklamieren 46 Prozent der Bereichsleiter eine "deutlich höhere" Selbstständigkeit in der Prozessgestaltung, weitere 35 Prozent "etwas höhere" Eigenständigkeit.
Die Fachbereiche wollen ihre Prozesse lieber selbst gestalten.

Vor einem Jahr lag die Zahl der Fachbereichsverantwortlichen, die für eine größere Unabhängigkeit von der IT plädierten, noch insgesamt zehn Prozent niedriger. Lediglich jeder Fünfte (19 Prozent) sieht das Prozessthema bei den Kollegen aus der Informationstechnik unverändert gut aufgehoben. Im Jahr 2006 waren das noch 29 Prozent.

Hintergrund dieser Selbstständigkeitsbestrebungen: Die Unzufriedenheit über die schwierige Kommunikation mit der IT-Abteilung zu den fachlichen Anforderungen der Geschäftsprozesse wächst. Nach der Erhebung fühlen sich 62 Prozent der Manager in den Fachbereichen von den Vertretern der Technik zu wenig verstanden. 29 Prozent fühlen sich zwar noch "meistens", 33 Prozent aber "häufig nicht" ausreichend verstanden. Weitgehend zufrieden mit der Einsicht der IT in die fachlichen Ansprüche sind nur noch 38 Prozent der Abteilungsverantwortlichen. Gegenüber dem Vorjahr ist der Kreis der Zufriedenen damit nochmals um vier Prozent gesunken.

Hat die IT genügend Wissen von den fachlichen Anforderungen der Geschäftsprozesse? Die meisten Abteilungen sind skeptisch.

Außerdem kritisieren die Befragten in vermehrter Zahl, dass die Geschäftsprozesse zu IT-lastig angelegt seien. Jeder Fünfte (21 Prozent) sieht durchgängig eine "unnötig starke" technische Dominanz in den Lösungen. Weitere 40 Prozent beklagen dies für einen Teil der bisher realisierten Projekte. Kein Grund zur Klage über den technischen Fokus der Prozessgestaltung besteht nur für 39 Prozent der befragten Fachbereichsleiter. Das sind allerdings sechs Prozent weniger als vor einem Jahr.

"Vielfach wurde offenbar noch keine ausreichende Antwort darauf gefunden, dass die zahlreich vorhandenen langlaufenden und personenzentrierten End-to-End-Prozesse nicht befriedigend mit einer IT-gesteuerten Automatisierung von Datenflüssen unterstützt werden können", kommentiert Benjamin Schiller, Vorstand der Egip Software AG, die Ergebnisse.

Egip hat für die Studie in diesem Jahr mit 244 Unternehmen gesprochen. Im vergangenem Jahr haben 237 Betriebe mitgemacht.