Arbeitsmarkt

Fachkräfte für Software und IT-Services gesucht

21.06.2010 von Thomas Pelkmann
"Verhalten optimistisch" äußern sich deutsche Unternehmen zu ihren Rekrutierungsplänen im kommenden Jahr. Als einer der Bereiche mit dem größten Wachstum gilt die Informationstechnologie.

Die Erholung der globalen Wirtschaft macht sich einer Umfrage des Karriereportals Careerbuilder zufolge auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt bemerkbar. Immerhin ein Drittel der 130 befragten Arbeitgeber will in den kommenden zwölf Monaten Vollzeitarbeitskräfte einstellen, weitere 13 Prozent möchten wenigstens Teilzeitstellen besetzen.

Zu den wachstumsstärksten Bereichen gehört laut Careerbuilder der Verkauf, wo 41 Prozent der Befragten Neueinstellungen planen, gefolgt von den Bereichen Informationstechnologie mit einem Bedarf bei 22 Prozent und Marketing (20 Prozent).

Im Vergleich zu den anderen Ländern, die an der Umfrage teilgenommen haben (Großbritannien, Italien, Frankreich und Schweden), besitzen IT-Fachkräfte in Deutschland damit europaweit die besten Chancen auf einen neuen Job.

Den positiven Zahlen zum Trotz erwartet Careerbuilder-Geschäftsführer Farhan Yasin keine dramatischen Verschiebungen. "Eher wird sich die Einstellungssituation bis 2011 schrittweise verbessern. Unternehmen werden erst einmal vorsichtig bleiben und auf neue Marktentwicklungen reagieren."

Mangel an qualifizierten Bewerbern

Trotz der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt sehen 60 Prozent der deutschen Arbeitgeber einen Mangel an qualifizierten Bewerbern. Immerhin 8,1 Prozent der Befragten haben deshalb bereits Personal aus dem Ausland rekrutiert oder würden dies in Zukunft in Betracht ziehen.

"Während sich die finanzielle Situation im Land entspannt und der Arbeitsmarkt davon profitiert, verschärft sich in vielen Bereichen die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nach qualifiziertem Fachpersonal", so Yasin weiter. "Arbeitgeber setzen deshalb gezielt Maßnahmen ein, um geeignete Bewerber besser identifizieren zu können und die leistungsfähigsten Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Darunter fallen vor allem Weiterbildungsangebote, flexible Arbeitsmodelle und neue Rekrutierungsstrategien."

Von einem zarten Aufschwung am Arbeitsmarkt geht auch der Bitkom aus. Gleichzeitig konstatiert der Branchenverband für die Informationsindustrie ebenfalls einen Fachkräftemangel. "2010 wird der Arbeitsmarkt in der ITK-Branche voraussichtlich leicht wachsen", erklärte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer.

Mehr als die Hälfte der deutschen ITK-Unternehmen, 53 Prozent, wolle ihr Personal verstärken, 30 Prozent möchte es auf dem aktuellen Niveau halten und lediglich 17 Prozent müssten Arbeitsplätze reduzieren, so der Bitkom. "Neue Mitarbeiter werden vor allem in den Bereichen Software und IT-Services gesucht", erläutert Scheer.

Derzeit gibt es der Bitkom zufolge rund 20.000 offene Stellen in der ITK-Branche. Jedes dritte IT-Unternehmen gibt an, dass der Fachkräftemangel seine Geschäftstätigkeit bremst. Laut einer Studie im Auftrag der EU-Kommission wird die Nachfrage nach IT-Experten in Deutschland in den kommenden Jahren beständig über dem Angebot liegen. "Der Expertenmangel hat strukturelle Gründe, die mit mehr Nachdruck angegangen werden müssen", sagte Scheer. Im Zentrum stehen aus Sicht des Bitkom die Modernisierung des Bildungssystems, die Steigerung des Frauenanteils in der Branche und eine aktive Zuwanderungspolitik.

Arbeitsmarkt: Die 6 Trends 2010

In seiner Studie hat das Stellenportal Careerbuilder sechs aktuelle Beschäftigungstrends ausgemacht.

1. Rekrutierung aus dem Ausland: Insbesondere für die Bereiche IT, Kundenservice und Kommunikation rekrutieren deutsche Arbeitgeber Personal aus dem Ausland.

2. Gehälter einfrieren: Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen hat eine Nullrunde für die Krisenzeit eingeführt. Zwei Drittel gehen davon aus, dass die Gehälter der neuen Mitarbeiter zunächst nicht steigen werden.

3. Mehr Flexibilität: 40 Prozent der Befragten wollen Arbeitskräfte durch flexible Vereinbarungen wie Gleitzeiten, Teilzeitverträge oder komprimierte Arbeitswochen (gleiche Wochenstundenzahl in weniger Tagen) gewinnen und halten.

4. Geld für Weiterentwicklung: Ein Drittel der Befragten investiert stärker in externe Weiterbildung für Mitarbeiter.

5. Eintrittsdatum verschieben: Deutsche Arbeitgeber binden Talente früh, verschieben aber die Ausgaben für zusätzliche Lohnkosten. Acht Prozent haben bereits Stellen ausgeschrieben, die erst später im Jahr besetzt werden.

6. Talente fördern: Wenn eine große Zahl von Talenten verfügbar ist, stellen 13 Prozent der Befragten leistungsstarke Mitarbeiter ein, während sie Leistungsschwachen kündigen.