Der Wert der im Unternehmen eingesetzten Software macht einer Rechnung des Technologie-Dienstleisters Insight zufolge rund 30 Prozent der gesamten IT-Kosten aus. Auf jedem Arbeitsplatzrechner ist Software im Wert von durchschnittlich 780 Euro installiert. Größere Firmen verwalten dabei oft mehrere zehntausend Anwendungen mit entsprechend großem Lizenzvolumen.
Durch falsche Software-Lizenzierungen wird allein in diesem Jahr in Deutschland ein Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe entstehen, wie die Studie der Software-Initiative Deutschland "Die Last mit der Lizenzierung" ergab.
Rund zwei Drittel der 100 befragten Fach- und Führungskräfte aus der IT-Branche (62 Prozent) gehen davon aus, dass der Betrag sich zwischen 20 und 30 Milliarden Euro einpendeln werde. Ein weiteres Viertel spricht von einer Schadenshöhe "um die zehn Milliarden Euro".
"Es ist schwierig, die exakte Höhe des Schadens zu beziffern", resümiert Jens Orhanovic, Leiter des Deutschen Forums für Softwarelizenzierung in der Software-Initiative Deutschland. Immerhin könne man in diesem Bereich jetzt aber auf der Grundlage einer nicht-repräsentativen Befragung erstmals einen Richtwert vorlegen, so Orhanovic.
Auf die Frage, wie viele Unternehmen in Deutschland eine korrekte Zahl von Lizenzen verwalten, antworteten 30 Prozent der Befragten mit "alle", 32 Prozent mit "Rund drei Viertel" und 22 Prozent mit "Etwa die Hälfte". Tatsächlich, so die Software-Initiative, arbeite gerade mal ein Drittel aller Betriebe mit einem Lizenzvolumen, das dem tatsächlichen Software-Einsatz entspricht. Auf die richtige Zahl tippten ganze 14 Prozent der befragten Fach- und Führungskräfte.
Sorglos im Umgang mit Lizenzen
Die Zahlen belegten, wie weit Einschätzung und Realität in diesem Fall auseinander liegen, kommentiert Jens Orhanovic dieses Ergebnis. "Das lässt auf eine beachtliche Sorglosigkeit schließen, die angesichts der möglichen rechtlichen wie finanziellen Folgen der Falschlizenzierung obendrein auch noch gefährlich ist".
Die Software-Initiative wollte von ihren Gesprächpartnern auch wissen, welche der Varianten von Falschlizenzierung in Deutschland häufiger anzutreffen sei: die Unter- oder die Überlizenzierung. Etwa ein Siebtel (16 Prozent) geht davon aus, dass Unternehmen eher überlizenziert sind, also mehr für ihre Lizenzen zahlen, als tatsächlich nötig wäre.
Fast die Hälfte der Befragten (44 Prozent) meint, dass es mehr unterlizenzierte Betriebe gebe, die Software einsetzen, für die es im Betrieb keine gültigen Lizenzen gibt. Die restlichen 40 Prozent meinen, dass sich beide Varianten der Falschlizenzierung in etwa die Waage halten.
Um die mit Lizenzfehlern verbundenen immensen Kosten zu minimieren, fordert Orhanovic ein Umdenken bei den Betroffenen: "Der korrekten Lizenzierung muss bei den Herstellern und den Anwendern ein wesentlich höherer Stellenwert eingeräumt werden als bisher."
Nur ein Drittel der Unternehmen arbeitet mit korrekten Lizenzen
Das dürfte aber schwierig werden, wie Orhanovic selber eingesteht: "Dafür müsste erst ein Umdenken erfolgen, das sich aber offensichtlich nur mit einiger Aufklärungsarbeit erzielen ließe". Aus Erfahrungen wisse er, dass hierzulande allenfalls ein Drittel der Unternehmen korrekt lizenzierte Software einsetze.
Alle anderen hätten ein Problem mit der Falschlizenzierung. "Die Fach- und Führungspersonen in der Branche sehen das aber entweder gar nicht oder wollen es zumindest nicht wahrhaben", kritisiert der Sprecher der Software-Initiative.
Dabei bieten viele große Hersteller spezielle Informations- und Trainingsprogramme für richtige Lizenzverwaltung an, etwa Microsoft mit dem "Software Asset Management (SAM)" oder Oracle mit speziellen Roadshows zu diesem Thema. Für IBM-Kunden und solche, die es werden wollen, gibt es gar eine von einem Partner betriebene Internet-Seite, das Software-Lizenz-Portal.