Smartphones und Tablets, aber auch andere Möglichkeiten der Arbeit unterwegs und zu Hause im Breitbandinternet-Zeitalter haben der IT-Abteilung längst den Blick auf das tatsächlich genutzte Gerätearsenal verstellt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Forrester Research, die auf Basis einer Befragung von 10.000 Wissensarbeitern und 2300 IT-Hardware-Verantwortlichen den Einsatz von Computern zu Arbeitszwecken weltweit erforscht.
Autor Frank E. Gillett schließt zwangsläufig auf eine Wahrnehmungs-Diskrepanz. Die Hälfte der befragten Mitarbeiter gibt an, mindestens drei Computer oder Mobilgeräte zur Arbeit zu nutzen. Typischerweise dürften das neben dem Desktop am Arbeitsplatz ein Desktop zu Hause oder ein Laptop sein; hinzu kommt noch ein Smartphone. 60 Prozent dieser Geräte werden laut Studie sowohl dienstlich als auch privat genutzt; nur 14 Prozent werden strikt nur zur Arbeit verwendet.
Mit diesem Befund verträgt sich allerdings das Ergebnis der Umfrage unter den IT-Verantwortlichen überhaupt nicht. Demnach dürften etwa ein Drittel der Entscheider im Unternehmen mindestens drei Geräte nutzen, dazu noch ein Viertel der Mitarbeiter in den IT-Abteilungen selbst, keinesfalls aber eine Mehrheit der Wissensarbeiter. „Die Lücke zeigt, dass die IT keinen vollständigen Überblick über die Geräte hat, die zur Arbeit verwendet werden“, schlussfolgert Gillett.
Grauzonen statt Kontrolle
Der nicht aufzuhaltende Einzug von Smartphones, Tablets und persönlichen Notebooks in die Unternehmen schafft sich also seine grauen Zonen und lässt den Wildwuchs grassieren. Wie wenig Kontrolle vorhanden ist, verdeutlicht ein anderer Befund. Lediglich 6 Prozent der Unternehmen hatten 2011 schon ein Bring-Your-Own-PC-Programm am Start (BYOPC); Ende diesen Jahres werden aus laut Studie etwa 8 Prozent sein – eine Minderheit also.
Das wiederum deckt sich wiederum in keiner Weise mit den Realitäten, die von den Mitarbeitern geschildert werden. Und auch nicht mit dem Befund, dass sich dieser Trend auch nach Einschätzung der IT-Entscheider verstärken wird. 58 Prozent rechnen damit, dass künftig mehr Mitarbeiter als bisher ihr eigenes Smartphone mit zur Arbeit bringen werden; 18 Prozent gehen ebenfalls von einer Zunahme privater Apple Macs in den Büros aus.
Mitarbeiter zahlen Privat-IT selbst
Vorgeben lässt sich die Gestalt des Geräteparks ohnehin kaum noch. Laut Studie sorgen nur noch bei Desktops und All-in-one-PCs die Unternehmen mehrheitlich selbst für die Anschaffung. Bei allen anderen Computerarten wählen zumindest in Nordamerika und Europa mehrheitlich die Mitarbeiter selbst aus, welches Modell es sein soll.
Dafür zahlen sie in der Regel selbst den vollen Preis. Bei Smartphones ist das zu 57 Prozent der Fall, bei Netbooks zu 51 Prozent, bei Tablets zu 48 Prozent und bei Laptops zu 41 Prozent. Im Mittel lassen sich die Mitarbeiter ein Laptop respektive Desktop 619 US-Dollar kosten, ein Tablet 548 Dollar und ein Smartphone 295 Dollar.
Weltweit sind bereits 18 Prozent aller zur Arbeit genutzten Geräte Smartphones, 7 Prozent Tablets – ein Viertel fällt also schon in die Kategorie dieser neuen Mobilgeneration. 37 Prozent sind Desktops, 26 Prozent klassische Laptops, der Rest verteilt sich auf Netbooks und Ultrabooks. Forrester geht davon aus, dass Smartphones und Tablets künftig die Mehrheit der verwendeten Computer stellen werden.
Microsoft auf der Verliererstraße
Auf der Anbieterseite landet deshalb wohl Microsoft auf der Verliererstraße. Noch laufen 63 Prozent aller beruflich genutzten Geräte mit einem Microsoft-Betriebssystem; Apple kommt auf einen Gesamtanteil von 12 Prozent, Google Android auf 7 Prozent und RIM Blackberry auf 5 Prozent.
Forrester prognostiziert, dass der OS-Anteil von Microsoft bis 2016 unter 50 Prozent fallen werde. „Forrester glaubt, dass Windows Phones schwer kämpfen muss, um einen großen Anteil der Smartphone-Verkäufe zu erobern, und dass das Ende 2012 erscheinende Windows 8-Tablet bis Ende 2013 nicht voll wettbewerbsfähig sein wird“, schreibt Gillett.
Wissensarbeiter basteln persönliche Clouds
Desweiteren sei von direkten Marketingoffensiven der Anbieter auszugehen, die sowohl an die Wissensarbeiter als auch an die IT Enduser-Technologie verkaufen wollen. Es werde wohl bald Kampagnen geben, die auf Mitarbeiter einzelner Unternehmen zugeschnitten sind und Werbebanner, Facebook-Post und Twitter-Nachrichten nutzen.
Komplexe, teure und beschränkte Virtual Desktop-Infrastrukturen seien nicht geeignet für mobile Endgeräte. Deshalb entwickelten Anbieter bereits Alternativen wie den VMWare Horizon Application Manager oder den Citrix Receiver mit Follow-Me-Data, die das Management von Apps, Inhalten und Daten über Gerätegrenzen hinweg ermöglichen.
„Letztlich werden Wissensarbeiter ein Kombination aus persönlichen und von der IT bereitgestellten Technologien sammeln, um sich daraus eine persönliche Cloud aus Arbeits- und Privat-Content zu erschaffen“, so Gillett. „Damit managen sie dann ihr digitales Leben über Geräte und Onlinedienste hinweg.“
Die Studie „Info Workers Using Mobile And Personal Devices For Work Will Transform Personal Tech Markets” ist bei Forrester erhältlich.