Familienunternehmen sind die besten Firmen überhaupt? Und wenn die Rahmenbedingungen eines Landes nicht stimmen, scheitert selbst der erfolgreichste Manager? Diese beiden Glaubenssätze haben Wirtschaftsprofessor Nicholas Bloom (Stanford University, Kalifornien) und Forscher John Van Reenen (Centre for Economic Policy, London) widerlegt. Im Journal of Economic Perspectives dokumentieren sie eine weltweite Studie, die den Einfluss von Management Practices auf den Unternehmenserfolg thematisiert.
Damit betreten Bloom und Van Reenen Neuland. Die Qualität der Unternehmensführung an sich wurde bisher wenig beachtet, denn es fehlen belastbare Zahlen. Die Forscher wollen das mit einem ausgefeilten 18-Punkte-Katalog ändern. Diese 18 Punkte gruppieren sich um vier Dimensionen: Overall Management, Monitoring Management, Ziele-Management und Belohnungs-Management.
Beispiel Ziele-Management: Hier geht es darum, ob finanzielle und nicht-finanzielle Ziele ausbalanciert sind, woran Ziele ausgerichtet sind, welche kurz-, mittel- und langfristigen Ziele ein Unternehmen formuliert und wie es festlegt, welche Abteilung/welcher verantwortliche Mitarbeiter welche Ziele erreichen muss.
Bloom und Van Reenen benoten die Unternehmen bei jedem dieser 18 Punkte auf einer Skala von eins (schlechteste Performance) bis fünf (beste Performance). Ihr Gesamtergebnis ist auf den ersten Blick erfreulich: Deutschland liegt auf Rang zwei hinter den USA. Sechzehn Länder wurden untersucht, das Schlusslicht bildet Griechenland. Allerdings: Die Spitze aus USA, Deutschland und Schweden kommt nur auf Werte um 3,2 auf der Skala. Gute Noten sind das nicht.
Zwei Ergebnisse haben die Forscher überrascht. Punkt Eins: In einem Vergleich der Firmenmodelle schneiden Familienunternehmen in Punkto Management fast am schlechtesten ab, drunter sind nur noch öffentlich-rechtliche Firmen. "Wir versuchen noch, dieses Phänomen zu verstehen", schreiben Bloom und Van Reenen.
Punkt Zwei: Politische und gesetzliche Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern scheinen keine besonders große Rolle zu spielen. So zeigt ein Vergleich einheimischer Firmen mit multinationalen Konzernen, dass die internationalen Unternehmen auf jedem Markt deutlich besser abschneiden.
Den schlechtesten Wert erreichen international agierende Firmen in China. Dort kommen sie aber immerhin noch auf eine glatte Drei. Chinesische Unternehmen, die dagegen nur auf dem Heimatmarkt tätig sind, erreichen bloß eine 2,6. Besonders stark ist die Diskrepanz in Griechenland: Multinationale Konzerne erhalten einen Wert von 3,3, während griechische Unternehmen bei 2,4 liegen.
Trotz der ausgefuchsten 18-Punkte-Analyse: Geht es um konkrete Tipps, halten sich die Wissenschaftler bedeckt. Immerhin geben sie den Unternehmen zwei Dinge mit auf den Weg: Bildung ist einer der Dreh- und Angelpunkte für den Unternehmenserfolg, und das bezieht sich nicht nur auf Top-Entscheider, sondern auf die gesamte Belegschaft. Zum Zweiten setzt gutes Management Kommunikation und Information voraus. Eine immer komplexere Arbeitswelt muss der Belegschaft erklärt werden, sonst ziehen die Leute nicht mit.
Analyst der Deutschen Bank zeigt sich skeptisch
Thomas Meyer, Analyst bei Deutsche Bank Research, begrüßt es, dass die Qualität des Managements stärker in den Fokus rückt. An Blooms und Van Reenens Studie hat er dennoch seine Zweifel. "Der hohe Wert für US-Firmen weckt den Verdacht, dass die Autoren vor allem das goutieren, was an US-amerikanischen Business Schools gelehrt wird", sagt Meyer.
Systematischer Ansatz statt einzelner Case Studies
Bloom und Van Reenen ihrerseits hoffen, mit der Studie neue Forschungen anzustoßen. Die bisherige Literatur liefere vor allem Case Studies, schreiben sie. Ihr Ansatz soll erstmals eine übergreifende Systematik bieten.
Die Wirtschaftswissenschaftler Nicholas Bloom und John Van Reenen berichten über ihre Studie unter dem Titel "Why do management practices differ across firms and countries?" im Journal of Economic Perspectives, Volume 24, Number 1.