Umfrage zur Datennutzung

Fast alle misstrauen Facebook

03.07.2012 von Andrea König
Firmen stehen bei deutschen Verbauchern generell im Verdacht, abgegebene Daten zu anderen als den angegebenen Zwecken zu nutzen, zeigt eine Informatica-Umfrage.
Dass Unternehmen ihre persönlichen Daten nur für den ursprünglich bestimmten Zweck nutzen, glauben nur 39 Prozent der Befragten.
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Das Vorhaben der Schufa, für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit auch auf Daten aus sozialen Netzwerken zurückzugreifen, sorgte Anfang Juni bei vielen für Empörung. Die war so groß, dass das Hasso-Plattner-Institut und die Schufa ihr gemeinsames Forschungsvorhaben schnell wieder absagten. Die Schufa-Pläne sind nur eines von vielen Beispielen, wie sehr das Thema der persönlichen Daten die Öffentlichkeit beschäftigt. Software-Anbieter Informatica hat rund 1.000 Deutsche befragen lassen, wie sie es mit der Herausgabe ihrer persönlichen Daten halten und welchen Unternehmen oder Organisationen sie dabei am meisten trauen.

Die Antworten geben auch einen Hinweis darauf, warum die Empörung über die Schufa-Pläne derart groß war. Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) ist der Meinung, dass ihr Facebook-Account die Quelle ist, die die meisten Informationen über sie enthält. Bankbelege und die Historie in Suchmaschinen folgen mit großem Abstand mit jeweils 16 Prozent auf Platz zwei und drei. Am vierthäufigsten nannten die Befragten Kreditkartenbelege (sieben Prozent), an fünfter Stelle folgt der persönliche Twitteraccount (zwei Prozent).

Verbraucher wollen Transparenz über Nutzung ihrer Daten

Bei der Mehrheit der Befragten herrscht beim Thema persönliche Daten Misstrauen. Nur 39 Prozent der Umfrageteilnehmer vertrauen Unternehmen, dass diese ihre persönlichen Daten ausschließlich für den Zweck nutzen, für den sie bestimmt sind. Ein knappes Drittel hat das Gefühl, dass ihre Daten in der Vergangenheit von Firmen ausgenutzt wurden, zum Beispiel durch die unerlaubte Weitergabe an Dritte. 36 Prozent der Konsumenten sehen das Thema noch skeptischer: Sie glauben, dass eine Herausgabe persönlicher Daten an Unternehmen immer mit der Gefahr verbunden ist, ihre Privatsphäre könne dadurch verletzt werden.

Viele Verbraucher würden ihre Skepsis dann ablegen, wenn die Firmen ihre Datennutzung klarer und transparenter kommunizieren würden. Knapp die Hälfte der 18- bis 34-Jährigen gibt an, dass sie ihre Daten eher preisgeben würden, wenn Unternehmen deutlicher erklären, wie sie persönliche Daten ihrer Kunden nutzen. Der Umgang mit persönlichen Daten wird zur Generationenfrage: "Die jüngere Generation ist anders: Sie verwenden gerne die "Gefällt mir"-Option bei Facebook und füttern die Historien der Suchmaschinen mit mehr Informationen über sich selbst als alle anderen Quellen", kommentiert Achim Deboeser von Informatica die Umfrageergebnisse.

Doppelt so viele der 18- bis 34-Jährigen melden sich im Vergleich zu den über 45-Jährigen bei Websites mit ihren Facebook-Login-Daten an. Doch mit sechs beziehungsweise drei Prozent ist die Anzahl der Nutzer in beiden Altersgruppen niedrig. Ist die Anmeldung mit einem Gewinnspiel verbunden, melden sich 13 beziehungsweise drei Prozent via Facebook-Login-Daten an.

Knapp ein Viertel der 18- bis 34-Jährigen würde sich mit der Weitergabe ihrer persönlichen Daten dann wohler fühlen, wenn Unternehmen ihre Daten nutzen, um zukünftige Angebote und Kommunikationsweisen individuell auf ihre Person zuzuschneiden. Diese Auffassung teilen 15 Prozent der über 45-Jährigen.

Facebook hat beim Vertrauen die rote Laterne

Das größte Vertrauen der Verbraucher in Deutschland genießen Hausärzte. 73 Prozent der Befragten vertrauen ihrem Hausarzt, dass dieser ihre persönlichen Daten nicht an Dritte weitergibt. 49 Prozent sprechen Banken ihr Vertrauen aus, Kinderbetreuungs-Dienstleister folgen mit großem Abstand auf Rang drei (13 Prozent). Zwölf Prozent der Befragten vertrauen darauf, dass Energieversorger ihre persönlichen Informationen nicht an Dritte geben. Dann folgen Mobilfunkbetreiber und Immobilienmakler mit sechs beziehungsweise fünf Prozent. Das Schlusslicht bildet Facebook - nur zwei Prozent der Umfrageteilnehmer vertrauen darauf, dass dort keine persönlichen Daten an Dritte weitergegeben werden.

Software-Anbieter Informatica hat eine Studie in Auftrag gegeben, in der rund 1.000 Deutsche befragt wurden, wie sie es mit der Herausgabe ihrer persönlichen Daten halten und welchen Unternehmen oder Organisationen sie dabei am meisten trauen. Durchgeführt wurde die Befragung vom Marktforschungsinstitut YouGov.