In den nächsten drei Jahren wollen die beiden Unternehmen gemeinsam an Lösungen arbeiten, die dem FC Bayern München helfen sollen, sich international stärker aufzustellen, die sportliche Leistungen zu optimieren und den Bayern-Fans zu Hause und weltweit ein attraktives Online-Erlebnis zu bieten.
Kein Kommentar zu Spielereinkäufen
Um es vorwegzunehmen: Weder der Springer-Presse noch sonstigen Sportkommentatoren gelang es, dem Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, eine Aussage bezüglich möglicher Transfers zu entlocken. Er werde sich nicht dazu äußern, ob sich der Rekordmeister mit einem Spielerkauf verstärken und die Lücken schließen wolle, die durch Verletzungen von Bastian Schweinsteiger, Thiago und Javi Martinez entstanden sind. Ins Gespräch gebracht worden ist in jüngster Zeit der Marokkaner Mehdi Benatia vom AS Rom. "Grundsätzlich kommentieren wir keine Transfergerüchte", so Rummenigge knapp. "Das würde Dinge kompliziert und im Zweifelsfall auch teurer machen." Hier also keine Neuigkeiten beim FC Bayern.
Zwischen Lederhose und Laptop
Was die Qualität der zwischen dem FC Bayern München und der S AP geschlossenen Technologiepartnerschaft betrifft, war man auf dem Pressepodium der Münchner Allianz Arena um große Worte nicht verlegen: Hier kämen "zwei Sterne des Südens" zusammen, deklamierte Luka Mucic, Mitglied des Vorstands und des Global Managing Boards, Finanzvorstand und Chief Operating Officer der SAP SE, mit Bezug auf einen bekannten Fan-Gassenhauer der Bayern. Rummenigge beschrieb die Technikhinwendung des Vereins so: "Wir leben da ein bisschen zwischen Lederhosen und Laptop."
Grob lässt sich die Technologiepartnerschaft zwischen SAP und dem FCB in zwei Kernbereiche teilen: Zum einen in eine Verbesserung der Geschäftsabläufe via SAPs CRM-Software sowie Hybris, einer skalierbaren Plattform für den elektronischen Handel. Eine diesbezügliche Partnerschaft hatten beide Unternehmen bereits Anfang des Jahres abgeschlossen. Der Fußballverein will so den Kontakt zu und mit den Fans erhöhen und deren Wünsche und Bedürfnisse besser und individueller bedienen können.
Verletzungen antizipieren und so verhindern
Zum anderen aber soll SAPs Hana-Technik dazu beitragen, neue Analysemöglichkeiten zu schaffen. Die sollen einerseits im medizinischen Bereich dazu dienen, Belastungswerte der Spieler anzuzeigen, um so quasi vorbeugend sich andeutenden Verletzungen zu begegnen. Mit der Technik hätte man dann wohl rechtzeitig Schweinsteigers Verletzung erkennen können, fragte ein Journalist. Gerhard Oswald, Mitglied des Vorstands der SAP SE und Urgestein des Softwareanbieters, und Rummenigge quittierten die Frage mit einem Lächeln. Das von Rummenigge fiel deutlich gequälter aus.
Andererseits sollen die Analysen massenhafter Daten aus zahlreichen Fernseh-Aufzeichnungen, von Spielzügen, Bewegungsabläufen, gegnerischem Spielverhalten und des eigenen Trainings dem FCB-Trainer Pep Guardiola dabei helfen, sofort Daten über seine eigenen Spieler und die anderer Mannschaften an die Hand zu bekommen. Besonders bei der Analyse von Spielerleistungsdaten und Gesundheitsparametern werde die SAP mit der HANA-Technik einen Mehrwert schaffen, sagte Mucic. Die anfallenden Datenmengen skizzierte Oswald so: "Bei einer Trainingseinheit gibt es pro Sekunde eine Million Daten." Rummenigge sagte, Guardiola werde nach jedem Training "über alle Daten der Spieler ausführlich via die SAP-Technik im Bilde sein.
"Schon weit fortgeschritten"
Was die Softwareentwicklungen auf Basis von SAP HANA für die medizinischen und sportlichen Anwendungen betrifft, sei man, so der FCB-Vorstandsvorsitzende, schon "sehr weit fortgeschritten". In nicht "allzu ferner Zukunft werden wir da gemeinsam auf den Knopf drücken können."
"SAP hat die Technologie, um unsere drei Hauptziele zu unterstützen", erklärte Rummenigge. "Das heißt Prozesse verbessern, um unsere internationale Präsenz zu erhöhen, die Gesundheit und die Leistung unserer Spieler zu fördern und unseren Fans das Beste zu bieten." Der FC Bayern München gehöre zurzeit zu den besten Fußballvereinen der Welt. "Jetzt soll uns innovative Technologie helfen, uns dauerhaft auch international einen Platz an der Spitze zu sichern. Die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit unserer Spieler sind hierfür eine wesentliche Voraussetzung, ebenso wie das Engagement von über 292 Millionen Fans weltweit."
Sensoriktechnik im Einsatz
Auf die Frage, ob der FC Bayern auch mit Sensoriktechniken experimentieren werde, die die Spieler am Leib tragen, um so individuelle Bio-Daten der Fußballer zu erhalten, meinte Rummenigge: "Das gibt es ja schon. Das sieht ein bisschen aus wie ein Bikinioberteil." Das werde zur Datenauswertung schon genutzt, das gebe es also, wenn auch nur bislang auf einer "Low-level-Basis."
Beim FC Bayern werden die gesamten IT-Aktivitäten und die künftigen Datenanalysen von der New-Media-Abteilung mit dessen Direktor Neue Medien, Stefan Mennerich, realisiert. "Er ist im ständigen Austausch mit der SAP", meinte Rummenigge. Bei den künftigen Datenanalysen werden die SAP-Spezialisten flankieren. FCB-Trainer Guardiola werde künftig dartun, welche Daten er zur Verfügung haben wolle. Rummenigge scherzte schon einmal, mit dem neuen System dürften Spieler vielleicht so ihre Probleme haben: "Ich befürchte, dass sich künftig beim Training kein Spieler mehr ausruhen kann, weil das dann sofort erfasst wird."
Spannend ist der medizinisch-sportliche Bereich
Rummenigge betonte, dass der "spannende Bereich für uns alle der medizinisch-sportliche Bereich sein" werde. Denn hier "betreten wir mit dem Analyseverfahren ein Stück Neuland". Der Trainer könne in Zukunft die Daten auswerten und die Ärzte erhielten frühzeitig Hinweise, ob ein Spieler ein Verletzungsrisiko haben wird. Wie man mit solchen Analysen umgehe, sei "ein ziemliches Neuland im Fußball."
Interessante Frage auch für die NSA
Die Frage, was eigentlich mit all den künftig massenhaft gesammelten und analysierten Daten zu und über einem Spieler geschieht, wenn dieser den Verein wechselt, wem also diese Daten gehören, konnte Rummenigge nicht genau beantworten: "Ich bin kein Volljurist." Er gehe davon aus, dass der FC Bayern während der Vertragslaufzeit mit dem Spieler der Inhaber der Daten sei. Was passiere, wenn ein Spieler den Verein verlässt, das müsse er den FCB-Hausjuristen fragen, "da bin ich ganz offen und ehrlich." Der FCB-Manager konnte sich dann eine kleine Sottise in Sachen Datensicherheit nicht verkneifen: "Das wäre sicher auch eine interessante Frage für die NSA in Amerika."