Wenn Hans Altmann erzählt, wo er arbeitet, wird er oft beneidet. Altmann ist Manager IT-Infrastruktur beim Süßwarenhersteller Ferrero (unter anderem Kinder-Überraschung, Nutella) in Frankfurt am Main. Dass seine Arbeit nicht nur eine Schokoladenseite hat, zeigt sein Fazit eines Projektes zur Modernisierung des Vertriebs. Dieser wurde im großen Stil mit iPads ausgestattet. Obwohl Altmann mit dem Ergebnis insgesamt zufrieden ist, sagt er: "Man merkt, dass die Geräte nicht für das Business entwickelt wurden."
Der Anstoß für das Projekt kam Mitte vorigen Jahres von den Vertrieblern selbst. Sie wollten endlich nicht mehr mit umständlichen Mappen, Ordnern und Folien in die Supermärkte und Lebensmitteleinzelhandelsgeschäfte fahren. Die Mitarbeiter von Ferrero, nach eigener Darstellung mit einem Jahresumsatz von insgesamt mehr als 6,2 Milliarden Euro einer der führenden europäischen Süßwarenfabrikanten, wünschten sich moderne Arbeitsgeräte.
Altmann sah sich gemeinsam mit dem Vertrieb verschiedene Alternativen an und entschied sich relativ schnell für das iPad. "Das Gerät hatte damals ja quasi eine Alleinstellung", sagt er. Den großen Vorteil gegenüber dem Laptop begründet der IT-Manager mit der Schnelligkeit. "Bis Sie einen Laptop eingeschaltet haben, bis der hochgefahren ist und Sie die Anwendungen aufrufen - das dauert", sagt er. Im hektischen Arbeitsalltag eines Supermarktes zwischen Lieferanten, Kunden und Mitarbeitern bringt dafür nicht jeder Filialleiter Geduld auf.
Beim Programmieren der Apps holte sich Altmann Unterstützung von einer externen Agentur. Für die Apps wurde ein exklusiver Company-Store eingerichtet, der "Ferrero App Store".
Ende September 2010 erfolgte dann der Roll-out. Rund 200 Vertriebsmitarbeiter erhielten die iPads mit der Business-Applikation, 60 Manager bekamen das Gerät für Collaboration- und Workflow-Anwendungen. "Die Mitarbeiter sind begeistert", sagt Altmann. Sein eigenes Fazit fällt eher bittersüß aus. Probleme gab es unter anderem mit dem Anlegen der Accounts. "Apple war nicht darauf vorbereitet, dass ein Unternehmen 260 Accounts anlegt", berichtet er. "Normalerweise legt ein Privatnutzer eben nur einen an."
Der IT-Manager hat versucht, sich in diesem Punkt von Apple unterstützen zu lassen, doch der Hersteller konnte dem Kunden nur teilweise helfen. Es klappte schließlich dennoch, allerdings mit einigem Aufwand. Ein weiteres Problem: Automatisierte Updates des Betriebssystems sind beim iPad nicht möglich. Das erschwert das Management der Geräte. Altmann vermutet: "Apple war selbst überrascht von der Nachfrage aus dem Business."
Apple ist nicht automatisch gesetzt
Bei Ferrero geht man davon aus, dass die Geräte drei Jahre lang im Einsatz sein werden. Dann will Altmann neu evaluieren. Für ihn steht nicht automatisch fest, dass er sich wieder für das iPad entscheidet, Apple-Hype hin oder her. "Ich beobachte den Markt, insbesondere die Entwicklung beim Android", sagt der IT-Manager.
Vonseiten des Business verbucht der Süßwarenhersteller positiv, dass mit dem Wegfall der herkömmlichen Mappen die Druck- und Versandkosten gesunken sind. Außerdem könnten Unterlagen über Produktneuheiten und Promotion-Aktivitäten jetzt schneller erstellt werden als bisher. Dafür jedenfalls gibt es ein Ferrero-Küsschen.
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