Weltweit agierende Unternehmen haben nach wie vor mit den Folgen des massiven Cyberangriffs von Dienstag zu kämpfen. Beim US-Logistikriesen FedEx war der weltweite Betrieb der Tochter TNT Express gestört. Der finanzielle Schaden könne "erheblich" sein, warnte FedEx am späten Mittwoch. Bei der weltgrößten Reederei Maersk blieben Container-Terminals in mehreren Häfen lahmgelegt. Der Betrieb anderer wurde durch den Ausfall automatisierter Systeme behindert. Unter anderem am Hafen von Mumbai in Indien bildeten sich lange Lastwagen-Schlangen. Die Maersk-Reederei könne auch keine neuen Aufträge auf üblichen Wegen annehmen, weil das Portal dafür gestört sei, sagte Top-Manager Vincent Clerc dem Finanzdienst Bloomberg.
Auch beim Nivea-Konzern Beiersdorf liefen noch nicht alle Systeme. "Wir haben Tag und Nacht gearbeitet, aber wir sind noch nicht über den Berg", sagte Vorstandschef Stefan Heidenreich. Bislang seien die wirtschaftlichen Schäden der Attacke aber vergleichsweise gering. Es gebe ausreichend Lagerbestände, um den Einzelhandel zu versorgen. Bei Beiersdorf wurde unter anderem die Telefonanlage vom der Attacke getroffen.
Die Schadsoftware hatte am Dienstag zunächst Dutzende Unternehmen und Behörden in der Ukraine befallen und erfasste dann auch Unternehmen in Europa und den USA. Betroffen waren neben Beiersdorf (Nivea, Tesa), der US-Pharmakonzern Merck und der französische Glashersteller Saint-Gobain. Nach Vermutungen ukrainischer Behörden und einiger IT-Sicherheitsexperten wurde die Attacke über ein manipuliertes Update einer Buchhaltungssoftware aus der Ukraine gestartet.
Am Mittwoch stellten Experten durch eine Analyse des Software-Codes fest, dass sich das Angriffsprogramm nur als Erpressungstrojaner tarnte, aber in Wirklichkeit Daten löschte, statt sie zu verschlüsseln. Bei Erpressungssoftware wird üblicherweise der Inhalt der Festplatte verschlüsselt, um Lösegeld für eine Freischaltung zu verlangen. Die Angreifer von Dienstag scheinen aber nicht am Geldverdienen interessiert gewesen zu sein. Bis Donnerstag gingen bei ihnen nur 45 Zahlungen ein. (dpa/rs)