Eine deutliche Mehrheit von 75 Prozent der Umfrageteilnehmer ist der Meinung, dass die von ihrem Unternehmen getätigte Anwendungsentwicklung ganz oder zumindest in Teilen auch von externen Dienstleistern durchgeführt werden kann. In die Praxis setzen die Unternehmen diese Überlegungen jedoch nicht um. Nur 37,8 Prozent der Befragten lassen ihre Individual-Software tatsächlich extern entwickeln.
Das ergibt für Entwicklungsdienstleister ein Kundenpotenzial von etwa 37 Prozent der teilnehmenden Unternehmen, die momentan zwar noch nicht auf externe Entwickler setzen, das aber grundsätzlich für möglich halten. Lediglich 14,7 Prozent der Teilnehmer sehen keinerlei Möglichkeit zum Outsourcing ihrer Anwendungsentwicklungsprozesse.
Die Stärken deutscher Entwickler: Qualität und Fach-Know-how
Dabei haben deutsche Anbieter im Meinungsbild die Nase vorn: Etwa 70 Prozent der Umfrage-Teilnehmer bewerten die Leistung inländischer Software-Entwickler als "gut" oder "sehr gut". Im Gegensatz dazu erhalten Offshore-Entwickler nur von rund 19 Prozent der Teilnehmer die Note 1 oder 2 und werden sogar von zwölf Prozent mit "mangelhaft" oder "ungenügend" bewertet.
Die größten Probleme in der Zusammenarbeit mit Offshore-Entwicklern sehen die Umfrageteilnehmer bei Fach- und Prozesswissen (rund 69 Prozent), aber vor allem auch in Kommunikation und Abstimmung (ebenfalls 69 Prozent) sowie bei der daraus resultierenden Software-Qualität (40 Prozent).
Prozesswissen ist erfolgsentscheidend
Fach- und Prozesswissen wird von den IT-Verantwortlichen generell sehr hoch bewertet: 98,8 Prozent der Umfrageteilnehmer messen dem Prozesswissen eine wichtige bis erfolgsentscheidende Bedeutung in Software-Entwicklungs-Projekten bei. Gerade bei dieser als sehr wichtig eingeschätzten Kompetenz wird das Leistungsgefälle zwischen inländischen und Offshore-Entwicklern besonders deutlich:
Fast 30 Prozent der Teilnehmer geben den Offshore-Anbietern hier die Noten 5 und 6. Inländische Software-Entwickler hingegen werden zu mehr als zwei Dritteln mit "sehr gut" und "gut" bewertet.
MDA als Alternative
Im Rahmen der Umfrage wurden auch Alternativen zur aktuell gängigen Praxis beurteilt. Dabei stellte sich heraus, dass Model Driven Architecture oder MDA als neuer Ansatz zur in Teilen automatisierten Software-Entwicklung beginnt, sich im Markt zu etablieren. Genau der Hälfte der Befragten ist MDA bekannt. Von diesen wenden etwa zwei Drittel MDA bereits an oder planen zumindest eine Validierung – bezogen auf alle Umfrageteilnehmer entspricht das einem Anteil von etwa einem Drittel der Unternehmen.
Die am meisten erwarteten Vorteile von MDA sind nach Ansicht der Befragten Produktivitätssteigerung (30 Prozent), Fehlervermeidung im technischen Teil (23 Prozent) und ein leichterer Umstieg in neue Technologien (21 Prozent). Das Potenzial von MDA in Hinsicht auf eine mögliche stärkere Konzentration der Unternehmen auf das Anwendungswissen wird nur von rund 19 Prozent genannt und ist damit offensichtlich nicht vollständig erfasst.
An der Studie "Trends im Software-Entwicklungsmarkt 2006" beteiligten sich mehr als 150 IT-Budget-Verantwortliche aus 15 verschiedenen Branchen. Rund 71 Prozent der Teilnehmer sind bei großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern beschäftigt.