Das wird die Industrie und Handelskammern in Deutschland freuen: Die Unternehmensberater von Bearingpoint empfehlen der deutschen Verwaltung, ihre E-Government-Angebote zukünftig stärker an dem Bedarf von Unternehmen auszurichten.
Grundlage für die Empfehlung ist denn auch eine gemeinsame Online-Umfrage von Bearingpoint zusammen mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) von April bis Mai 2014 bei deutschen Unternehmen. 370 von ihnen nahmen an der Befragung teil, vor allem auch kleinere Unternehmen.
Verwaltung soll Bekanntheitsgrad erhöhen
Die zweite Empfehlung, die sich aus der Befragung ergibt: Die Teilnehmer raten den Zuständigen in der Verwaltung, den Bekanntheitsgrad der bestehenden Leistungen in diesem Bereich zu erhöhen. Sowohl die Nationale E-Government-Strategie als auch die Digitale Agenda der Bundesregierung sollten stärker beworben werden.
"Die Wirtschaft erwartet mehr digitale Angebote und einfachere Zugänge zu E-Government-Dienstleistungen, um ihren Bürokratie-Aufwand zu senken", sagte Alexander Schmid von Bearingpoint und verantwortlich für die Studie. Er sieht deswegen auf Seiten der Regierung Handlungsbedarf.
"Laut unserer Studie würde dies für Unternehmen einen ganz wesentlichen Mehrwert bei Meldepflichten sowie Genehmigungs- und Zulassungsverfahren mit sich bringen. Ansonsten nutzen E-Government-Angebote nur der Verwaltung, nicht aber der Zielgruppe in der Wirtschaft", sagte Schmid weiter.
Im Rahmen der Umfrage gaben rund 85 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen an, dass die fehlende Kenntnis von bestehenden E-Government-Angeboten für sie eine Hürde sei. Die große Mehrheit der Unternehmen (77 Prozent) äußerte bei der Befragung zudem Bedenken, was den Datenschutz und die Sicherheit der digitalen Angebote der Verwaltung angeht. Deswegen nutze man die Angebote nicht oder nicht in vollem Umfang.
Sicherheit und Komplexität schrecken Firmen ab
Darüber hinaus fanden die Befragten, die angebotenen digitalen Verwaltungsdienstleistungen als technisch zu komplex, die Services seien für sie nicht immer relevant. Aber es gibt auch Positives zu vermelden: Sechs von zehn Unternehmen bewertetet die Qualität der vorhandenen digitalen Zugangskanäle zur Verwaltung als 'mittel' bis 'sehr gut'.
"Für die Verwaltung lassen sich diese Aussagen als Weckruf verstehen. Ihre massiven Investitionen im Bereich E-Government aus den vergangenen Jahren müssen geschützt werden. Die Verwaltung sollte ihre digitalen Angebote dringend besser kommunizieren und konsequent weiter an den Bedürfnissen der Nutzer ausrichten", sagte Schmid. Um das Potenzial von E-Government-Lösungen voll auszuschöpfen, müssten aber auch die Unternehmen aktiv werden und gemeinsam mit der Verwaltung die IT-Sicherheit ausbauen.
Dazu passt ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Die Teilnehmer sehen eine hohe Bereitschaft auf Seiten der Wirtschaft, sich an der Diskussion über IT-Sicherheit zu beteiligen. Sechs von zehn Unternehmen würden grundsätzlich sogar eine stärkere Regulierung der IT-Sicherheit unterstützen.
Vorgänge vereinfachen, Zeit sparen und Kosten senken
Rund 80 Prozent der befragten Unternehmen sehen den Hauptnutzen von E-Government in der Vereinfachung von Verwaltungsvorgängen. Für rund 76 Prozent steht die Zeitersparnis und für rund 65 Prozent die Kostenreduzierung im Vordergrund.
Für Wirtschaft und Bürger wurden bei früheren Berechnungen im Rahmen der E-Government-Initiative Bund Online Einsparpotenziale in Höhe von 400 Millionen Euro durch die E-Government-Angebote des Bundes ermittelt. "E-Government kann einen erheblichen volkswirtschaftlichen Nutzen entfalten", so Schmid.
Eine weitere Umfrage von Bearingpoint unter Behörden habe im letzten Jahr zudem gezeigt, dass sie den Ausbau von E-Government-Angeboten in ihrer Mehrheit begrüßen und darin einen Modernisierungsschub mit deutlichem Nutzen sehen. "Voraussetzung für einen volkswirtschaftlichen Nutzen ist allerdings, dass die Angebote bedarfs- und kundenorientiert beziehungsweise überhaupt bekannt sind", bilanzierte Schmid.