Sechs Ratschläge, damit Umfragen einen Sinn bekommen

Firmen lernen zu wenig aus Mitarbeiterbefragungen

06.11.2008 von Riem Sarsam
Mitarbeiterbefragungen gewinnen als strategisches Instrument an Bedeutung. Allerdings wird ihr Potenzial nicht ausgeschöpft. Die größte Herausforderung für Unternehmen ist nach wie vor, Maßnahmen abzuleiten und diese umzusetzen.
Mitarbeiterbefragungen geben Aufschluss über die Stimmung im Unternehmen und decken Missstände auf. Die Erkenntnisse bringen aber nichts, wenn nicht auch Maßnahmen daraus abgeleitet werden.
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Immer mehr Unternehmen im deutschsprachigen Raum führen mindestens alle zwei Jahre oder sogar jährlich eine Befragung ihrer Mitarbeiter durch. Ziel ist es, das Betriebsklima zu messen und Defizite aufzudecken, um das Personal langfristig zu motivieren und zu binden. Allerdings können viele Firmen mit den Ergebnissen ihrer Befragungen nichts anfangen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Mitarbeiterbefragung - Die Trends 2008" der Berater Hewitt Associates und Kienbaum.

Auftraggeber ist in drei Viertel der Fälle die Unternehmensleitung. Dabei geht der Trend bei den Befragungen über die reine Messung der Mitarbeiterzufriedenheit hinaus. Er liegt nun stärker in handlungsorientierten Ansätzen. Erfasst wird immer häufiger die Bereitschaft des Personals, sich für den Unternehmenserfolg in besonderem Maße einzusetzen.

Eine umfassende Betrachtung des gesamten Mitarbeiter-Lebenszyklus ist dagegen noch sehr wenig verbreitet. Nur einige wenige Unternehmen führen gezielte Befragungen neu eingestellter Mitarbeiter und solcher, die die Firma verlassen, durch.

Nach wie vor fällt es den Unternehmen schwer, aus der Befragung resultierende Maßnahmen an Führungskräfte und Mitarbeiter nachvollziehbar zu kommunizieren. Nur rund zwei Drittel der Führungskräfte und etwas mehr als ein Drittel der Belegschaft erkennen den Zusammenhang zwischen den Befragungsergebnissen und den abgeleiteten Maßnahmen.

Associates und Kienbaum haben sechs Empfehlungen ausgearbeitet, mit denen Mitarbeiterbefragungen einen Sinn bekommen:

1. Strategische Verankerung

In den meisten Unternehmen gibt es eine Vielzahl an Initiativen und eine hohe Komplexität der Instrumente. Der Befragungsansatz sollte deshalb keine Insellösung darstellen, sondern im strategischen Firmenkonzept eingebettet sein. Aktuelle Projekte und vorhandene Personalinstrumente müssen analysiert und inhaltlich mit dem Befragungskonzept verknüpft werden.

2. Kontinuität

Mitarbeiterbefragungen sollten nicht als einmalige Momentaufnahme verstanden werden. Vielmehr sollte es sich um einen regelmäßigen, im Unternehmen fest verankerten Prozess handeln. Bewährt haben sich Vollbefragungen alle zwei Jahre, ergänzt um Stichproben zwischendurch.

3. Mitarbeiter-Lebenszyklus

Die Befragungen neu eingestellter Mitarbeiter und solcher, die das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen, bieten eine wertvolle Ergänzung. Die Verknüpfung mit den klassischen Befragungen ermöglicht es, Veränderungen in der Wahrnehmung der Mitarbeiter über ihr Berufsleben nach zu verfolgen. Außerdem lassen sich so Schlüsselfaktoren für Motivation und Bindung identifizieren.

4. Kommunikation

Eine transparente Kommunikation ist über alle Phasen der Befragung und Umsetzung von Maßnahmen hinweg ein kritischer Erfolgsfaktor. Schon im Vorfeld sollte deshalb ein Konzept erarbeitet werden, das wichtige Zielgruppen und deren Erwartungen identifiziert und zentrale Botschaften sowie Medien festlegt. Durch eine frühzeitige Einbindung zentraler Interessengruppen wie Firmenleitung und Arbeitnehmervertretung kann außerdem die Akzeptanz erhöht werden.

5. Maßnahmen

Für eine erfolgreiche Gestaltung des Veränderungsprozesses ist es entscheidend, alle Hierarchiestufen adäquat einzubeziehen. Zentrale Maßnahmen für das Gesamtunternehmen sollten durch dezentrale Maßnahmen in den einzelnen Bereichen ergänzt werden. Die aktive Einbindung der Mitarbeiter kostet zwar Zeit, bringt aber viele Ideen mit. Hilfreich ist es zudem, Erfahrungen innerhalb der Bereiche auszutauschen.

6. Erfolgsmessung

Ein strukturiertes und konsequentes Monitoring der Maßnahmen ist unerlässlich. Führungskräfte müssen in ihrer Verantwortung für die abgeleiteten Maßnahmen gestärkt und durch geeignete Steuerungselemente unterstützt werden. Parallel dazu sollten zentrale Kennzahlen aus der Befragung und umzusetzende Maßnahmen in bestehende Steuerungssysteme wie zum Beispiel Zielvereinbarungen oder Balanced-Scorecards integriert werden.

Für die Studie "Mitarbeiterbefragung - Die Trend 2008" wurden mehr als 200 Personalleiter und Fachexperten von Unternehmen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich befragt.

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