So genannte nicht-traditionelle Beschaffungsfelder, wie beispielsweise Patente und Rechte, Finanz- und Marketing-Dienstleistungen, Personal oder Beratung machen bis zu 28 Prozent des gesamten Beschaffungsvolumens eines Industrieunternehmens aus.
Doch in drei Viertel aller Unternehmen ist dafür nicht die Einkaufsabteilung, sondern der jeweilige Fachbereich zuständig. Die Rolle des Einkaufs reduziert sich in diesem Prozess auf den rein operativen Bestellvorgang und mögliche Preis- oder Nachverhandlungen. Sie ist jedoch beispielsweise nicht in die Lieferantenauswahl eingebunden.
Doch wie können Unternehmen nicht-traditionelle Beschaffungsfelder identifizieren? Deloitte schlägt dazu ein Supply Valuation Management vor. Es soll in jeder Firma als Ablaufmodell und Strategierahmen anwendbar sein.
Danach können nicht-traditionelle Beschaffungsfelder durch ein Purchasing Valuation Portfolio (PVP) ermittelt werden. Hierzu wird für alle Warengruppen festgestellt, wie intensiv der Einsatz von strategischen Einkaufsinstrumenten durch die Beschaffungsabteilung ist. Anschließend wird die Wichtigkeit der jeweiligen Warengruppe aus Sicht der Einkäufer bewertet.
Fremdwort E-Procurement
Doch auch die Einkaufsabteilungen selbst sind nicht auf der Höhe der Zeit. Weniger als 40 Prozent nutzen strategische Beschaffungsinstrumente, setzen Supply Chain Management- und E-Procurement-Anwendungen ein.
So sind ausgereiftes Beschaffungs-Controlling, ausgeprägtes Warengruppen-Management oder Gesamtkostenanalyse eines Produktlebenszyklus für den Einkaufsverantwortlichen noch allzu häufig Fremdworte.
Weitere Schwierigkeiten, zum Beispiel Marketing- oder Finanzdienstleistungen zentral über die Einkaufsabteilung und nicht mehr über die Fachabteilungen zu ordern, sieht die Studie im fehlenden "warengruppenspezifischen Know-how" der Beschaffungsexperten. 31 Prozent der Studienteilnehmer nannten dieses Manko als Hinderungsgrund für eine intensivere Zusammenarbeit.
Auch die Fachabteilungen selbst müssen mit erheblichen Defiziten klarkommen. Ihnen fehlen Kenntnisse über die Nutzung strategischer Beschaffungshebel und Einkaufsinstrumente.
Ungenutztes Kostensenkungspotenzial
Kommt E-Procurement auch bei nicht-tradtionellen Warengruppen zum Einsatz, so lassen sich Kosten in erheblichem Umfang einsparen. Zwei Drittel der Befragten sieht Kostensenkungspotenziale, davon ein Drittel sogar in einer Größenordnung von mehr als zehn Prozent.
Laut einer Modellrechnung von Deloitte kann ein Unternehmen mit der Erschließung nicht tradtioneller-Warengruppen für den zentralen Einkauf Kosten in einer Höhe reduzieren, die einer Gewinnsteigerung zwischen acht und 14 Prozentpunkten entsprechen.
An der Studie "Wertsteigerung des Einkaufs durch neue Beschaffungsfelder" nahmen 103 Unternehmen teil. Knapp ein Drittel von ihnen hatte einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Bei 27 Prozent lag der Jahresumsatz unter 100 Millionen Euro.
Die Studie wurde von Deloitte, dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) sowie der Münchner Universität der Bundeswehr gemeinsam durchgeführt.