Firmen aus Großbritannien, Deutschland und den Benelux-Staaten haben einen Anteil von 90 Prozent an der Anzahl der Service-Jobs, die von europäischen Unternehmen ins Ausland verlagert wurden. Über 60 Prozent aller Offshoring-Jobs "made in Europe" stammen von UK-Firmen. Sie führen auch die Rangliste des offshore erwirtschafteten Umsatzes an.
Die Studie Roland Bergers und der Unctad (United Nations Conference and Development) teilt die europäischen Länder in zwei Kategorien auf: solche, die bereits offshore aktiv sind und weitere Verlagerungen planen, und solche, die es noch nicht getan haben und auch nichts dergleichen ins Auge fassen. Maßgeblich für das Nachdenken über Offshoring und die Auswahl von Zielländern sind die Personalkosten und -verfügbarkeit, die Konkurrenzsituation und die Infrastruktur.
80 Prozent der im Offshore-Bereich aktiven Firmen betrachten ihre Auslandverlagerung als sehr erfolgreich. Nur eine von Zwanzig ist unzufrieden damit. Die realisierten Kosteneinsparungen bewegen sich zwischen 20 und 40 Prozent und übertreffen häufig die Erwartungen. Doch profitieren Unternehmen häufig auch in Form von verbesserter Servicequalität. Jedes dritte Unternehmen wurde hier in den eigenen Erwartungen übertroffen.
Zahlreiche Gründe für Auswahl des Ziellandes
Die Untersuchung enthüllt, dass nicht nur Kostenvorteile und die Personalsituation ausschlagend sind für die Auswahl eines Ziellandes. Vielmehr gaben 40 Prozent der Befragten an, von "weichen" Faktoren in ihrer Entscheidung beeinflusst worden zu sein: Wie hält es die Konkurrenz?, Gibt es Fördermittel im Zielland?, Wie stabil ist die politische Lage dort?. Zudem, so die Studie, war oftmals auch die Fürsprache einer unternehmensinternen "Lobby" ausschlaggebend.
Mehr als die Hälfte aller Offshore-Projekte blieb innerhalb Europas. Als Top-Zielländer nennt die Studie Großbritannien, Irland, Spanien, Portugal im Westen und Polen, Ungarn und Rumänien im Osten Europas. Asiatische Länder, vor allem Indien, wurden in 40 Prozent aller europäischen Offshoring-Aktionen ausgewählt. Doch auch Länder Süd- und Mittelamerikas wie Brasilien und Mexiko geraten zunehmend ins Blickfeld, da deren Regierungen günstige Bedingungen schaffen. Außerdem gibt es hier keinen "Kulturschock".
Kaum eine Abteilung wird in Zukunft sicher sein vor Offshoring. Zwanzig Prozent der Unternehmen geben an, buchstäblich alle Jobs und Geschäftsprozesse auf Offshoring-Potenzial abzuklopfen. Derzeit sind Stellen aus den Bereichen Finanzen, Buchführung, IT-Support, Personalwesen und ähnliche Back-Office-Services mit 60 Prozent am durchgeführten beziehungsweise geplanten Offshoring beteiligt. Ein Drittel der Unternehmen hat Front-Office-Jobs wie Call Center ins Ausland verlagert.
Die Unctad sieht im Offshoring vor allem gute wirtschaftliche Möglichkeiten für Entwicklungsländer. Sie müssen sich nur entsprechend gut vermarkten und passende Nischen anbieten. Die verlagernden Unternehmen heben auch Vorteile für die Heimatländer hervor, etwa verbesserte Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der USA-Konkurrenz und niedrige Preise im heimischen Markt.
An der Erhebung nahm ein repräsentativer Querschnitt von 500 europäischen Top-Unternehmen teil. Der Umsatz der Befragten entspricht etwa 20 Prozent der Gesamteinnahmen der 500.
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