Personalverantwortliche schätzen die Wachstumspotenziale für die Auslagerung von Prozessen zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter an externe Dienstleister als groß bis sehr groß ein. Allerdings hapert es dabei noch mit der konkreten Umsetzung.
Nur 50 Prozent wollen Recruiting auslagern
Für mehr als die Hälfte der Firmen kommt in den nächsten drei Jahren das Outsourcing von Dienstleistungen rund um die Rekrutierung von Mitarbeitern generell nicht in Frage. Zu diesem Kernergebnis kommt die Studie "Recruitment Process Outsourcing (RPO) - Strohfeuer oder neuer Trend?", die Professor Stephan Fischer von der Hochschule Pforzheim durchführte, mit finanzieller Unterstützung der TDS HR Services & Solutions GmbH aus Neckarsulm.
Lediglich zehn Prozent der befragten Unternehmen haben bereits Teilprozesse der HR-Arbeit ausgelagert, davon mehr als 57 die Lohn- und Gehaltsabrechnung. Knapp 15 Prozent gaben an, Erfahrungen beim Recruitment Process Outsourcing (RPO) zu haben.
RPO nicht auf der Tagesordnung
Rund ein Drittel der Firmen beschäftigen sich derzeit mit RPO-Aspekten. Der Studienautor stellt jedoch unmissverständlich fest, dass daraus nicht abgeleitet werden kann, dass diese Betriebe tatsächlich ein RPO durchführen werden. Bei rund 16 Prozent wird das Thema zwar diskutiert, dessen Umsetzung steht jedoch nicht auf der Tagesordnung. Knapp zwölf Prozent der befragten Personaler wollen in den nächsten drei Jahren eine oder mehrere Dienstleistungen bei der Rekrutierung von Mitarbeitern auslagern. Nur etwa 1,5 Prozent planen die Auslagerung aller RPO-Services.
Beim RPO unterscheidet die Untersuchung insgesamt sechs Themenbereiche:
1. Das Intake, also die Stellengenehmigung, das Erstellen von Anforderungsprofilen und Stellenbeschreibungen sowie das Stellenmanagement im IT-System, haben aktuell nur 1,75 Prozent der Firmen ausgelagert. Nur weitere zwei Prozent wollen dies künftig tun.
2. Wesentlich besser sieht es bei der Auswahl und Nutzung geeigneter Kanäle, ob Zeitungsannonce, Job-Börse, Headhunting oder in Online-Netzwerken aus. Knapp ein Fünftel nutzt beim Sourcing schon die Dienstleistungen externer Anbieter. Laut Umfrage soll der Anteil auf rund 30 Prozent steigen. Ziel ist, dadurch mehr Qualität in diesen Prozessschritt zu bringen und dadurch bessere Ergebnisse zu erzielen.
Onboarding bleibt im Unternehmen
3. 8,3 Prozent vertrauen beim Handling, der Erfassung und Bearbeitung von Bewerbungen sowie der Kommunikation mit Bewerbern, auf externe Partner. Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen weitere 5,7 Prozent diese Aufgabe auslagern, um in diesem Bereich noch effizienter zu werden.
4. Ähnliche Werte ermittelte die Studie für das Erst-Screening. Dabei werden Bewerber vorselektiert, Testverfahren angewendet und die Dokumente der Bewerber analysiert.
5. Dagegen legen nur 6,5 Prozent der Firmen die Auswahl der Bewerber, via Telefoninterview, Assessment Center oder Vorstellungsgespräch, in fremde Hände. Künftig wollen zehn Prozent diesen Bereich auslagern.
6. Nahezu alle Firmen sehen dagegen den letzten Schritt, nämlich die Vertragsverhandlungen, die Einbeziehung des Betriebsrates sowie die Erstellung von Arbeitsverträgen, als ihre ureigenste Aufgabe an. Nur 0,2 Prozent der Befragten lassen das sogenannte Onboarding von einem externen Dienstleister durchführen. In Zukunft sollen es maximal zwei Prozent sein.
RPO: Mehr qualifizierte Bewerber, geringere Kosten
Firmen, die ein RPO durchführen, wollen vor allem Führungskräfte (48 Prozent) und gewerbliche Mitarbeiter (46 Prozent) anwerben. Jeweils 40 Prozent der Betriebe wollen auf diese Weise Führungsnachwuchs sowie Facharbeiter gewinnen, 38 Prozent Vertreter für das Top-Management und 33 Prozent kaufmännische Mitarbeiter. RPO ist zudem ein HR-Thema mit Bezug zum Gesamtunternehmen, denn in knapp der Hälfte der Firmen entscheidet darüber der Vorstand oder die Geschäftsführung. Etwas mehr als ein Drittel überlässt die Entscheidung darüber dem Personalleiter.
Mit einem RPO verbinden die Unternehmen zudem konkrete wirtschaftliche Ziele. Die beiden wichtigsten sind: Mehr qualifizierte Bewerber gewinnen und Kosten im Bewerbungsprozess senken. Darüber hinaus planen die Befragten, so den Servicegrad bei der Anwerbung von Mitarbeitern zu erhöhen, ein im "Krieg um Talente" nicht unwichtiger Faktor. Nicht zuletzt wollen sie externes Know-how nutzen und sich mehr auf das Kerngeschäft fokussieren. Ganz am Ende der Skala erwarten die Firmen auch eine positive Wirkung auf ihr Image als Arbeitgeber.
Branchenübergreifend Mittelständler befragt
Für die branchenübergreifende Studie wurden HR-Verantwortliche insgesamt 137 Firmen befragt, davon rund 87 Prozent aus Deutschland, knapp zwölf Prozent aus Österreich und 0,75 Prozent aus der Schweiz. Mehr als ein Drittel der Befragten sind als Geschäftsführer für Personalfragen zuständig, knapp 39 Prozent sind Personalleiter und rund zwölf Prozent Personalreferenten.
56 Prozent der Unternehmen sind klassische Mittelständler, die zwischen 500 und 2.000 Mitarbeiter beschäftigen. Nur etwas mehr als zehn Prozent der Firmen haben mehr als 5.000 Mitarbeiter. Die Umsätze reichen von weniger als fünf Millionen Euro (1,49 Prozent) bis hin zu mehr als einer Milliarde Euro (18,6 Prozent).