Was glauben Sie, wie werden wir im Jahr 2015 arbeiten? Werden unsere Büros noch so aussehen wie heute und was wird IT zur Veränderung beitragen?
Ich glaube, es sind drei wesentliche Trends, die uns bis dahin beschäftigen werden. Der erste ist Virtualisierung. Diese wird nicht nur in den Rechenzentren stattfinden, sondern auch auf den Desktops. Zweitens stellt uns die Service orientierte Architektur vor ganz neue Anforderungen. Durch sie wird auch Software as a Service neuen Schub bekommen. Und drittens ändert sich gerade die Art der Zusammenarbeit. Die Collaboration-Tools, die jetzt hochkommen, gehen weit über Web 2.0 hinaus. Sie verändern grundsätzlich die Art, wie Menschen und Unternehmen arbeiten.
Welche Tools meinen Sie?
Sie gucken gerade in das beste Beispiel. Tele-Presence hat meinen Arbeitsalltag gewaltig geändert. Wenn ich früher einen Conference Call nach Asien hatte, war das ein Albtraum. Da kam die Sprache nur abgehackt rüber, man wusste überhaupt nicht, wer gerade sprach, und irgendwann ist die Verbindung dann ganz abgerissen. Das ist wirklich besser geworden. Gerade habe ich ausschließlich über Tele-Presence einen neuen Senior Mitarbeiter in Bangkok eingestellt. Der ganze Interviewprozess bis zur Vertragsunterschrift hat nur drei Wochen gedauert.
Wenn Sie die von Ihnen genannten Trends gewichten, welcher ist der wichtigste für CIOs?
Der dritte. Alles was mit Collaboration und Kommunikation zu tun hat, wird uns besonders herausfordern. Wenn Sie dafür jetzt nicht die nötige Architektur aufsetzen, haben Sie später einen Wettbewerbsnachteil. Konvergenz ist dabei die Grundlage für alles, was sich in Zukunft abspielt. Unified Communication ist der erste Schritt.
Was haben Sie denn davon, wenn Ihnen alle Schrott-Mails auf dem Blackberry nachgeschickt werden?
Das ist natürlich ein gutes Beispiel dafür, dass die richtige Technologie nicht alle Probleme lösen kann.
Gibt es technische Entwicklungen, die Ihnen gar nichts gebracht haben?
Second Life ist nicht dienlich fürs Geschäft. Ich bin trotzdem froh, dass wir dort Dinge ausprobieren. Wir haben dabei viel gelernt. Insgesamt lohnt es sich, in solchen Bereichen ein paar Risiken einzugehen, auch wenn nicht bei allen etwas heraus kommt.
Sehen Sie keine Gefahr darin, dass Mitarbeiter sich im Netz herumtreiben, die Unternehmensgrenzen verschwimmen und letztlich in öffentlichen Bereichen Interna diskutiert werden, die besser nicht die Firma verlassen hätten?
Es gibt da einen Trend, das als Gefahr zu betrachten. Ich teile diese Einschätzung jedoch nicht. Natürlich wird Identity-Management immer wichtiger, weil Mitarbeiter nicht über die Folgen ihres Handelns nachdenken. Aber Sie müssen aufpassen, dass Sie nicht gewünschte Partizipation einfach abwürgen. Dafür brauchen Sie eine Strategie.
Welche Strategie haben Sie?
Wir orchestrieren anstatt zu kontrollieren, ich nenne das gezielte Partizipation. Wir haben bei Cisco eine Communication-Site aufgemacht, mit Wikis, Blogs, RSS-Feeds und Videos. Instant Messaging ist bei uns weit verbreitet. Und es gibt online ein Firmen-Telefonbuch, das entwickelt sich immer mehr zu einem Facebook. Wir fördern diese Aktivitäten. Wir bauen die Architektur dafür sogar so aus, dass auch unsere Partner daran teilnehmen können.
Das heißt, Sie müssen Standards vorgeben.
Das Interessante daran ist: Normalerweise sträuben sich Anwender, wenn wir aus der Zentrale Standards vorsetzen. Bei Wikis und anderen Web 2.0-Aktivitäten sind die User jedoch dankbar dafür, wenn wir ihnen einen Weg vorgeben.
Bestimmt den die IT-Abteilung?
Wir haben ein Communication and Collaboration Board, in dem Manager aus Verkauf, Produktion und anderen wichtigen Bereichen sitzen. Kommunikations- und IT-Abteilung teilen sich dort den Vorsitz. Das Board tagt im Augenblick alle zwei Wochen, weil es so viel zu entscheiden gibt.