Das Wachstum in Europa wird hauptsächlich von den Firmen in Großbritannien angetrieben. Außerdem steigt die Nachfrage in Deutschland und den skandinavischen Ländern. In den Vereinigten Staaten wird mit einem Plus von 30 Prozent gerechnet.
Der Analyse zufolge ist Indien weiterhin das Land, in das Firmen am häufigsten ihre Services auslagern. An zweiter und dritter Stelle kommen China und Brasilien.
"Seit einigen Jahren ist Indien die erste Wahl für die meisten europäischen Unternehmen, die sich für Offshore entscheiden", sagt Ian Marriot, Analyst bei Gartner. Doch das Land sei in Gefahr, Opfer seines Erfolges zu werden. Die steigende Nachfrage überspanne die Verfügbarkeit erfahrener Fachkräfte und führe zu einer höheren Schwundquote. Die Folge sei, dass die Gehaltsstufen steigen. China gehöre daher beim Offshoring mittlerweile zu den Top drei Kandidaten der Firmen in Europa.
Außerdem bevorzugen immer mehr Auftraggeber eine Nearshore-Alternative, so die Untersuchung. Der Grund: Die geringen Englisch-Kenntnisse, die mangelnde Reife und Erfahrung in weltweiten Service-Verträgen, sowie die Tendenz, sich auf Amerika zu konzentrieren, machen China unattraktiv für Europa.
Die Top 10- Nearshore-Länder
Die Analysten haben eine Liste der Top 10-Nearshore Länder für europäische Firmen herausgebracht. Dabei unterscheidet Gartner zwischen drei Gruppen.
1. Langjährige EU-Mitglieder
Dazu gehören Irland, Nordirland und Spanien. Die Länder sind voll entwickelt und haben eine starke Infrastruktur. Zudem sind sie politisch und wirtschaftlich stabil und haben keine Reisebeschränkung für EU-Mitglieder. Das Personal arbeitet in einem hoch entwickelten Umfeld und kann daher sehr gut die Bedürfnisse der Auftraggeber erfüllen.
Die Muttersprache in Irland und Nordirland ist Englisch und sie haben eine starke Regierung, die ausländische Direkt-Investitionen unterstützt und fördert. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass alle drei Länder dieselben Datenschutz- und Sicherheitsregelungen wie der Rest der Europäischen Union haben.
2. Neue EU-Mitglieder
Das ist die größte der drei Gruppen. Zu ihr gehören die Tschechische Republik, Ungarn, Lettland, Polen und Slowakei. Die Länder sind besonders kurz- bis mittelfristig eine attraktive Alternative. Ihr Vorteil besteht darin, dass die Kosten dort niedriger sind als in den etablierten EU-Ländern. Außerdem hat sich die politische und wirtschaftliche Stabilität seit der EU-Mitgliedschaft verbessert. Die Fremdsprachenkenntnisse sind sehr gut in den Ländern - wobei besonders viele Menschen die deutsche Sprache beherrschen. Darüber hinaus verfügen die Mitarbeiter über gute technische Fähigkeiten.
Die Analyse zeigt, dass die Länder fähig sind, Help-Desk-Einrichtungen bereitzustellen oder Applikationen zu entwickeln und zu verwalten. Ihre Geschäftskenntnisse verbessern sich weiter und werden durch die Gegenwart von großen, traditionellen Service-Anbietern reifen.
3. Nicht EU-Mitglieder
Rumänien, Russland und die anderen ehemaligen Staaten der Sowjetunion bilden die dritte Gruppe. Rumänien hat bereits erste Schritte in Richtung EU gemacht und nähert sich den nötigen Anforderungen. Die Fremdsprachenkenntnisse sind allgemein gut und von den rumänischen Universitäten kommen gut ausgebildete Techniker und Ingenieure, während in Russlands Elite-Universitäten begabte Mathematiker und Wissenschaftler heranreifen. Der Untersuchung zufolge liegen in diesen Ländern die größeren Fähigkeiten in Applikations-Services und weniger in den Geschäftsprozessen.
Die russische Regierung unterstützt die Firmen mehr als in den vergangenen Jahren. In Rumänien konzentriert man sich immer stärker darauf, ausländische Investitionen zu fördern und die eigene IT-Industrie zu vergrößern. Die kulturelle Ausrichtung ist der EU auch ähnlicher als in Indien und China. Allerdings liegen die Länder mit der Herangehensweise an weltweite Geschäfte weit hinter dem europäischen Standard und müssen noch reifen.