Anpassung interner IT-Systeme nötig

Firmenkunden von Banken: Kaum Ahnung von SEPA

24.01.2008 von Christiane Pütter
Vor SEPA sind alle Euros gleich: Mit Einführung der Single Euro Payments Area zum Beginn dieses Jahres soll im Bankwesen ein europaweit einheitlicher Zahlungsraum entstehen. Was das bedeutet, ist vielen Firmenkunden der Banken noch gar nicht klar. Sie wissen nur: Die Anpassung der internen IT-Systeme wird keine Kleinigkeit. Das geht aus einer Studie der PPI AG und der Universität Regensburg hervor.
Die wenigsten Firmenkunden von Banken kennen sich mit SEPA aus.

Am Besten über SEPA informiert sind große Firmen (ab 50 Millionen Euro Jahresumsatz), von denen immerhin knapp jede zweite (48 Prozent) angibt, "relativ genaue Vorstellungen, was SEPA für unser Unternehmen bedeutet" zu haben. Weitere 41 Prozent der großen Konzerne trauen sich "relativ wage Vorstellungen" zu, die restlichen elf Prozent erklären offen: "Ich habe noch nie etwas davon gehört".

Dieses Bild wird mit schrumpfender Betriebsgröße dramatischer. So bekennt sich von den mittleren Unternehmen (zwei bis 50 Millionen Euro Jahresumsatz) jedes zweite zur Ahnungslosigkeit in Sachen SEPA - und bei den kleinen Betrieben (bis zwei Millionen Euro Jahresumsatz) sind es sogar 78 Prozent. Das ist nicht zuletzt den Banken anzulasten. Die Befragten aus den kleinen Firmen berichteten, sie seien häufiger aus der Presse über den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum informiert worden als von ihrer Hausbank.

Unter den Entscheidern, die sich auskennen, halten 70 Prozent die Anpassung der internen IT-Systeme für die größte Herausforderung. Dabei wissen auch diese Studienteilnehmer nicht, welche Ausgaben auf sie zukommen. Jeder dritte rechnet nach eigenen Angaben mit "hohen Umstellungskosten".

Was die Anforderungen an Electronic-Banking-Systeme betrifft, erwarten 68 Prozent der Firmenkunden vor allem einen geringen Installations-, Einrichtungs- und Aktualisierungsaufwand. Außerdem wollen sie über ihre Lösung alle Kontoverbindungen verwalten können. Die Autoren der Studie sehen hier eine Diskrepanz zwischen Bank und Kunde: "Die Bedeutung des Installationsaufwands für Firmenkunden wurde von den Bankexperten in der vorangegangenen Befragung unterschätzt", stellen sie fest.

Unterschiedliche Wünsche an das Electronic-Banking-System bei großen (dunkelblau), mittleren (mittel) und kleinen (hell) Unternehmen

Dabei variieren die Prioriäten der Befragten nach Firmengröße. So ist großen Unternehmen vor allem die Zugriffsmöglichkeit durch mehrere Benutzer wichtig (73 Prozent), außerdem legen sie auf Schnittstellen für den Datenaustausch mit ERP- oder Buchhaltungs-Systemen (69 Prozent) Wert. Unter den Bankexperten hatte dagegen noch nicht einmal jeder Zweite dem Zugriff durch mehrere User höchste Wichtigkeit eingeräumt. Sie hatten geglaubt, für Firmenkunden sei vor allem die nationale Multibankfähigkeit entscheidend. Möglicherweise ist den Bankfachleuten nicht bewusst, dass in 78 Prozent der Großunternehmen zwei bis fünf Nutzer auf das Kunden-System zugreifen.

Internet-Portal - lieber von der Bank als vom Dienstleister

Dafür scheint in der Frage eines Internet-Portals die Chemie wieder zu stimmen. Hier genießen die Banken deutlich mehr Vertrauen als unabhängige Dienstleister. So erklären 73 Prozent der Studienteilnehmer, sie würden ein Web-Portal zur Verwaltung der Kontobeziehungen bei verschiedenen Geldinstituten nutzen, wenn es von einer Bank angeboten würde. Einem Portal, das von einem unabhängigen Dienstleister angeboten würde, vertrauen dagegen nur 46 Prozent der Befragten.

Wer sich grundsätzlich gegen ein multibankfähiges Portal entscheidet, tut das vor allem aus Sicherheitsbedenken (79 Prozent).

Im Rahmen des zweiten Teils der Studie "Electronic Banking 2007" hat die PPI AG in Zusammenarbeit mit Ibi Research (Universität Regensburg) mehr als 300 Firmenkunden von Banken befragt. Im ersten Teil waren 26 Experten aus Banken befragt worden.