Männer, die im Büro flirten, sind mit ihrer Arbeit häufig unzufrieden. Das legt eine Studie nahe, die Chadi Moussa und Adrian Banks von der Universität Surrey im Südosten Englands auf der Jahrestagung zur Psychologie von Frauen der britischen Psychologischen Gesellschaft in Windsor vorgestellt haben.
Die beiden Arbeitspsychologen ließen 201 Frauen und Männer im Alter von 21 bis 68 Jahren einen Fragebogen über ihr Flirt-Verhalten am Arbeitsplatz ausfüllen. Sie fragten die Probanden, die in verschiedenen Branchen arbeiten, nicht direkt, ob sie Kollegen schöne Augen machen. Stattdessen fragten sie nach Verhaltensweisen, die frühere Studien als typische Flirt-Handlungen identifiziert hatten - etwa, wie nah jemand dem Gegenüber bei Unterhaltungen kommt.
Außerdem schätzten Moussa und Banks anhand einiger Fragen die Persönlichkeit der Teilnehmer ein und ließen sie Auskunft geben über ihre Arbeitszufriedenheit und wie sie selbst als Chef ihre Arbeitsleistung einschätzen würden.
Das auffälligste Ergebnis der Untersuchung war: Hohe Flirt-Aktivität bei der Arbeit steht in negativer Beziehung zur Arbeitszufriedenheit der männlichen Probanden. Dieser Befund widerspricht der allgemeinen Meinung, wie Chadi Moussa gegenüber CIO.de erklärte. "In den Medien wird so oft berichtet, dass Flirten und ein gutes Arbeitsklima miteinander zusammenhängen." Ernsthafte wissenschaftliche Untersuchungen zu der Frage habe es allerdings seiner Kenntnis nach bisher nicht gegeben.
Das sei der Anlass für die Studie gewesen - die das Klischee just widerlegte. Offenbar macht Flirten Angestellte weder zufriedener noch leistungsfähiger.
Frauen haben anderen Flirt-Motive als Männer
Im Unterschied zu flirtenden Kollegen erwiesen sich die flirtenden Frauen nicht als besonders unzufrieden. Bei den Teilnehmerinnen stellten die Arbeitspsychologen allgemein keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Flirten und Arbeitszufriedenheit fest.
Eine wirkliche Erklärung für den Unterschied haben die Wissenschaftler nicht, nur Vermutungen. Möglicherweise steckten bei Frauen andere Motive hinter Flirts als bei Männern. Sie nähmen beispielsweise Kontakt mit attraktiven Zeitgenossen auf, um Bestätigung für ihr Selbstbewusstsein zu erfahren. Männer hingegen flirteten womöglich, um sich bei Unzufriedenheit mit ihrer Arbeitssituation etwas Unterhaltung und Amüsement zu verschaffen.
Moussa und Banks schließen nicht aus, dass Flirten die Stimmung zwischen Kopierer und Schreibtisch zeitweise heben kann. Dauerhafte Annäherungsversuche allerdings seien eher ein Indiz für Unzufriedenheit oder auch Langeweile.
Dass Manager von nun an das Balzverhalten ihrer Mitarbeiter beobachten und daraus Rückschlüsse auf die Arbeitszufriedenheit ziehen sollten, empfehlen die Forscher nicht. Hauptsächlich habe ihre Arbeit gezeigt, dass es für die häufig behauptete Beziehung zwischen Flirten und guter Arbeitsatmosphäre keinen Beleg gebe. "Ansonsten hat die Studie mehr Fragen aufgeworfen als Antworten ergeben", sagte Moussa CIO.de. Er und sein Kollege hätten nun gleich mehrere Ansätze für Folgestudien.