Mit einer Postkarte und einem warmen Händedruck haben Wissenschaftler es geschafft, die Leistung von Mitarbeitern einer gemeinnützigen Organisation um zwölf Prozent zu steigern. "Soziale Anerkennung ist wichtig", folgern Michael Kosfeld und Susanne Neckermann daraus in ihrer Studie "Getting More Work for Nothing? Symbolic Awards and Worker Performance". Die nun veröffentlichte Untersuchung entstand im Frühjahr 2008 für das Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA).
Awards spornen die besten Mitarbeiter am stärksten an
"Vorgesetzte sollten dies berücksichtigen." Allein schon das Lob, wie es etwa IBM mit seinem "Bravo Award" ausspricht, motiviert die Mitarbeiter zu besseren Leistungen. Sie zeigten zudem: Ein solcher Award spornt vor allem die besten Mitarbeiter zu noch besseren Leistungen an. Belohnungen in Form von Geld seien deswegen aber nicht weniger wichtig.
Ohne dass diese es wussten, haben die Arbeits-Wissenschaftler die Arbeitsleistung von 150 Züricher Studenten unter die Lupe genommen. Für die Nicht-Regierungsorganisation "The Hunger Project" sollten sie möglichst genaue Kontaktdaten von Ansprechpartnern in Schweizer Gemeinden recherchieren, damit die NGO die Gemeinden um Spenden bitten konnte.
Lohn erhielten alle Studenten für ihre Arbeit - soviel wie bei Studentenjobs üblich und unabhängig vom Ergebnis ihrer Arbeit. Nur stellte man 87 der Mitarbeiter für den besten unter ihnen noch eine Gratulations-Karte, unterschrieben vom Schweizer Präsidenten der NGO und der Geschäftsführerin, in Aussicht. Die Geschäftsführerin überreichte die Auszeichnung am Ende jeder Arbeitssitzung persönlich vor allen anderen Studenten in der Gruppe - mit messbarem Ergebnis.
In der Award-Gruppe beackerten die Studenten mehr Gemeinden pro Minute, zwölf Prozent im Schnitt. Sie recherchierten zudem häufiger die wirklich wichtigen Informationen, wie die Namen der Gemeindepräsidenten - auch wenn sie dafür mehr Zeit aufwenden mussten. Hier lag der Unterschied bei neun Prozent, gemessen an den gesammelten Punkten. Wichtigere Angaben brachten einem Mitarbeiter in der geheim geführten Statistik mehr Punkte ein.
Mehr Output - ohne dass die Qualität leidet
Den stärksten Effekt hatte die Aussicht auf eine Auszeichnung offenbar auf die Mitarbeiter, die überdurchschnittlich gute Leistungen erzielt haben. "Schließlich haben diese Mitarbeiter größere Chancen, den Award zu gewinnen", erklären sich dies Kosfeld und Neckermann.
Auch wenn sie spürbar schneller arbeiteten, weniger gewissenhaft recherchierten die Studenten in der Award-Gruppe nicht. Am Ende untersuchten die Wissenschaftler die Listen der Studenten noch einmal auf Fehler. Sie waren zwar im Schnitt nur zu knapp 90 Prozent korrekt. Doch es machte keinen signifikanten Unterschied, ob die Listen von der Award-Gruppe bearbeitet wurden oder von der Kontrollgruppe, in der es keine Auszeichnung für die besten Ergebnisse gab.
Spielt Geld also keine Rolle, um Mitarbeiter zu motivieren? Dieser Schlussfolgerung treten die Autoren der Studie entschieden entgegen. Ihrer Ansicht nach verstärken sich Lob und geldwerte Belohnungen gegenseitig. "Wir glauben", schreiben sie, "dass der optimale Anreiz aus einer Kombination aus sozialen und finanziellen Elementen besteht."