Glasfaserausbau

Fortschritte beim Breitband-Internet - aber längst nicht überall

08.12.2020
Beim Ausbau von schnellen Internet-Verbindungen in Deutschland gibt es Fortschritte - regional aber immer noch große Unterschiede. Diese bestehen vor allem zwischen Städten und ländlichen Gegenden.

Insgesamt hatten dem Breitbandbericht der Bundesregierung zufolge Mitte des Jahres 55,9 Prozent der Haushalte in Deutschland die Möglichkeit, ein sehr schnelles Festnetz-Internet mit einer Geschwindigkeit von über einem Gigabit pro Sekunde zu buchen. In Hamburg lag der Anteil bei 95,8 Prozent, in Bremen bei 95,5 Prozent und in Berlin bei 92,1 Prozent - in Brandenburg dagegen bei nur 22,1 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 12,0 Prozent. 74,6 Prozent der Haushalte in Städten hatten ein Gigabit-Netz - aber nur 16,7 Prozent in ländlichen Gegenden.

Auch wenn immer mehr Haushalte mit Breitband-Internet versorgt sind, gibt es noch beträchtliche regionle Unterschiede.
Foto: Deutsche Telekom AG

Getrübt wird das Bild dadurch, dass längst nicht alle Verbraucher auch den schnellstmöglichen Zugang auch tatsächlich buchen. Hier spielen vor allem die Preise eine Rolle.

Hohe Übertragungsraten nur auf dem Papier

Aber selbst in den vergleichsweise gut versorgten Städten beklagen sich die Anwender darüber, dass die hohen Übertragungsraten, die vertraglich gesichert werden, nicht immer zur Verfügung stehen. Am Abend, wenn die Nutzung von Netflix und anderen Streamingdiensten sprunghaft zunimmt, rauschen die Übertragungsraten in den Keller. Das hat vor allem mit den technischen Eigenschaften der Leitungen zu tun.

Ein Koaxial-Kabelanschluss von Vodafone und anderen Anbietern kommt zwar über die Marke von einem Gigabit pro Sekunde, ist aber als "geteiltes Medium" anfällig für Leistungseinbrüche in Spitzennutzungszeiten. Die VDSL-Technik, die von der Telekom auf den herkömmlichen Kupferdrähten der Telefonleitungen verwendet wird, ist da nicht so sensibel, erreicht dafür aber selbst unter Idealbedingungen nur ein Viertel der maximalen Kabel-Geschwindigkeit.

Höhere Geschwindigkeiten ohne auffällige Schwankungen bietet im Festnetz nur eine Glasfaserleitung - und zwar eine, die direkt bis ins Haus reicht - und nicht nur zur Verteilerstation am Straßenrand. Kritiker fordern insbesondere von der Telekom seit langer Zeit einen großflächigen Einstieg in das Glasfaser-Zeitalter, anstatt das letzte Bit aus den Kupferdrähten zu quetschen.

Telekom verteidigt Strategie

Telekom-Chef Tim Höttges verteidigt allerdings die Strategie, dass die Telekom über Jahre hinweg nicht auf die direkte Glasfaserversorgung gesetzt hat, weil man damit nur wesentlich weniger Kunden erreicht hätte. "Es war richtig, Glasfaser in jede Straße zu legen und somit schnelles Netz von der Telekom für über 80 Prozent aller Haushalte zu ermöglichen." Damit sei Homeoffice flächendeckend möglich. "Jetzt kommen die nächsten Schritte: Glasfaser bis ins Haus und 5G. Auch hier haben wir einen Plan, den wir Schritt für Schritt abarbeiten. Trotz Corona läuft unser Ausbau auf vollen Touren."

Tatsächlich setzt die Telekom parallel zum 5G-Ausbau jetzt auch auf Glasfaserleitungen, die bis ins Haus reichen. Das zeigen die Zahlen, die das Unternehmen am Netztag in Bonn vorstellte. In diesem Jahr wurde die Anzahl der Haushalte mit einem direkten Glasfaseranschluss ("Fiber to the Home", FTTH") von 270 000 auf mehr als eine halbe Million verdoppelt. "Zukünftig sollen es im Schnitt rund zwei Millionen Haushalte pro Jahr sein", sagte Höttges. Das Ziel der Telekom sei es, dass alle Haushalte in Deutschland bis 2030 direkten Zugang zum Glasfasernetz bekommen.

Im internationelen Vergleich schlecht

Srini Gopalan, der neue Telekom-Vorstand Deutschland, räumte ein, dass Deutschland beim Glasfaserausbau im internationalen Vergleich bislang nur hintere Plätze belegt. Der aus Indien stammende Manager machte dafür unter anderen die höheren Baukosten verantwortlich. "Der Glasfaserausbau ist in Deutschland zwei bis zehn Mal teurer als in anderen Ländern." Das liege zum einen an aufwendigen Genehmigungsverfahren. Außerdem dürfe man moderne Verlegeverfahren wie das Trenching nicht im gewünschten Umfang einsetzen, die größere Tiefbaumaßnahmen überflüssig machen.

Mit den neuen Glasfaseranschlüssen könnte man auch die Probleme bei der Vernetzung der Schulen in den Griff bekommen. 86,1 Prozent aller Schulen haben bislang zwar mit Stand Mitte 2020 einen Anschluss von mindestens 50 Mbit pro Sekunde - aber nur 34,9 Prozent einen Gigabit-Anschluss. Und selbst der reicht nicht aus, wenn mehrere Klassen gleichzeitig online sind.

Bundesminister Andreas Scheuer (CSU), der auch für digitale Infrastruktur zuständig ist, betonte die Fortschritte. Der Breitbandausbau habe Fahrt aufgenommen. "Mitte 2020 hatten mehr als 23 Millionen Haushalte Zugang zu Gigabit-Internet. Das ist ein Plus von neun Millionen Haushalten in nur einem Jahr. Damit der Ausbau auch weiterhin schnell vorankommt, haben wir einiges getan: die Verfahren vereinfacht, neue Verlegemethoden ermöglicht und vor allem richtig kräftig investiert. Mehr als 11 Milliarden Euro stehen für den Ausbau der Netze zur Verfügung." (dpa/ad)