Foto-Ratgeber

Fotografieren mit der iPhone-Kamera

12.11.2014 von Markus Schelhorn
Mit ein paar schnellen Einstellungen holen Sie mehr aus der iPhone-Kamera heraus, als Sie denken. Vor allem das iPhone 6 bietet hier mehr als die bisherigen iPhone-Modelle.

Die beste Kamera ist die, die man dabei hat. Hier ist das iPhone zurecht sehr beliebt. Selbst bei Innenraumaufnahmen ist das iPhone eine Alternative zu DSLR-Kameras. Diese erzeugen zwar bessere Bilder und lassen sich dank Wechselobektiven bildgestalterisch flexibler einsetzen. Aber sie sind zu schwer und zu groß, um überallhin mitgenommen zu werden. Und ab dem iPhone 5 bietet dessen Kamera einen guten Kompromiss aus Bildqualität und Handhabung.

Eigentlich brauchen Sie sich beim Fotografieren mit dem iPhone meist nicht mit den Einstellungen der Kamera zu beschäftigen. Doch in einigen Fällen holen Sie mehr aus der Kamera heraus als die Automatikvorgaben. Wir haben uns verschiedene Fotosituationen angesehen und geben Tipps, wie Sie bessere Fotos erhalten.

Zoomen

Lieber laufen statt zoomen, denn das Digitalzoom verschlechtert das Bild.

Hier abgebildet ist eine Aufnahme ohne Zoom...
Foto: Macwelt

Mit einer Brennweite von rund 28 Millimeter im Vergleich zum Kleinbildformat eignet sich das iPhone ideal für Landschaftsaufnahmen. Doch es stößt an seine Grenzen, wenn Sie beispielsweise ein entfernt liegendes Motiv groß darstellen möchten. Da das iPhone kein optisches Zoom besitzt, also den Bildausschnitt nicht mit einem variablen Objektiv näher heranholen kann, verwendet es hier ein digitales Zoom. Sie benutzen es übrigens, indem Sie mit zwei Fingern das Vorschaubild auseinanderziehen beziehungsweise wieder zusammendrücken.

...und eine mit maximalem Digitalzoom. Aufgenommen mit dem iPhone 6 Plus.
Foto: Macwelt

Doch während das optische Zoom nur wenig Einfluss auf die Bildqualität hat, verringert sich diese beim digitalen Zoom enorm. Denn das iPhone kann hier nur einen Ausschnitt vergrößern, der dieselben Bildinformationen wie das gesamte Motiv bietet. Möchten Sie trotzdem auf die Schnelle ein Motiv vergrößert darstellen, machen Sie zunächst eine Aufnahme ohne Zoom und danach eine mit Zoom. Eine zusätzliche Möglichkeit: Sie wählen am iPhone bei dem aufgenommenen Foto den gewünschten Bildausschnitt über „Bearbeiten“ und bestimmen dann einen Bildausschnitt. Doch die beste Möglichkeit, den gewünschten Ausschnitt optimal zu bestimmen, nennt sich umgangssprachlich Turnschuhzoom – sprich: Gehen Sie einfach näher an das Motiv heran, so weit es möglich ist.

Selbstporträts

Perfektes Selfie erstellen mit richtigem Winkel und Abstand.

Vordere Facetime-Kamera: Auf Armlänge gehalten, verzerrt das Gesicht kaum. Die Aufnahmen sind mit dem iPhone 6 fotografiert, links ohne und rechts mit HDR, das das iPhone 6 für die vordere Kamera nur automatisch zuschaltet.
Foto: Macwelt

Schaltet man von der hinteren iSight-Kamera zur vorderen Facetime-Kamera um, kann man hervorragend ein Selbstporträt (Selfie) aufnehmen. Allerdings ist die Auflösung der iSight-Kamera von gerade mal 1,2 Megapixel hauptsächlich für die digitale Präsentation geeignet, beispielsweise als eigenes Benutzerbild bei diversen Diens1ten wie Facebook oder Google Plus. Eine weitere Einschränkung: Mit der vorderen Facetime-Kamera können Sie nur mit dem iPhone 6 die HDR-Funktion nutzen – gerade bei Aufnahmen in Räumen und bei Gegenlicht ist dies ein großer Vorteil. Leider lässt sich die HDR-Funktion für die vordere Kamera beim iPhone 6 nicht deaktivieren.

Wegen der großen Verzerrung des Objektivs raten wir, die Kamera für das Selfie in Armlänge entfernt zu halten und Ihr Gesicht möglichst mittig zu platzieren. Ist der Abstand der Kamera zu nahe, verzerrt das Gesicht. Dies können Sie natürlich auch als Spaßeffekt verwenden. Damit das Selfie unverkrampft gelingt, lässt sich auch der Selbstauslöser verwenden, den es seit iOS 8 gibt.

Belichtungskorrektur

Mit der Belichtungskorrektur meistern Sie auch schwierige Motive.

Solange das gelbe Quadrat erscheint (hier auf schwarzem Hintergrund), können Sie die Belichtung einstellen. Sinnvoll ist dies beispielsweise bei dieser Gegenlichtaufnahme, die etwas unterbelichtet wurde. Aufgenommen mit dem iPhone 6 Plus.
Foto: Macwelt

Wenn Sie im Vorschaubild auf einen Bildbereich tippen, stellt die iPhone-Kamera die Belichtung und die Schärfe auf diesen Bereich ein. Solange das gelbe Quadrat angezeigt wird, können Sie die Belichtung korrigieren. Dazu wischen Sie einfach mit dem Finger nach oben beziehungsweise nach unten. Sinnvoll ist dies etwa dann, wenn Sie einen lichtdurchfluteten Baum fotografieren und ihn absichtlich überbelichten möchten. Auch bei Gegenlichtaufnahmen ist das sinnvoll, hier können Sie das Bild absichtlich unterbelichten, um so den Vordergrund als Scherenschnitt und den Himmel in satten Farben und Kontrasten darzustellen.

Panoramen

AE/AF-Sperre für optimal belichtete und fokussierte Panoramen nutzen.

Eigentlich ist die Panorama-Funktion selbsterklärend: Sie wählen „Pano“, halten das iPhone hochkant auf den Punkt, an dem das Panorama anfangen soll, und drücken den Aufnahmeknopf. Dann bewegen Sie das iPhone in die angezeigte Richtung. Die Bewegungsrichtung können Sie übrigens ändern, indem Sie auf den Pfeil tippen.

Verwenden Sie die AE /AF-Sperre für bessere Panorama-Aufnahmen. Das gelbe Symbol erscheint dann im Vorschaubild.
Foto: Macwelt

Problematisch wird es, wenn Sie an einem Punkt anfangen, der sehr nahe liegt, beispielsweise an einem Baum. Dann stellt das iPhone für das Panorama diese Distanz fix ein. Das weiter entfernt liegende Hauptmotiv, zum Beispiel ein Bergpanorama, wird so durchgehend unscharf. In diesem Fall stellen Sie zunächst die Schärfe (und gleichzeitig die Belichtung) fix für das Hauptmotiv ein. Dazu fixieren Sie das Bergpanorama an und tippen anschließend auf den Bildbereich, den Sie scharf dargestellt haben möchten. Drücken Sie den Finger so lange, bis das gelbe Symbol „AE/AF-Sperre“ erscheint. Dann gehen Sie zum Anfang des Panoramas und starten die Aufnahme. Übrigens lösen Sie die Sperre einfach dadurch, dass Sie erneut auf das Vorschaubild tippen.

Steckbrief iPhone-Kamera

Vordere Kamera (Facetime)

Hintere Kamera (iSight)

Auflösung

1,2 MP

8 MP

Brennweite im Ver- gleich zu Kleinbild

zirka 28 mm

zirka 28 mm

Blende

iPhone 5S/5C F2.4; iPhone 6 (Plus) F2.2

iPhone 5C F2.4; iPhone 5S/6 (Plus) F2.2

Video

720p bei 30 Bildern pro Sekunde

Full-HD; iPhone 5C/5S mit 30 Bildern pro Sekunde, iPhone 6 (Plus) mit 30 oder 60 Bildern pro Sekunde

Zeitraffer

alle Modelle

alle Modelle

Zeitlupe

nein

720p, iPhone 5C/5S mit 120 Bildern pro Sekunde, iPhone 6 (Plus) mit 120 oder 240 Bildern pro Sekunde

Bildstabilisator

nein

iPhone 5C: nein; iPhone 5S: digital, nur Foto; iPhone 6: Digital, Foto/Video; iPhone 6 Plus: mechanisch, Foto/Video

HDR

nur iPhone 6(Plus), nicht ausstellbar

alle Modelle, Auto/Ein/Aus

Automatisches Scharfstellen während Video- Aufnahmen

nur iPhone 6(Plus)

nur iPhone 6( Plus)

Schnell und langsam

Zeitraffer und Slo-Mo richtig einsetzen und schnell nachbearbeiten.

Anfang und Ende eines Zeitraffers und eines Slo-Mo-Videos können Sie kürzen. Bei einem Slo-Mo-Video (abgebildet) lassen sich zudem Anfang und Ende mit normaler Geschwindigkeit abspielen, was an dem blauen Streifen einstellbar ist.
Foto: Macwelt

Ein Zeitraffer zeigt ein stark beschleunigtes Video. Hierzu sollte das iPhone am besten fixiert sein. Beliebte Motive sind beispielsweise eine abbrennende Kerze oder vorbeiziehende Wolken. Einstellen lässt sich an der Zeitrafferfunktion nichts. Anders beim Gegenstück des Zeitraffers, der Zeitlupe. Apple nennt sie Slo-Mo (Slow Motion), und hier haben Sie beim iPhone 6 die Wahl zwischen 120 und 240 Bildern pro Sekunde (FPS, frames per second). Bei den iPhone-5-Modellen sind nur 120 FPS möglich. Dies entspricht einer 4-fach beziehungsweise 8-fach langsameren Wiedergabe. Ein Tippen auf die dargestellte Rate reicht, um die Bildrate einzustellen. Sowohl beim Zeitraffer als auch bei Slo-Mo beträgt die Auflösung maximal 1280 x 720 Pixel.

Bei einem Zeitraffer- und Slo-Mo-Film lassen sich auch nach der Aufnahme Anfang und Ende festlegen. So brauchen Sie die Aufnahme nicht auf den Punkt genau starten. Der Slo-Mo-Modus bietet darüber hinaus eine nette Besonderheit: Nach der Aufnahme können Sie den Anfang und das Ende in normaler Geschwindigkeit wiedergeben, den Mittelteil als Zeitlupe. Die Dauer lässt sich ebenfalls verändern.

Videos aufnehmen

Die verbesserten Video-Funktionen vom iPhone 6 in der Praxis.

In den Einstellungen kann man beim iPhone 6 (Plus) für Videos von 30 FPS auf 60 FPS umstellen. Direkt in der Kamera-App ist dies leider nicht möglich. Alle iPhone-5-Modelle nutzen 30 Bilder pro Sekunde.
Foto: Macwelt

Vor allem die Video-Funktion des iPhone 6 ist wesentlich besser als bei älteren Modellen. Das iPhone 6 bietet die Möglichkeit, Full-HD-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde aufzunehmen – alle iPhone-5-Modelle schaffen nur 30 Bilder pro Sekunde. Zwar wächst so auch die Dateigröße des erstellten Videos. Doch sollten Sie die Videos später am Mac oder am iPhone/iPad schneiden, haben Sie dadurch die Möglichkeit, den Film ohne Ruckeln mit halber Geschwindigkeit wiederzugeben – und das bei Full-HD-Auflösung mit 1920 x 1080 Pixel, während die Slo-Mo-Funktion lediglich die kleinere Auflösung von 1280 x 720 Pixel liefert.

Sie können beim Einrichten des iPhone 6 wählen, ob Sie Videos mit 30 oder 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen möchten. Dies lässt sich auch nachträglich ändern: Wählen Sie dazu „Einstellungen > Fotos & Kamera“ und aktivieren Sie „Videos mit 60 FPS aufnehmen“. Leider lässt sich die Bildrate nicht direkt im Kamerafenster umstellen, so wie das bei der Slo-Mo-Funktion des iPhone 6 möglich ist.

Übrigens bietet das iPhone 6 im Gegensatz zu den älteren iPhone-Modellen auch für Video-Aufnahmen einen Bildstabilisator. Beim iPhone 6 kommt ein digitaler Stabilisator zum Einsatz, der so allerdings auch die Bildqualität etwas verschlechtert. Dagegen verwendet als einziges iPhone das iPhone 6 Plus einen mechanischen Bildstabilisator. Hier gleicht das iPhone Verwackler aus, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen. Das klappt in der Praxis ganz gut, nur bei sehr verwackelten Aufnahmen – beispielsweise während des Gehens – ist der Bildstabilisator überfordert.

Auch beim Autofokus bietet das iPhone 6 noch eine Besonderheit gegenüber früheren Modellen. Denn beide iPhone-6-Modelle nutzen eine Autofokus-Nachführung und stellen automatisch auf den ursprünglich fixierten Bereich scharf, wenn sich dessen Abstand zur Kamera ändert.

HDR-Doppler behalten

Eine Digitalkamera kann bei weitem nicht den Dynamikumfang eines Fotos wiedergeben, wie es das menschliche Auge erfasst.

Während man beispielsweise bei Sonne Details im Schatten und die feine Struktur von Wolken sehen kann, gibt eine Digitalkamera entweder die dunkleren oder helleren Bildteile detailliert wieder – je nachdem, auf welchen Bildbereich Sie die Belichtung gelegt haben. Für eine detaillierte Darstellung aller Helligkeitsbereiche bedient sich daher das iPhone eines Tricks: Mit dem HDR-Modus (Hochkontrastbild) erstellt das iPhone zunächst zwei unterschiedlich belichtete Aufnahmen und verrechnet diese zu einem HDR-Bild. So sieht man beispielsweise bei einer Landschaftsaufnahme noch Details eines dunklen Waldes und das Blau des Himmels.

Voreingestellt ist, dass das iPhone Motive mit starken Helligkeitsunterschieden automatisch erkennt. Ist dies der Fall, erscheint ein kleines HDR-Logo im Vorschaubild. Doch je nach Motiv kann es vorkommen, dass einem die normale Version besser gefällt als das HDR-Bild. Daher bietet es sich an, die normale Variante und das HDR-Bild zu behalten. Aktivieren Sie dazu unter „Einstellungen > Fotos & Kamera“ den letzten Punkt „Foto behalten“. (Macwelt)