"Wir arbeiten, und SAP kümmert sich um alles andere". Auf diese Formel bringt Oliver Zeller den Einsatz seiner neuen Firmensoftware. Zeller ist Geschäftsführer von Ploetz + Zeller, einem Beratungs- und Softwarehaus für Business Process Excellence in München. Im Mai dieses Jahres entschied sich das Unternehmen für Business by Design PSP (Professional Service Provider). Im Juni folgte die Implementierung, seit Anfang Juli läuft das System. "Um die wachsende Komplexität unseres Geschäftes zu bewältigen, brauchen wir eine einheitliches Kernsystem, das als Datendrehscheibe im Unternehmen fungiert", sagt Zeller.
Aus Sicht von SAP dürfte das Münchener Unternehmen der Idealtypus des Business-by-Design-Anwenders sein: Es ist klein, es will keine eigene IT-Infrastruktur aufbauen, keine IT-Mannschaft beschäftigen. Es kommt aus der Dienstleistungsbranche - einem Wirtschaftszweig, in dem SAP bislang unterrepräsentiert ist. Es legt Wert auf Verlässlichkeit und Investitionsschutz. Und es wird von einem SAP-Partner, in diesem Fall der Bielefelder itelligence AG, betreut.
BbD für Konzerne - Wer nicht fragt ... |
Business by Design (BbD) ist eine Software für den Mittelstand. Sagt SAP. Anders als bei Business One, das Walldorf ja eine Zeitlang auch für die Tochtergesellschaften von Konzernen angepriesen hat, zielt die offizielle Marschrichtung für Business by Design derzeit ausschließlich auf das untere Marktsegment. Mit zwar kleinen, aber sehr vielen potenziellen Kunden. Doch SAP wäre nicht SAP, wenn es nicht auch die Optionen für seine klassischen Kunden – die Großunternehmen – ausloten würde. Noch ist die Idee, Business by Design für Konzerntöchter anzubieten, nur wenig mehr als ein Gedankenspiel. Im Hintergrund versucht man aber schon erste Schritte mit einem Konzern. Wenn also SAP bei Anfragen abwinkt – beharren Sie darauf. Wird Business by Design ein Erfolg, dürfte sich SAPs Strategie schnell ändern. |
Ob sich ein Erfolg einstellen wird, ist zurzeit die große Frage. Immerhin: "Nachdem sich SAP lange bedeckt gehalten hat, kann es jetzt auf jeden Fall ein funktionierendes Produkt vorweisen", sagt Frank Niemann, Senior Analyst bei PAC. Über die Verspätung ist ausreichend berichtet worden. Ob SAP damit den Anschluss an den SaaS-Markt verpasst hat, darüber diskutiert niemand mehr ernsthaft. Zumindest hat die Verzögerung auch dazu geführt, dass Walldorf noch Wünsche der Kunden ergänzen konnte.
Die Software in Form des Feature Pack 2.5 gibt es zunächst in sechs Ländern, die SAP zu seinen strategischen Kernmärkten erklärt hat: Deutschland, USA, Frankreich, Großbritannien, Indien und China. Aus Sicht der Walldorfer ist vor allem die Multitenant-Architektur der Software ein erster Durchbruch. Sie erlaubt es, die Instanzen mehrerer Kunden auf einem Server laufen zu lassen, was SAPs Betriebskosten senkt und das Ganze erst betriebswirtschaftlich sinnvoll macht. Dennoch steht auch hinter SAPs Geschäftsmodell nach wie vor ein großes Fragezeichen. In Walldorf wie am Kapitalmarkt wartet man gespannt auf die ersten Umsätze und vor allem Gewinne.
Attraktive Service-Verträge mit dem Verkauf von Software gibt es bei Business by Design nicht. SAP bietet unter anderem drei vorkonfigurierte Einsteigerpakete zu einem festen Implementierungspreis an (siehe Tabelle unten). Die Mindestnutzerzahl hat Walldorf zum Teil auf zehn gesenkt, und wer will, kann den Vertrag für zwölf Monate abschließen. Ursprünglich lag die Mindestlaufzeit bei 24 Monaten. Neben einzelnen Funktionserweiterungen zur Datenanalyse und für Reportings präsentiert SAP seine jüngste Software auch endlich mit einer ansprechenden Web-Oberfläche. "Sie ist einfach schick und erlaubt eine intuitive Bedienung", lobt SAP-Kunde Zeller. Den Anwendern fällt es so leicht, mit der Software zu arbeiten.
Bislang hat SAP in erster Linie direkt mit Kunden verhandelt und die Implementierung der Software vorgenommen. Rund 100 Unternehmen in den sechs Ländern arbeiten bereits mit der Lösung. Nun also beginnt der Vertrieb über das SAP-Partnernetz, das sogenannte Eco-System. "Es ist zurzeit schlicht nicht möglich, das künftige Geschäft mit Business by Design zu prognostizieren", sagt Andreas Naunin, SAP-Mittelstandschef für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Das Produkt sei jetzt reif, das Interesse am Markt sei da. Nun komme es vor allem auf die Partner an, die das Geschäft vorantreiben sollen. "Das Eco-System wird entscheidend zum Erfolg beitragen, denn es hat das, was man für den Verkauf im Mittelstand braucht", sagt Naunin und spielt damit auf die berühmte Augenhöhe zwischen Kunde und Dienstleister an.
Besagtes Eco-System besteht aus altbekannten SAP-Partnern, aber es bilden sich auch neue Kooperationen. ERP-Anbieter aus dem Nicht-SAP-Umfeld oder kleine, spezialisierte IT-Dienstleister interessieren sich durchaus für den Verkauf des Mietmodells. Derzeit investieren sie in die Ausbildung ihrer Mitarbeiter und bemühen sich, so schnell wie möglich Erfahrungen mit dem System zu sammeln. Richtig ernst - und dann auch lohnend - dürfte das Geschäft für sie werden, wenn SAP mit der nächsten Version auch ein Software Developer Kit mitliefert. Dies soll Anfang des kommenden Jahres passieren. Auch für das Eco-System gilt daher: "Es ist zwar noch zu früh, um zu sagen, ob und was sich ändern wird", sagt Niemann. "Fest steht indes, dass es sich um ein Volumengeschäft handelt. Dabei sind weniger technologische Fertigkeiten als vielmehr betriebswirtschaftliches Know-how und Fingerspitzengefühl für kleine und mittelständische Firmen gefragt."
Was bleibt, sind große Hoffnungen: Wie seine Partner hofft auch SAP, dass Business by Design die bisherige Lücke schließt zu Unternehmen, die noch kein ERP-System auf dem Schirm hatten. Firmen wie Ploetz + Zeller eben. "Wir schätzen den Markt auf bis zu 40.000 Unternehmen deutschlandweit", bestätigt SAP-Manager Naunin. Kleine Unternehmen mit einem ausreichend komplexen Geschäft, um Bedarf an einer integrierten Lösung zu haben. PAC-Analyst Niemann hält das Szenario für durchaus realistisch. "Mit Business by Design hat SAP eine Lösung für Unternehmen, die bislang durch das klassische Kundenraster durchgefallen sind“, sagt er. Der Konzern könne sich mit der Software tatsächlich einen neuen Markt erschließen.
Business by Design: Feste Preise, feste Zeiten
Produkt |
Einstiegspaket |
Einstiegspaket |
Einstiegspaket |
BbD |
CRM |
ERP |
PSP |
Suite |
|
Implementierungszeit |
ca. drei Wochen |
ca. sechs Wochen |
ca. acht Wochen |
k. A. |
Implementierungspreis |
9900 Euro |
24 900 Euro |
34 900 Euro |
k. A. |
Miete pro Anwender |
79 Euro/Mon. |
133 Euro/Mon. |
133 Euro/Mon. |
133 Euro/Mon. |
Mindestanwenderzahl |
ab 10 Nutzer |
ab 10 Nutzer |
ab 10 Nutzer |
ab 25 Nutzer |