Die Befragung bringt eine wahre Kluft zwischen den Geschlechtern zu Tage. Bei sechs von 24 Kriterien für die Wahl des Arbeitgebers unterscheidet sich das Ranking von Frauen deutlich von dem der Männer: Für Frauen ist die Identifikation mit den künftigen Kollegen am allerwichtigsten. Männer hingegen setzen dieses Kriterium auf Platz zwölf. Am drittwichtigsten ist für Frauen die Verantwortung der Firma gegenüber der Gesellschaft. Für Männer ist das eher nebensächlich (Rang 14). Männern sind dagegen die Wachstumsaussichten und die Zukunftssicherheit wichtig (Platz fünf). Das spielt für Frauen nur eine geringe Rolle (Platz 18).
Auch die Risikofreude von Talenten bei Bewerbungen könnte unterschiedlicher kaum sein. Männer kontaktieren auch Unternehmen, bei denen sie sich nur geringe Chancen auf einen Arbeitsplatz ausrechnen. Frauen bewerben sich dagegen nur, wenn sie glauben, ihr Ziel auch erreichen zu können. Neben der Wahrscheinlichkeit des Bewerbungserfolgs ist auch die Work-Life-Balance den Frauen viel wichtiger als den Männern. Internationalität ist Frauen dagegen völlig egal (Rang 24 und damit letzter Platz). Die Männer aber voteten dieses Kriterium auf Platz elf.
Ziemlich einig sind sich die Geschlechter bei der Begeisterung für die Produkte und Dienstleistungen. Die steht für Männer an erster Stelle. Für Frauen ist sie das zweitwichtigste Merkmal. Somit ist das Produkt an sich insgesamt der wichtigste Treiber im Auswahlprozess. Einigkeit besteht auch darin, dass die Arbeit Spaß machen sollte (Rang drei bei Männern, Rang fünf bei Frauen). Gehaltssteigerungen sind für beide Geschlechter eher unbedeutend.
Auch die beliebtesten Branchen wurden nach Geschlechtern aufgeschlüsselt. Beide haben noch immer die gleiche Lieblingsbranche: den akademisch-wissenschaftlichen Bereich. Fast ein Fünftel der weiblichen High Potentials will dort Karriere machen. Bei den Männern sind es ein Prozent weniger. Bei der zweitbeliebtesten Branche scheiden sich die Geister. Fast neun Prozent der Frauen wollen in die Unternehmensberatung, bei den Männern sind es aber fast 15 Prozent.
Wirtschaft holt auf – Wissenschaft weiter top
Trotz blendender Aussichten in der Industrie: Die Wissenschaft übt also auf deutsche High Potentials nach wie vor die größte Anziehungskraft aus. Dennoch nimmt ihre Attraktivität für besonders leistungsfähige Jungakademiker leicht, aber spürbar ab. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Befragten, die eine universitäre Laufbahn planen, um 2,5 Prozentpunkte. Dafür legten die Unternehmensberatungen mit 1,7 Prozentpunkten leicht zu. Platz drei erreichte die Automobilindustrie. Die Elektro- und Technologieindustrie schaffte es auf Rang vier. Handel und Versicherungen haben es dagegen schwer. Sie landen nur im Hinterfeld.
Große Unterschiede belegt die Auswertung nach Fachrichtungen: Rund ein Drittel der befragten Naturwissenschaftler strebt nach dem Diplom zunächst eine universitäre Laufbahn bzw. eine Promotion an. Von den Studierenden der Medizin und Geisteswissenschaften sind es noch rund 25 Prozent. Bei den Studierenden der Ingenieurs-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften entscheidet sich dagegen nur jeder Zehnte für eine akademische Karriere.
Weitere Erkenntnisse aus der Untersuchung: Erstklassige Akademiker werden in erster Linie durch die Produkte auf potenzielle Arbeitgeber aufmerksam (fast 55 Prozent). Darüber hinaus spielen die Empfehlungen von Familie oder Bekannten eine große Rolle bei der Wahl des Jobs (fast 51 Prozent). Die derzeit viel zitierten Blogs und Chats liegen mit nur einem Prozent abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Eine zunehmende Bedeutung gewinnen Karriereportale im Internet. Junge Talente nutzen die Online-Angebote als Informationsbörse. Nach den Erfahrungen von McKinsey sind diese Portale für Unternehmen ideale Recruiting-Plattformen, um gezielt hervorragende Studierende bestimmter Fachrichtungen ansprechen zu können. So gibt jeder zweite Natur-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaftler an, Karriereseiten im Internet zu nutzen. Mathematiker, Ingenieure und Geisteswissenschaftler sind zu rund 45 Prozent durch Web-Seiten auf Arbeitgeber aufmerksam geworden.
Für die Studie "Most Wanted - die Arbeitgeberstudie 2007" äußerten sich mehr als 3.000 junge Stipendiaten aller Fachrichtungen zu ihren Berufswünschen.