Wie das Beispiel der Schweiz zeigt, verzeichnet der Online-Handel ein Rekordwachstum. Gegenüber dem Vergleichsjahr 2008 ist das Verkaufen im Internet in der Schweiz 2010 um 48 Prozent angestiegen. Der Schweizer Markt ist insofern besonders interessant für die Ableitung von Prognosen auch für Deutschland, da es sich um eine reife, weniger von Krisen geprägte Ökonomie handelt. Dies schlägt sich in einer vergleichsweise kaufkräftigen Kundschaft nieder, die sich schneller auf neue Einkaufsmöglichkeiten einlässt.
Die Schweizer Internet-Kunden interessierten sich Ende 2010 besonders für Ferienreisen (+ 9,9 Prozent bei den Online-Kunden), Flugbuchungen (+ 9,3 Prozent), Software (+ 8,7 Prozent), Tickets für Veranstaltungen (+ 7,2 Prozent) und Musiktitel (+ 6,6 Prozent). Laut der Umfrage des Forschungszentrums für Handelsmanagement an der Universität St. Gallen steht die kombinierte Nutzung von Ladengeschäften und Online-Shops mehr im Vordergrund bei Bekleidung, Möbeln, Lebensmitteln, Büchern oder gebrauchten Produkten.
Es wäre jedoch verkehrt, nun alles auf die Karte Online zu setzen, denn der klassische Handel behauptet sich und legt teilweise sogar noch zu. Thomas Rudolph, Direktor des Forschungszentrums für Handelsmanagement, führt zu diesem Aspekt aus: "Immer mehr Kunden erwarten von Händlern ein konsistentes Angebot im Internet und im Filialhandel." Stationäre Händler, die kanalübergreifend ein ansprechendes Einkaufserlebnis bieten können, seien im Vorteil. So gewinne der stationäre Handel in einigen Branchen hinzu, besonders im Bereich Elektronik (+ 6,1 Prozent Ladenkunden) und Kosmetik (+ 2,3 Prozent).
Etwa fünf Prozent der wöchentlichen Online-Käufer sind den Heavy Shoppern zuzurechnen. Diese kleine Gruppe hat ihre Ausgaben allein gegenüber 2008 um mehr als 80 Prozent gesteigert. Daraus lässt sich generell folgern, dass Personen mit besonderen Interessen oder Gewohnheiten für das Wachstum der Internet-Geschäfte entscheidend sein können.
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass mit einem weiteren Wachstum bei den Online-Shops zu rechnen ist. Dies liege unter anderem daran, dass bei zwei Konsumentengruppen das Umsatzpotenzial im Internet erst marginal entfaltet ist. Da ist zunächst die Gruppe der weiblichen Internet-Käufer, die hinsichtlich ihres allgemeinen Online-Verhaltens die männlichen Internet-Nutzer inzwischen eingeholt haben, was aber noch nicht für ihre Online-Ausgaben zutrifft. Hier sei ein Wachstumspotenzial für den Handel zu erschließen.
Silver-Surfer werden immer aktiver im Web
Auch die Gruppe der über 55-Jährigen verspricht laut Studie zukünftige Wachstumsimpulse für den Online-Handel. Die Nutzergruppe der so genannten Silver-Surfer speise das Online-Wachstum sogar überproportional: "Die Tendenz zum Online-Kauf nimmt für die älteren Internet-Nutzer stark zu und wird zudem durch das Älterwerden kohortenspezifisch verstärkt." Aber nicht nur die Anzahl der Nutzer, sondern auch die emotionalen Nutzungsmotive hätten in dieser Altersgruppe stark zugenommen.
Die Silver-Surfer nutzten das Internet heute häufiger, um Fernsehsendungen zu verfolgen, Nachrichten und Zeitschriften zu lesen oder einfach die Zeit totzuschlagen. Kommunikation mit anderen Menschen nimmt ebenfalls einen hohen Stellenwert ein. Der Einkauf über das Internet wächst, wenn auch momentan noch langsam. Nur 31 Prozent der über 55-jährigen Internet-Nutzer kaufen mindestens einmal im Monat über das Internet ein. Kommt es aber zu einem Kauf, wird besonders viel Geld ausgegeben.