Nach den Cyberangriffen auf den Bundestag und das Datennetzwerk des Bundes wird zwischen dem Kanzleramt und dem Forschungsministerium ein völlig neuer Standard an Datensicherheit erprobt. In dem Pilotprojekt der Fraunhofer-Gesellschaft komme die sogenannte Quantenkommunikation zum Einsatz, sagte Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Diese basiere nicht auf mathematisch-basierten Strategien der Kryptographie, sondern nutze ein unumgängliches Wirkungsprinzip aus der Quantenphysik.
Die neue Datenleitung werde deswegen selbst von internationaler Konkurrenz nicht ausgelesen werden können, erklärte Neugebauer. "Sie können die Datenleitungen vielleicht unterbrechen - aber sie können sie nicht unbemerkt auslesen. Wenn man ein Quant misst, verändert es sich - das ist ein Teil des Sicherheitsprinzips."
Quantenrepeater verlängern die Leitung
Bei der Quantenkommunikation werden übertragene Informationen mittels fundamentaler Gesetze aus der Quantenphysik verschlüsselt. Ein Problem ist allerdings bis heute, dass es bei der Übertragung der Quanteninformation durch Lichtteilchen (Photonen) über Glasfaser zu maßgeblichen Leitungsverlusten kommt, wodurch die Reichweite bisher auf eine Größenordnung von 100 Kilometern begrenzt wird.
Mit sogenannten Quantenrepeatern soll diese Grenze nun ohne Sicherheitseinschränkungen überwunden werden. "Diese Technologie hat noch einen weiten Entwicklungsweg vor sich - das macht die Übertragung per Satellit, wie wir es bei Fraunhofer erforschen, essenziell für nützliche Reichweiten in der Quantenkommunikation", so Neugebauer.
Hintergrund der Bemühungen um einen besseren Schutz von Datenverbindungen sind unter anderem die Cyberangriffe auf den Bundestag und das Datennetzwerk des Bundes. Bei dem Angriff auf den Bundestag 2015 hatten sich Angreifer so weitreichenden Zugang verschafft, dass die Bundestags-IT ausgetauscht werden musste. Bei dem im Februar 2018 bekannt gewordenen Angriff auf das Datennetzwerk des Bundes attackierten Cyberspione unter anderem das deutsche Außen- und das Verteidigungsministerium. Dabei sollen sie auch Daten erbeutet haben. (dpa/rs)