Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT in Darmstadt hat eine Forschungsroadmap zum Schutz der Privatsphäre und Vertraulichkeit im Internet veröffentlicht. „Wir präsentieren eine Reihe von Problemen, die erforscht und gelöst werden müssen, um Vertraulichkeit und Privatsphärenschutz im Internet angesichts der Gefahr von Massenüberwachung sicherzustellen", schreiben die Autoren in ihrem Vorwort.
Die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden hätten deutlich gezeigt, wie umfangreich und weitreichend Geheimdienste das Internet überwachen können. Ein effektiver Schutz von Bürgern, Wirtschaft und Verwaltung vor Massenüberwachung erfordere eine Kombination aus rechtlichen und technischen Maßnahmen.
"Neben der Politik sind auch die Forschung und Industrie gefragt"
„Die massenhaften Ausspähung im Internet war in der Fachwelt seit langem als eine Möglichkeit bekannt, aber erst die Enthüllungen von Edward Snowden haben uns vor Augen geführt, dass es sich hier um eine sehr reale, uns alle betreffende Gefahr handelt", sagt Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer SIT. „Neben der Politik sind auch die Forschung und Industrie gefragt, das IT-Sicherheits- und Datenschutzniveau im Internet zu erhöhen."
Ein Problem dabei: Viele technische Fragen sind noch nicht zufriedenstellend beantwortet. Zu den nach Meinung der Autoren zwölf wichtigsten Forschungsfragen, die die Experten in ihrem Trend- und Strategiebericht erläutern, gehören vor allem anderen Verfahren, mit denen Internetnutzer kryptografische Schlüssel auf einfache Art und Weise austauschen können.
„Wie können Nutzer, die voneinander lediglich eine Adresse (zum Beispiel URL, E-Mail-Adresse) kennen, für ihr gegenüber den richtigen Schlüssel bestimmen", fragen die Autoren etwa. Und weiter: „Es besteht ein dringender Bedarf nach Schlüsselverteilverfahren, die für große und offene Gruppen wie das Internet geeignet sind."
Zudem fehle es generell an Möglichkeiten, um die Sicherheitseigenschaften von Cloud-Diensten nachzuprüfen oder nachzuweisen. Ein fundamentales Problem sei die Vermeidung von Hintertüren und Schwachstellen in Soft- und Hardware.
Das Dokument mit den Forschungsfragen steht als PDF im Internet für jedermann unter www.sit.fraunhofer.de/forschungsfragen zum kostenlosen Download bereit.
Der 24-seitige Bericht entstand mit Unterstützung des im Rahmen des „Loewe-Programms" vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderten Forschungszentrums Cased und des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Cybersecurity-Kompetenzzentrums Ec Spride.