Zwar sind sich Anbieter und Anwender einig, dass Cloud Computing zukünftig an Bedeutung gewinnen wird. Aktuell liegt es aber auf dem letzten Platz der Prioritätenliste. Die wichtigsten IT-Themen werden von der Versicherungsbranche Business Process Management, IT-Sicherheit sowie Integration, Schnittstellen und Datenstandards genannt.
Das ergab eine Studie des Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Fraunhofer hat dafür sowohl Versicherungen als auch IT-Dienstleister der Versicherungsbranche detailliert zu aktuellen IT-Trends und Cloud Computing befragt.
Der Bekanntheitsgrad von Cloud Computing hat bei Anbietern wie bei Anwendern merklich zugenommen: Jedes fünfte Anbieterunternehmen nutzt oder plant den Einsatz von IaaS (Infrastructure as a Service), weitere 20 Prozent geben an, SaaS bereits anzubieten oder ein Angebot zu planen. Mehr als die Hälfte der befragten IT-Dienstleister kann sich vorstellen, zukünftig SaaS-Lösungen auf Serviceplattformen Dritter (Platform as a Service) anzubieten.
Von ihren Kunden in der Versicherungswirtschaft wird dieses Angebot offenbar noch nicht in diesem Umfang angenommen: Nur etwa sieben Prozent der befragten Versicherer gaben an, bisher von SaaS-Angeboten Gebrauch zu machen, weitere sieben Prozent planen deren Einsatz. IaaS-Angebote nutzen bisher etwa 20 Prozent der Versicherer, weitere sieben Prozent befinden sich in der Planung. Demgegenüber stehen bei IaaS immerhin zwanzig Prozent (13 Prozent bei SaaS), die noch nichts davon gehört haben und 53 Prozent (73 Prozent bei SaaS), die ein solches Angebot bisher nicht in Betracht gezogen haben.
Zwar sind Versicherer in der Mehrzahl der Meinung, dass Cloud Computing für sie an Bedeutung gewinnen wird. Wichtig ist es aber zurzeit nicht: Auf der Liste der derzeit wichtigsten 15 IT-Themen liegt Cloud Computing abgeschlagen auf dem letzten Platz. Nur für sieben Prozent der Befragten misst dem Thema aktuell eine "große Bedeutung" zu, für 40 Prozent hat es zurzeit "keine Bedeutung".
Die wichtigsten Trends der IT-Dienstleister
An erster Stelle steht bei den Versicherungen die IT-Sicherheit, gefolgt von Integration, Schnittstellen und Datenstandards. „Das Vertrauen in den Bereichen Sicherheit und Datenschutz ist essenziell für die weitere Entwicklung der dienstbasierten Lösungen im Internet“, schreiben die Fraunhofer-Autoren.
Bedenken seien in diesen Themenbereichen sowohl bei den befragten IT-Dienstleistern als auch Versicherungsunternehmen weit verbreitet. Deshalb sei es notwendig, diese Bedenken durch geeigneten Technologieeinsatz sowie zuverlässige Lösungen abzubauen. Dabei gehe es nicht nur um eine technologische Herausforderung: "Das ist auch eine Frage der glaubwürdigen Kommunikation und der Nachweisbarkeit. Hier müssen sowohl IT-Anbieter als auch Wissenschaft und Forschung weiterhin Schwerpunkte setzen, um das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen“, so die Studienautoren.
Bisher ungenutzte Potenziale werden sowohl von Anbietern als auch von Anwendern vor allem in den Bereichen Vertriebsunterstützung, CRM, Schadenregulierung und Leistungsgewährung gesehen. Während aus Sicht der Dienstleister die wichtigsten Hürden für die Einführung neuer IT-Systemen in der Finanzierung und in der internen Organisation der Versicherungen liegen, geben die Versicherungsunternehmen als Hauptgrund die mangelnde Verfügbarkeit von Mitarbeitern an.
Einig sind sich jedoch beide Seiten, wenn es um die wichtigsten Kriterien für die Auswahl des IT-Dienstleisters geht: Hier rangieren Servicequalität, Flexibilität, Branchenwissen, Referenzen und wirtschaftliche Stabilität auf den vordersten Plätzen.
Die Nutzung von IaaS ist insgesamt etwas mehr verbreitet als die von SaaS, wobei der Bekanntheitsgrad bei IT-Dienstleistern gegenüber den befragten Versicherungsunternehmen etwas höher ist. Bei der Betrachtung dedizierter Dienste wird der Nutzen durch Anwender höher eingestuft als bei den generischen Konzepten IaaS und SaaS.
Welche Vorteile Unternehmen bei SaaS sehen
Die Vorteile von SaaS aus Sicht der teilnehmenden Unternehmen sind die vorteilhafte Kostenstruktur sowie die Entlastung der eigenen IT-Abteilungen. Als Haupthemmnisse gelten nach wie vor Sicherheitsbedenken und mangelnde Kompatibilität zu Altsystemen.
Aus Sicht der IT-Abteilungen ist insbesondere die Kooperation mit anderen Versicherungsunternehmen beim Betrieb von IT interessant. Sowohl die Kosten für Software-Lizenzen als auch für Internet-basierte Dienstangebote werden aus Sicht der Versicherungsunternehmen zunehmen, während Ausgaben für Hardware und Beratung zurückgehen.
Für die Studie "Cloud Computing in der Versicherungsbranche - IT-Trends im Internet der Dienste aus der Sicht von Anwendern und Anbietern“ hatte das Fraunhofer IAO 27 IT-Dienstleister befragt, die in der Versicherungsbranche IT-Produkte und Dienstleistungen anbieten. Auf Seiten der Versicherer gingen die Antworten von 14 Versicherungsunternehmen, vorwiegend aus dem Bereich der Schaden- und Unfallversicherung sowie einem versicherungseigenen IT-Dienstleister in die Ergebnisse der Studie ein.
Das sei zwar zu wenig, um von einer repräsentativen Umfrage zu sprechen, gebe aber dennoch einen guten Eindruck von den aktuellen Trends: "Sowohl bei der IT-Dienstleisterbefragung als auch bei der Versicherungsbefragung sind die Ergebnisse ein Schlaglicht auf die aktuelle Stimmungslage und aufgrund der Auswahl der Unternehmen als auch des Rücklaufs nur bedingt statistisch relevant“, räumen die Studienautoren ein.
Die vollständige Studie steht hier zum Download bereit.